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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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amüsierten Blick zu. »Erzähl mir nicht, dass du plötzlich das Landleben für dich entdeckst. Das hätte ich ja nie von dir erwartet.«
      »So weit würde ich auch nicht gehen. Es ist bloß -« Sie brach ab, denn sie wusste einfach nicht, wie sie die plötzliche Sehnsucht erklären sollte, die sie beim Anblick dieser friedlichen Landschaft mit ihren sanften Hügeln überkam. Stattdessen zuckte sie mit den Schultern. »Vielleicht war ich einfach nur mal urlaubsreif, weiter nichts.« Aber zum ersten Mal fragte sie sich, wie sehr Kincaid wohl seine Heimat Cheshire vermisst hatte.
      »Aufgepasst jetzt«, sagte er, nachdem er einen Blick auf die Karte geworfen hatte. »Es ist an diesem Ende von Compton Dundon.«
      Sie nickte, verlangsamte die Fahrt und kam schon bald an die richtige Abzweigung; und nachdem sie zwei oder drei Kilometer weitergefahren waren, entdeckten sie auch den Wohnwagen, der etwas abseits der Straße stand. Er hatte schon bessere Zeiten gesehen und wirkte verloren auf der Wiese, wo nur ein paar zottelige Schafe weideten. Nick Carlisles Motorrad stand neben der Tür des Wohnwagens.
      »Wir lassen das Auto wohl besser an der Straße stehen und gehen zu Fuß, was meinst du?«, schlug Kincaid vor. »Diese Wiese kommt mir ein bisschen tückisch vor.«
      Gemma fand eine breitere Stelle am Straßenrand, wo sie den Wagen parkte, und sie bahnten sich ihren Weg über den zerklüfteten, aufgeweichten Boden. »Hier muss es heftiger geregnet haben«, sagte sie leise und verstummte, als sie sich dem Wohnwagen näherten. Es waren keine Fernseh- oder Radiogeräusche zu hören, und als Kincaid an die Tür klopfte, hallte es wie ein Gewehrschuss in der stillen Luft.
      Nick erschien augenblicklich an der Tür; er wurde blass, als er die beiden erblickte. »Was gibt es? Was ist passiert? Ist Faith -?«
      »Nein, ihr geht es gut«, beruhigte Gemma ihn hastig.
      »Und was -«
      »Wir wollten Sie nur kurz sprechen. Können wir reinkommen?«
      »Oh. Entschuldigung.« Er trat zur Seite und hielt ihnen die Tür auf. »Meine bescheidene Hütte. Bescheiden im wahrsten Sinne des Wortes.«
      Nicht nur bescheiden, auch unordentlich, dachte Gemma, als sie sich drinnen umsah. Es war im Grunde nur ein einziger Raum, mit einer Kochecke auf der einen Seite und einem Schlafbereich auf der anderen und einer Trennwand am hinteren Ende, hinter der sich Dusche und Toilette befinden mussten. Auf dem Abtropfbrett stapelte sich Geschirr, Kleidungsstücke lagen am Boden verstreut, doch zum größten Teil bestand das Chaos aus Büchern. Sie nahmen allen verfügbaren Raum ein. Ein paar Stapel schienen gar ihren festen Platz auf dem Bett zu haben, als ob sich Nick beim Schlafen um sie herum arrangierte.
      Nick sah müde und zerknittert aus. Er starrte sie an und blickte sich dann verwirrt um, als wisse er nicht, was er mit seinen Besuchern anfangen solle.
      Kincaid deutete auf den kleinen Tisch. »Vielleicht können wir uns ja hinsetzen?«
      »Oh. Sicher.« Nick räumte hastig die beiden Stühle frei, indem er kurzerhand sämtliche Bücher und Papiere auf den Boden legte. Dann rückte er mit triumphierender Geste die Stühle zurecht. »Tee?«
      Gemma wandte den Blick von der Kochecke ab. »Nein danke, machen Sie sich keine Mühe. Wir wollten uns nur kurz über gestern unterhalten.«
      Nick drehte den dritten Stuhl um und setzte sich rittlings darauf, während er die beiden misstrauisch beäugte. »Also gut. Unterhalten wir uns.«
      »Sie sagten, Sie hätten Faith gestern Nachmittag und gestern Abend überall gesucht«, sagte Kincaid in entspanntem Ton. Als Carlisle bestätigend nickte, fuhr er fort. »Aber Sie sind nicht im Bauernhaus gewesen?«
      Dieses Mal wirkte das Kopfschütteln des jungen Mannes nicht so bestimmt.
      »Ist das nicht ein wenig merkwürdig?«, fragte Gemma. »Da würde man doch normalerweise zuerst nachsehen.«
      »Ich - ich hatte Faith versprochen, nicht mehr dorthin zu gehen. Garnet hatte etwas dagegen.«
      »Aber Sie machten sich doch offenbar Sorgen um Faith«, sagte Kincaid. »Und Sie hatten ihr aufgetragen, sie solle sich Garnets Lieferwagen anschauen. Wäre ich an Ihrer Stelle gewesen und hätte geglaubt, dass Garnet für Winnies Unfall verantwortlich sein könnte, ich hätte das ganze Haus auf den Kopf gestellt, um sie zu finden.«
      »Ich -« Nick zögerte. Dann schien er seine Entschlossenheit wiedergefunden zu haben. »Hören Sie, ich weiß, dass Sie

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