07 Von fremder Hand
musste herausfinden, was genau an diesem Morgen geschehen war.
Sie war froh, das Café leer vorzufinden. Der mittägliche Ansturm war vorbei, und Buddy war gerade damit beschäftigt, die Tische abzuwischen. Als sie eintrat, lächelte er und lud sie mit einem Wedeln des Putzlappens ein, sich zu setzen.
»Schön, dich zu sehen, Darling. Mann, war das ein Scheißtag heute.« Sein gedehnter texanischer Akzent war immer noch nicht verblasst, wenn er auch seine Rede regelmäßig mit britischem Slang würzte.
»Und du bist kulturell verwirrt«, erwiderte Garnet. Irgendetwas an Buddys schlaksiger Gestalt und seinem ergrauenden Pferdeschwanz ließ sie immer noch an den Wilden Westen denken, obwohl er schwor, dass er mit Kühen bisher nur auf dem Teller zu tun gehabt hatte und dass er mit einem Pferd absolut nichts anzufangen wüsste, selbst wenn es ihn in den Hintern beißen würde.
»Wie wär’s mit Tee?«, fragte er. »Du siehst mir so aus, als könntest du etwas von dem echten Stoff gebrauchen.«
»Ja bitte«, antwortete Garnet dankbar. Sie wartete, bis er zwei Becher bereitet hatte und sie an den Tisch brachte.
»Wie geht es ihr denn?«, fragte er, während er gegenüber von ihr Platz nahm.
»Sie schläft - hoffentlich. Was ist heute Morgen passiert, Buddy?«
»Du kannst mich schlagen, ich weiß es nicht. Sie ist fünf Minuten zu spät gekommen - das war das erste Mal überhaupt -, mit verquollenen Augen und stumm wie ein Fisch. Dauernd hat sie Sachen fallen lassen, als hätte sie Butter an den Fingern, und dann hab ich gesehen, wie sie in die Suppe geheult hat.« Er schüttelte den Kopf. »Jeder konnte sehen, dass das arme Mädchen in dem Zustand nicht arbeiten konnte, und deshalb hab ich sie heim geschickt. Das hat ihr allerdings gar nicht gefallen.«
Garnet seufzte. »Ich hätte nie gedacht, dass ich mal für einen Teenager sorgen würde, und dazu noch für einen schwangeren. Sie ist heute Morgen früher als sonst weggegangen; ich dachte, sie wollte herkommen, um dir zu helfen.«
»Meinst du, sie hat sich mit jemand getroffen? Aber mit wem?«
»Ich tippe auf diesen verdammten Nick Carlisle. Allerdings habe ich es noch nie erlebt, dass sie wegen Nick so fertig gewesen wäre.«
»Vielleicht war es jemand anderes. Was ist denn mit dem Vater des Babys? Hat sie dir jemals was darüber gesagt?«
»Nicht die geringste Andeutung. Aber ich frage mich... Faith erzählte mir gestern Abend, dass Winnie Catesby vorhat, mit ihren Eltern zu reden. Könnte sein, dass sie deswegen so daneben ist.«
»Diese Priesterin?«
»Bei dir hört sich das an, als hätte Winnie irgendeine Krankheit, Buddy.« Garnet musste aller Besorgnis zum Trotz lachen. »Sie meint es nur gut.«
»Dann lass sie doch das Mädchen heim zu ihrer Mutter schicken. Damit hättest du eine Last weniger.«
»Das kann ich nicht«, erwiderte Garnet rundheraus.
»Und warum nicht, zum Teufel? Das wäre die einzig vernünftige Lösung, wenn du mich fragst.«
»Wäre es auch, aber sie ist dort nicht sicher.«
»Nicht sicher?« Buddy runzelte die Stirn. »Denkst du, ihr Vater könnte ihr wehtun?«
»Ich weiß nicht. Gesagt hat sie das nie, jedenfalls nicht so direkt. Aber irgendetwas stimmt mit dieser Familie nicht.«
»Der Kerl, der sich an dem Mädchen vergreift, kriegt es mit mir zu tun, ob er ihr Vater ist oder nicht«, schnaubte Buddy.
»Du bist ein guter Mann, Buddy, anders als viele andere. Aber so einfach ist es nicht.« Garnet suchte das, was sie mit solcher Gewissheit empfand, in Worte zu fassen. »Faith ist so etwas wie ein Angelpunkt, ein Magnet für Kräfte, die stärker sind als ihr Vater oder sonst irgendwer. Sie und ihr Baby sind in ernster Gefahr - dessen bin ich mir so sicher, wie ich mir noch nie irgendeiner Sache sicher gewesen bin. Faith muss bei mir bleiben. Es ist die einzige Möglichkeit, wie ich sie beschützen kann.«
»Und der Bursche, über den du dich so ereiferst - Nick? Ist er ein Teil dieser Gefahr?«
«Ich weiß es nicht. Aber er ist eine Ablenkung, und das ist etwas, was Faith im Moment nicht gebrauchen kann.«
Buddy spielte nervös mit seinem Teebecher, schließlich erwiderte er zögernd ihren Blick. »Bist du sicher, dass du da nicht... überreagierst?«
»Ich will nicht den Beweis abwarten, dass ich Recht hatte. Und es ist mir egal, was irgendwer denkt. Ich bin nicht bereit, Faiths Wohl aufs Spiel zu setzen,
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