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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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wird Sie als Stütze brauchen, als Anhaltspunkt, damit sie sich orientieren kann. Sprechen Sie zu ihr, fassen Sie sie an, halten Sie ihre Hand. Sagen Sie ihr, was ihr zugestoßen ist.«
      Jack umfasste Winnies Hand mit beiden Händen - sie fühlte sich kühl an, und er spürte keine Reaktion. »Winnie, ich bin’s, Jack«, begann er unbeholfen. »Du hast ein bisschen was auf den Schädel bekommen, aber es wird alles wieder gut, Schatz.«
      »Reden Sie nur immer weiter«, instruierte ihn Maggie, als er abbrach. »Ich lasse Sie noch ein paar Minuten mit ihr allein.« Mit unbewegtem Gesicht ging sie weg, um nach einem anderen Patienten zu sehen.
      Jack kramte aus seiner Tasche das Gebetbuch hervor, das das  Krankenhauspersonal in Winnies Handtasche gefunden hatte, und begann laut zu lesen in der Hoffnung, die vertrauten und tröstlichen Worte würden irgendwie zu ihr durchdringen. »O Herr, unser himmlischer Vater, allmächtiger und ewiger Gott, der du uns sicher bis zum Beginn dieses Tages gebracht hast: Schütze uns weiter mit deiner Stärke, und lass uns an diesem Tage nicht in die Sünde verfallen, noch irgendeiner Gefahr begegnen; möge all unser Tun von Deinem Ratschluss geleitet sein...« Seine Stimme versagte; er senkte den Kopf und schlug das kleine in Leder gebundene Buch mit den vergoldeten Seitenrändern zu. Es war Winnies Gebetbuch, ein Geschenk ihrer Eltern zu ihrer Konfirmation, wie sie ihm einmal erzählt hatte. Kurz darauf waren sie beide bei einem Bootsunglück ums Leben gekommen, und seither hütete sie das Buch wie einen Schatz.
      Wie hatte sie es geschafft, einen solchen Schmerz zu überleben, ohne Schaden zu nehmen? Er redete flüsternd auf sie ein, rieb ihre Hand, sagte ihr, dass er sie liebte, dass sie stark sei und dass er nicht zulassen würde, dass irgendetwas - was es auch immer sei - sie ihm wegnähme.
      Maggie erschien wieder an seiner Seite und berührte ihn sanft an der Schulter. »Sie müssen jetzt leider gehen, aber Sie können in ein paar Stunden wiederkommen.« Als Jack sich erhob und widerstrebend Winnies Hand losließ, fügte sie hinzu: »Habe ich nicht irgendjemand sagen hören, Winnie sei Pfarrerin?«
      »Ihre Gemeinde ist St. Marys in Compton Grenville.«
      »Wenn sie Musik liebt, dann könnten Sie ihr vielleicht etwas mitbringen und es ihr Vorspielen. Musik kann bei manchen Leuten sehr viel bewirken, besonders wenn sie ein wichtiger Bestandteil ihres täglichen Lebens ist.«
      »Kann ich Ihnen das hier lassen?« Jack hielt ihr das Gebetbuch hin. »Vielleicht kommen Sie ja mal dazu, ihr daraus vorzulesen. Oder falls sie aufwacht...« Er hob den Kopf und blickte verzweifelt in Maggies haselnussbraune Augen. »Was ist, wenn sie aufwacht, während ich weg bin? Oder...«
      Maggie fischte einen Zettel und einen Stift aus ihrer Kitteltasche. »Haben Sie ein Handy?« Jack nickte. »Geben Sie mir die Nummer, dann rufe ich Sie an, falls sich irgendetwas tut.«
      Jack dankte ihr, warf Winnie noch einen letzten Blick zu und ging hinaus in die Wartezone. Dort ließ er sich auf irgendeinen Stuhl fallen, erschüttert von der Erkenntnis, dass er es nicht ertragen würde, sie zu verlieren, dass er es nicht ertragen würde, wieder in die einsame Wüste verbannt zu werden, die sein Leben nach Emilys Tod gewesen war.
      Und er konnte es auch nicht ertragen, einfach nur dazusitzen und zu warten. Es gab zu viele unbeantwortete Fragen. Was würde Winnie ihnen erzählen, wenn sie aufwachte - dass es daran Zweifel geben könnte, weigerte er sich einzugestehen. Warum hatte sie ihre Freundin Fiona zu dieser späten Abendstunde besuchen wollen? Wo war sie vorher gewesen? Warum hatte sie ihn nicht angerufen? Und was hatte sie gesehen, bevor das Auto sie erfasste?
      Es musste doch irgendetwas geben, was er tun konnte. Die Polizei hatte gewiss kein sehr großes Interesse an der Aufklärung des Falles erkennen lassen. Winnie war viel zu vernünftig, als dass sie blindlings mit dem Fahrrad den Weg eines herannahenden Fahrzeugs gekreuzt hätte. Aber wie hätte der Unfall anders passieren können? Es sei denn, jemand hätte sie absichtlich angefahren. Und das war unvorstellbar.
      Er würde Fiona aufsuchen. Vielleicht hatte Winnie sie angerufen und ihr etwas gesagt, wodurch sich ihr rätselhaftes Auftauchen in der Bulwarks Lane aufklären würde.
      Und es gab noch jemanden, den er anrufen konnte; jemanden, der ihm zuverlässig sagen würde, ob er vollkommen verrückt

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