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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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eingeladen.
      So streckte er sich stattdessen auf dem Bett aus und sann über die unvorhergesehenen Ereignisse seit ihrer Ankunft in Glastonbury nach. Er hatte erwartet, ein paar Tage damit zu verbringen, seinen Cousin wegen der Sache mit dem Unfall seiner Freundin zu beruhigen. Jetzt hatte er es mit einem Mord zu tun, mit einem mutmaßlichen Mordversuch, mit der Möglichkeit, dass Jacks Freund Nick der Hauptverdächtige in dem Mordfall war, und obendrein noch mit dem bizarren Phänomen, dass Jack Botschaften eines Mönchs zu Papier brachte, der seit achthundert Jahren tot war. Die Komplikationen, die sich aus jedem einzelnen dieser Umstände ergaben, waren Schwindel erregend.
      Er hätte sich nicht darauf einlassen sollen. Wenn sich herausstellte, dass Nick Carlisle des Mordes schuldig war, und wenn Kincaid dazu beitrug, dass er zur Rechenschaft gezogen wurde, dann würde seine Beziehung zu seinem Cousin vielleicht dauerhaft Schaden erleiden. Er hatte dergleichen Situationen schon zu oft erlebt. Der Job vertrug sich nicht mit privaten und familiären Rücksichten.
      Und dazu kam noch, dass Gemma sich augenscheinlich ausnehmend gut mit diesem jungen Mädchen verstand. Bereits jetzt schien sie geneigt, Faith in Schutz zu nehmen, und Kincaid befürchtete, dass diese - falls Carlisle tatsächlich der Mörder von Garnet war - sich zu einem gewissen Grad der Mittäterschaft schuldig gemacht hatte. Gemma war in letzter Zeit ohnehin schon sehr empfindlich gewesen, auch ohne dass sie sich in einer rein dienstlichen Angelegenheit emotional engagierte.
      Aber er konnte schwerlich jetzt noch einen Rückzieher machen und nach London zurückkehren, zumal solange auch nur die geringste Wahrscheinlichkeit bestand, dass Winnie Catesby noch in Gefahr schwebte.
      Blieb noch Jack. Sein Cousin hatte noch nie eine allzu überbordende Fantasie besessen, und auch jetzt schien er im Grunde ganz normal - bis auf das automatische Schreiben eben. Und da Kincaid keine logische Erklärung für das fand, was er mit eigenen Augen beobachtet hatte, würde er wohl oder übel die Mitteilungen des Edmund von Glastonbury für bare Münze nehmen müssen.
      Kincaid sah nervös auf seine Uhr. Falls Gemma nicht tatsächlich Carlisle angetroffen hatte, dachte er, dann würden sie seinen Wohnwagen im Dunkeln suchen müssen. Er hatte gerade die Füße über die Bettkante geschwungen, um aufzustehen, als er eilige Schritte auf der Treppe hörte.
      »Was war denn los, um Himmels willen?«, fragte er, als Gemma ins Zimmer trat. Ihre Wangen waren gerötet und ihr Haar zerzaust; es sah aus, als sei sie gerannt.
      »Ach - ich war nur... Ich hab mir unterwegs kurz die Abtei angeschaut.« Sie ging zur Frisierkommode, löste ihr Haar und begann es auszubürsten. »Ich weiß jetzt, wie wir hinkommen. Gib mir noch eine Sekunde, dann können wir los.« Mit einer Geschwindigkeit, die ihn immer aufs Neue verblüffte, flocht sie ihre Haare wieder zusammen. Dann drehte sie sich lachend zu ihm um. »Fertig?«
     
    »Das da ist Wearyall.« Kincaid zeigte auf den lang gezogenen, buckligen Hügel, der zu ihrer Linken aufgetaucht war, nachdem sie Glastonbury hinter sich gelassen hatten. »Nach der Legende war es das erste Land, das Joseph von Arimathia nach seiner Abreise aus dem Heiligen Land zu Gesicht bekam.«
      »Das hier lag also alles unter Wasser?«, fragte Gemma überrascht. Sie mussten zunächst in westlicher Richtung fahren, bis zu dem nur drei Kilometer entfernten Städtchen Street, und von dort weiter nach Süden bis zu dem Dorf Compton Dundon.
      »Fast die ganze Gegend. Deshalb spricht man auch von der Insel Avalon. Damals muss der Glastonbury Tor das einzige Land gewesen sein, das im Umkreis von vielen Kilometern aus dem Meer herausragte. Und das«, fuhr er fort, als sie einen träge dahinfließenden Bach überquerten, »ist der Brue. Als Kind war ich ganz erschüttert, als ich erfuhr, dass hier der Pons Perilis gestanden haben soll, die Brücke, auf der König Artus seine Marienerscheinung hatte.«
      »Sieht nicht sehr beeindruckend aus, was?«, pflichtete Gemma bei. Sie erreichten den Ortseingang von Street. Das Städtchen wirkte wohlhabender und moderner als Glastonbury, wenn auch weniger reizvoll. Sie ließen es zügig hinter sich und erblickten nun zur Linken eine Hügelkette, die von der Abendsonne beschienen war.
      »Eine schöne Gegend ist das hier«, meinte Gemma ein wenig versonnen.
      Kincaid warf ihr einen

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