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Stiefel im Hintern zu spüren bekommen, wenn die Bullen mir nicht schon die Handschellen angelegt hätten!"
„Der Polizist hat mir einen Lutscher gegeben", erinnerte ich mich, „und mich zu Mom gebracht, damit ich dort bleiben konnte. Sie hat den Polizeibericht gelesen." Ich beugte mich über ihn und küsste ihn auf seine faltige Stirn. Und gab ihm die Einkaufstasche, die voller Budweiser-Dosen war.
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„Wer ist da?", fragte ich gähnend, als ich in die Küche schlenderte. Als Sinclair endlich genug gelacht hatte, hatte er es sehr eilig gehabt, zur Villa zurückzukehren, wofür ich auch Verständnis hatte. Er war in die Bibliothek geschlichen, um in dem Buch der Toten zu lesen, und ich ging in die Küche, um so zu tun, als wüsste ich es nicht. Und um mir einen Smoothie zu machen.
„Wo da? Hier da?" Marc gähnte ebenfalls und kratzte sich an der Brust. Er roch wie ein Wattebausch, antiseptisch, und steckte immer noch in seinen Krankenhausklamotten. Als ich ihn kennenlernte, hatte er den Kopf fast kahl geschoren. Jetzt trug er sein dunkles Haar schulterlang und es fiel ihm immer wieder in die Augen. Wie er so seine Patienten im Krankenhaus untersuchen konnte, war mir ein Rätsel. „Ich hasse deine komischen Vampirsuperkräfte.
Sie sind gruselig."
„Lügner."
„Es ist Nick", gab Jessica bekannt, schlug die Kühlschranktür zu und drehte sich zu uns um, in der linken Hand einen Granatapfel (einen Granatapfel! Sie isst die Dinger wie Orangen!).
„Oh."
Dann sollte ich wohl besser gehen. Erst kürzlich hatte ich herausgefunden, dass Detective Nick, der meine beste Freundin liebte, mich hasste. Und nicht so, wie man Nasenpopel hasst. Eher so wie die Pest. Wie Hungersnot. Und die Tatsache, dass ich es verdient hatte, macht es nicht einfacher. „Seid ihr heute Abend verabredet?"
„Nein", sagte sie kryptisch und ich hätte sie am liebsten ge 27
würgt. Wenn Jess nicht mit der Sprache herausrücken wollte, konnte man ihr eine Pistole an den Kopf halten und sie würde einem immer noch ins Gesicht lachen. Das war vielleicht so, wenn man reich aufgewachsen war. Sinclair war genauso. Wenn man mir eine Pistole an den Kopf hält, rede ich, bis Ihnen die Ohren abfallen.
Dann fragte sie: „Wie geht es deinem Großvater?"
„Immer noch besorgt, dass deine schwarze Haut ansteckend sein könnte."
„Das ist der Plan. Erst du, dann all die anderen Blonden, dann die Brünetten und Rothaarigen. Wenn wir erst einmal die Frauen haben, kommen auch alle Babys schwarz zur Welt. Für diesen Plan haben wir alle auf der letzten Versammlung der schwarzen Verschwörer gestimmt." Sie achtete nicht auf Marcs Gekicher und fügte hinzu: „Ich wette, Sinclair hat sich nicht mehr eingekriegt vor Lachen."
„Das ist noch milde ausgedrückt. Zuerst war er ganz sanft und nostalgisch gestimmt. Sagte, wie schön es wäre, noch lebende Verwandte zu haben, aber mein Großvater hat ihn schnell vom Gegenteil überzeugt. Was macht Nick hier?"
„Tja", sagte Jessica geheimnisvoll.
„Arbeitet er nachts als Schreiner? Weil wir nämlich keinen mehr brauchen.
Das Team, das du angeheuert hast, hat tolle Arbeit geleistet." Und das hatte es wirklich. Wenn nicht der Geruch von Holz und frischer Farbe gewesen wäre, hätte man meinen können, es wäre nichts geschehen.
„Ja, danke, Jessica. Was schulden wir dir?" Jetzt, da ich mit einem reichen Mann verheiratet war, konnte ich so etwas sagen, ohne dass Jessica in höhnisches Gelächter ausbrach. Aber wie gewöhnlich winkte sie nur ab. Sie war immer schon reich gewesen und daher war es für mich ganz selbstverständlich, dass sie reich war. Und genauso erging es ihr auch. Aber Jessica war
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nie zickig, wenn es um Geld ging, sondern sah es als etwas, das immer da war und immer da sein würde, wie ihre Hautfarbe und ihr Musikgeschmack.
„Also", fuhr ich fort, „ich will ja nicht darauf herumreiten .. "
„Nein, du doch nicht!", sagte Marc.
„Niemals", sagte Jessica.
Ich warf den beiden einen bösen Blick zu. „Was tut Nick also hier?"
„Was geht dich das an?", fragte Marc, nahm einen Apfel aus dem Korb auf dem Küchentresen und biss geräuschvoll hinein. „Er würde dich lieber tot als in Blahniks aus der letzten Saison sehen."
Ich schauderte und wischte mir Apfelstückchen von der Wange. „Das war gemein. Selbst aus deinem Munde."
„Ganz offensichtlich", fuhr Marc fort und schüttelte sich die Haare aus den Augen (und in Jessicas Granatapfel), „haben er und die reichste
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