07
Frau des Staates ..."
„Der reichste Mensch", korrigierte Jessica ihn freundlich.
„.. ein heißes Date. Du bist dir doch im Klaren darüber, meine Liebe, dass er dich nur wegen deines Geldes will, oder?"
„Sein Großvater war einer von den Deeres."
Wir glotzten sie an. Diese nicht unwesentliche Information war uns neu.
„Nicht. . wahr!", sagte Marc fast schreiend.
„Doch." Jessica warf sich einen weiteren Granatapfelkern in den Mund und versuchte, nicht selbstzufrieden auszusehen. Aber, wie immer, gelang ihr das nicht.
„John Deere, wie der Hersteller von Traktoren?", tastete ich mich vorsichtig weiter vor. (Wie der Hersteller, bei dem praktisch alle Farmer ihre Traktoren, Mähdrescher und Anhänger kauften.)
„Jawohl. Er scheißt Gold."
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„Mjam", sagte Marc träumerisch.
Ein paar Sekunden lang versuchte ich vergeblich, etwas zu sagen, und stieß schließlich hervor: „Warum hast du uns das nicht schon früher gesagt?"
„Warum sollte ich? Was macht es für einen Unterschied, ob er einen siebenstelligen Treuhandfond hat?"
„Nun, es macht den Mann zumindest attraktiver", platzte Marc heraus. „Geld ist sehr vorteilhaft für die Größe eines Schwanzes."
„Fick dich doch selbst", gab sie ihm zur Antwort.
„Wenn ich das nur könnte", klagte er. „Anders bekomme ich ja keinen Sex, das ist sicher."
Wie erbost ich und Marc auch darüber waren, dass wir als Letzte über den neuesten Klatsch informiert wurden (ich wahrscheinlich noch mehr als er, schließlich waren sie und ich beste Freundinnen), Jessica meinte es ernst. Für sie machte es keinen Unterschied, ob Nick reich war. Es interessierte sie nicht.
Mir kam der Gedanke, dass Sinclair es möglicherweise schon seit einer Ewigkeit wusste und versäumt hatte, dieses Wissen mit mir zu teilen. Musste wohl daran liegen, dass er ein wohlhabender Mann war. Dies war anscheinend die Woche, in der ich Sachen erfuhr, die ich eigentlich schon längst hätte wissen müssen.
„Ich mach die Tür auf", sagte ich düster, weil ich wusste, dass keiner von beiden hören konnte, wie Nick die Einfahrt heraufkam, und weil ich dachte, dass ich so am schnellsten herausfinden würde, warum er gekommen war.
Als ich die Küche verließ, stieß ich fast mit meinem Ehemann zusammen.
„Ich gehe zur Tür", erklärte ich und wollte mich an ihm vorbeidrängen.
Er folgte meiner Bewegung, sodass es für mich, breit, wie er war, kein Durchkommen gab. „Ich begleite dich."
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Ich starrte zu ihm hoch. Er musste gestorben sein, nachdem er sich gerade rasiert hatte. Zumindest hatte ich nie gesehen, wie er sich rasierte, und im Badezimmer fanden sich keine Rasierutensilien. Junge, er sah fantastisch aus.
Fantastisch und unnahbar, wie der Sonnenaufgang, den er nie erleben würde.
Es gab Zeiten, da blickte ich in dieses perfekte, undurchdringliche Gesicht und fragte mich, was er wohl gerade dachte. Manchmal war es mir ein Rätsel, warum er von allen Vampiren auf der Welt ausgerechnet mich wollte.
Immer noch machten wir unseren kleinen Tanz von einem Fuß auf den anderen im Flur. „Warum willst du mit mir kommen?"
„Vielleicht weil ich es nicht ertragen kann, ohne deine göttliche Anwesenheit zu sein?"
Als die Küchentür hinter uns zuschwang, hörte ich, wie Marc so tat, als müsse er brechen. „Nein, ernsthaft." Aber bei Sinclair wusste ich nie, was er wirklich ernst meinte.
„Ich vermisse dich und möchte Zeit mit dir verbringen?"
„Komm schon."
„Ich komme", sagte er und ging hinter mir her. „Ja, ja, das ist schon seit fünf Sekunden nicht mehr lustig." „Wenn es doch nur so wäre", seufzte mein Ehemann. „Sinclair, was zum Teufel ist los?"
„Du triffst auf Detective Berry, der dich vor nicht allzu langer Zeit mit einer Schusswaffe bedroht hat, und daher werde ich ebenfalls anwesend sein. Das ist alles."
„Das ist alles?"
„Oh. Und wenn er noch einmal eine Schusswaffe in deiner Nähe zieht, reiße ich ihm seine Arme ab und stopfe sie ihm in die Gurgel."
Das sagte er genau in dem Moment, als ich die Haustür aufriss. „Das wirst du nicht tun! Dann wird Jessica unausstehlich werden." (Noch unausstehlicher.) Dann sagte ich: „Warte mal
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eine Sekunde! Du wusstest vor mir, dass Nick mich besuchen würde, obwohl er versucht hat, mich zu töten?"
„Selbstverständlich."
„Du Scheißkerl."
Nick, ärgerlicherweise gut aussehend, blond und breitschultrig, grinste uns an. Zum ersten Mal fiel mir auf, wie gut er sich von seinem Gehalt als
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