07
Eigentlich war es nicht wirklich ein Pflegeheim. Das Haus gehörte einer examinierten Krankenschwester, die sich hier um drei Patienten kümmerte, darunter auch mein Großvater. Sie wusste, wie man
5°
Medikamente verabreichte und Verbände wechselte und wann man besser den Arzt rief.
Davon profitierten alle Beteiligten: Sie verdiente ihren Lebensunterhalt und schaffte es, meinen Großvater nicht mit einem Kissen zu ersticken. Die Patienten lebten in einem richtigen Haus und starben nicht in einem unpersönlichen Krankenhaus.
„Hau ab", sagte der geliebte Verwandte mütterlicherseits zur Begrüßung.
„Hi, Opa. Ich bin nur gekommen ..."
„Hast du mir ein Budweiser mitgebracht?"
„.. um dir zu sagen, dass ich geheiratet habe."
Er blinzelte mich aus wässrig blauen Augen an. Sein Haar war dicht und vollkommen weiß - anscheinend gedieh es gut mit Budweiser. Seine Augenbrauen sahen aus wie böse Albino-Raupen. Er saß in seinem Rollstuhl am Fenster, in Trainingshosen und ein blau kariertes Hemd gekleidet, an den Füßen keine Socken, aber flache Slipper.
Er brauchte keinen Rollstuhl, aber Mr Mueller im Zimmer nebenan hatte einen und mein Großvater hatte jeden Teller, den er in die Finger bekam, zerbrochen, bis Schwester Jenkins endlich nachgegeben und einen für ihn bestellt hatte. Mr Mueller hatte auch einen künstlichen Darmausgang, aber mein Großvater hatte großzügigerweise darauf verzichtet, ebenfalls einen haben zu wollen.
Außer Ant, und vielleicht dem Teufel, war er der böseste Mensch, den ich kannte. Wenn ich es recht bedachte, waren alle Männer, mit denen ich aufgewachsen war, entweder ..
„Ist deine Mutter immer noch so fett?"
„Sie hat genau das richtige Gewicht für ihre Größe und ihr Alter, du klappriger, stinkender Mann!", blaffte ich. Großartig, ein neuer Rekord. Ich war erst seit acht Sekunden mit ihm in einem Raum und schon schrie ich. „Es ist ein Wunder, dass sie keine Psychopathin ist, nachdem sie einen fiesen, alten Mann wie dich zum Vater hatte!"
„Hallo", sagte Sinclair. „Ich bin Eric Sinclair, Elizabeth' Mann."
Großvater starrte den König der Vampire finster an. „Sie sehen aus, als wären Sie Halbindianer. Haben Sie ein bisschen Rothaut in sich, Junge?"
„Möglich", sagte Sinclair sanft, während ich stöhnte und in ein Sofakissen biss.
„Ich habe meinen leiblichen Vater nie kennengelernt."
Ich spuckte ein paar Federn aus und starrte ihn an. „Du kennst deinen Vater nicht?"
„Er könnte auch ein halber Schwarzer sein", brüllte mein allerliebster, sterbender Verwandter. „Er könnte .. er könnte ein Katholik sein!"
„Ich glaube, ich bin Kalifornier", ließ uns Sinclair wissen.
„Auf jeden Fal . . habe ich geheiratet und das ist der Mann, schön dich wieder einmal gesehen zu haben, stirb noch nicht so bald, weil ich noch eine Beerdigung dieses Jahr schwer ertragen könnte, auf Wiedersehen."
„Jawohl", sagte mein Großvater und leckte sich die Zähne (er hatte sie noch alle .. ein chronischer Trinker und Raucher mit wunderschönem Haar und perfekten Zähnen). „Ich hoffe, die Hexe bumst jetzt mit dem Teufel in der Hölle."
„Ich glaube nicht, dass der Teufel vom anderen Ufer ist", sagte ich wahrheitsgemäß. Endlich erinnerte ich mich wieder, warum ich dem alten Knacker nicht schon vor Jahren den Hals umgedreht hatte.
Sinclair räusperte sich. Ich betete, dass er nicht herauszufinden versuchte, welcher von beiden älter war, er oder mein Großvater. „Oh, Sie kannten die . .
äh .. verstorbene Mrs Taylor?"
„Ob ich sie gekannt habe? Habe sie windelweich geprügelt."
26
„Wie nett."
„Die Fotze hat meinem Mädchen den Mann geklaut." Eine Katze schlenderte näher und mein Großvater trat nach ihr, dass sein Slipper flog. Sinclair fing ihn im Flug auf und überreichte ihn höflich meinem Großvater. „Sie hatte es verdient, zu Boden zu gehen."
„Zu .. Boden zu gehen?"
„Ein Faustkampf. Halloween, ich war fünfzehn. Die Polizei kam", erinnerte ich mich, „und so weiter."
„Die Schlampe ging mit weniger Zähnen ins Grab, als ich im Mund habe", kicherte mein warmherziger, freundlicher Großvater.
„Sie haben sich mit einer Frau geschlagen?"
„Sie hätte besser daran getan, die Beine nicht für einen verheirateten Mann breit zu machen. Und dein Vater", er sah mich an, „war immer ein nichtsnutziger Bastard."
„Wenn ich mich recht erinnere, traf auch ihn an diesem Abend eine Faust im Gesicht."
„Und er hätte auch meinen
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