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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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weißt?«
      »Ich war ein schrecklich neugieriges Kind. Nur gut, dass ich als Erwachsener ein Ventil dafür gefunden habe, sonst hätte ich wohl ein schlimmes Ende genommen.« Er nahm sie in die Arme, ließ sie aber gleich darauf wieder los. »Ich muss noch ein paar Anrufe erledigen, bevor wir wieder losgehen; vielleicht willst du ja inzwischen auspacken.«
      »Nicks Buchladen ist nur ein paar Häuser weiter, nicht wahr? Ich könnte doch mal versuchen, seine Adresse herauszubekommen und anschließend wieder hierher kommen. So sparen wir ein bisschen Zeit.«
      Sie begann die Magdalene Street entlangzugehen. Gerne hätte sie mehr von der Abtei gesehen, doch nach einem verlockenden Blick durch die Stäbe eines schmiedeeisernen Zauns hindurch wurde ihr die Sicht zunächst durch die öffentlichen Toiletten versperrt, dann durch einen hässlichen Parkplatz. Dahinter erblickte sie den tunnelartigen Eingang der Abtei, und auf der anderen Straßenseite Nicks Buchladen.
      Es dauerte nicht lange, bis sie die gewünschte Information eingeholt hatte. Die Inhaberin der Buchhandlung erklärte ihr, dass Nick kein Telefon habe, beschrieb ihr jedoch, wie sie seinen Wohnwagen in Compton Dundon finden konnte.
      Gemma bedankte sich und trat wieder hinaus auf die Straße. Sie überquerte den gepflasterten Platz mit dem Marktkreuz in der Mitte, wo die Magdalene Street die High Street kreuzte. Von dort warf sie einen Blick in die High Street, um sich ein Bild von der Stadt zu verschaffen. Nett, aber nicht außergewöhnlich, war ihr Eindruck - abgesehen von der hohen Dichte von New-Age-Läden, die Kerzen, Kunsthandwerk, Kristall, Kleider und alle erdenklichen Mittelchen und Pülverchen feilboten.
      Schließlich ging sie den Weg zurück, den sie gekommen war. Wieder kam sie am Eingang der Abtei vorbei, und diesmal ging sie hinein. Am Ende des blumengesäumten Durchgangs stieß sie auf einen Souvenirladen und den Eingang zum Museum und zum eigentlichen Abteigelände. Hinweisschilder wiesen ihr den Weg vorbei an den Ausstellungsstücken und dem »Brass Rubbing Centre«, wo die Touristen sich Abdrücke von den Messinggrabplatten anfertigen konnten, bis sie endlich durch die Tür trat, die zu den Ruinen der Abtei führte.
      Über die ausgedehnte Rasenfläche hinweg blickte sie direkt auf die Abtsküche; etwas näher zu ihr stand ein halb verfallenes Gemäuer, dessen Form sie an einen Blumenkohl erinnerte. Doch es zog sie nach links, vorbei an der kleineren, besser erhaltenen Kirche mit dem dezenten Schild, das sie als Marienkapelle auswies, und auf die Zwillingstürme zu, deren Silhouette ihr so vertraut erschien wie ihre eigene Hand. Das Gras wirkte grüner, der Himmel blauer als alles, was sie bisher gesehen hatte, und die Luft war von einer Stille, wie sie sie noch nie erlebt hatte.
      Langsam schritt sie über das federnde Gras an der einzigen verbliebenen Wand des Kirchenschiffs vorbei, bis sie ihr Ziel erreicht hatte. Nördliches Querschiff und Südliches Querschiff stand auf den Schildern. Dies war also der große Mittelgang der Kirche gewesen, nicht etwa der Eingang, wie sie anfänglich geglaubt hatte. Sie blickte nach oben, voller Staunen über dieses Wunderwerk menschlicher Gestaltungskraft.
      Sie hatte jedes Zeitgefühl verloren, nahm nur noch den Augenblick wahr. Es schien, als könne nichts die friedliche Ruhe innerhalb der Klostermauern stören - und mit neuem, von der Erfahrung geprägtem Entsetzen dachte sie an Jacks Geschichte von den Mönchen, die von ihrem eigenen Abt ermordet worden waren.
      Erst als sie die Hand ausstreckte, um die Steinplatte zu berühren, die einst der Hochaltar gewesen war, fiel ihr Blick auf ihre Armbanduhr. Eine Stunde war vergangen, seit sie durch das Tor der Abtei getreten war. Ihr selbst war es wie wenige Minuten vorgekommen. Kincaid musste glauben, sie habe sich verlaufen oder sei gekidnappt worden.
      Während sie zum Ausgang eilte, kam ihr der Gedanke, dass diese Alternativen vielleicht nicht abwegiger waren als die Wahrheit - aber wie sollte sie ihm beibringen, dass ein Zauber sie gebannt hatte?
      Kincaid hatte seine Telefonate längst erledigt und es aufgegeben, aus dem Fenster zu starren. Obwohl er versucht war, hinauszugehen und nach Gemma zu suchen, hielt er sich an seine Grundregel, an Ort und Stelle zu bleiben, falls man getrennt wurde. Vielleicht hatte sie Nick Carlisle doch im Buchladen angetroffen und den jungen Mann zu einer Tasse Kaffee

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