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070 - Neues vom Hexer

070 - Neues vom Hexer

Titel: 070 - Neues vom Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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warf seine Karten erst weg, als sechshundert Pfund geboten worden waren. Grab bot noch bis achthundert mit, dann folgte er Lijahs Beispiel. Der Doktor bot tausend.
    »Und zweihundert«, sagte Welks kühn.
    Dr. Morane kalkulierte schnell. Der Mann war ein paar tausend Pfund wert, wenn man ihn nur in der richtigen Weise behandelte.
    »Ich halte mit«, erwiderte er und wäre beinahe zusammengebrochen, als Mr. Welks triumphierend vier Asse zeigte.
    Hollander nahm unauffällig die Karten vom Tisch, ließ sie mit einer blitzartigen Bewegung in seinen Schoß fallen und brachte ein neues Päckchen zum Vorschein. Diesen Trick handhabte er so gewandt, daß er von niemand darin übertroffen wurde.
    »Geben Sie«, sagte der Doktor, als er abheben sollte.
    Diesmal konnte kein Fehler unterlaufen sein. Er hatte vier Buben, und Hollanders Nicken und Grabs Gähnen verrieten ihm, daß jeder von ihnen ein As, einen König und eine Königin hatte. Mr. Welks zog noch zwei Karten, und Morane wußte nun, daß der Mann zwei Könige und drei Zehnen in der Hand hatte.
    Sie boten bis achthundert. Das war allerdings schon eine sehr hohe Summe, selbst für ein gutes Blatt.
    »Ich halte mit«, sagte Morane.
    Dr. Welks legte eine Reihe von fünf Karten auf den Tisch.
    »Dann muß ich Ihnen einen Scheck geben«, erklärte der Doktor, als er sich von seinem Schrecken einigermaßen erholt hatte.
    »Geben Sie mir das bare Geld, das Sie auf den Tisch gelegt haben. Für den Rest nehme ich einen Scheck«, erwiderte Welks, der über seinen Erfolg äußerst erfreut war. »Ich bin zwar ein Geschäftsmann, alter Junge, aber ich verstehe auch etwas von Poker.«
    Damit war das Spiel zu Ende. Sie waren viel zu klug, um Welks’ Einladung abzulehnen, der seinen Sieg an der Bar feiern wollte. Später gingen die drei zusammen nach oben, und der Doktor schloß die Tür des Salons zu.
    »Vor dem Essen muß jemand die Karten anders geordnet haben. Es kann nur dieser verdammte Oberkellner gewesen sein. Morgen werde ich mir den Mann einmal kaufen.«
    »Was willst du denn mit ihm anfangen?« fragte Hollander verärgert. »Werden wir abreisen oder bleiben?«
    »Wir fahren nicht eher, als bis wir das Geld zurückhaben und noch mehr dazu«, entgegnete Grab wütend. »Was sagst du dazu, Doktor?«
    Morane nickte.
    »Ich habe mich mit Welks sehr gut angefreundet. Wir laufen morgen vormittag zusammen auf dem Midi-Massiv Ski, und dabei kann ich für den Abend ganz unauffällig eine Revanchepartie ausmachen. Ihr bleibt zu Haus und ordnet die Karten.«
    Eine Bergbahn brachte die Gesellschaft der Skiläufer am nächsten Morgen hinauf. Weil der obere Teil der Strecke vollständig verschneit war, stiegen sie schon beim Col du Midi aus, der einen haarscharfen Grat hat und fast senkrecht aus dem Midi-Massiv heraustritt. Mr. Welks war im Skilaufen sehr bewandert und führte seinen Begleiter die schneeigen Abhänge hinauf. Dabei sang er laut und wenig melodiös den neuesten Schlager.
    Der Oberkellner war nicht im Zug gewesen. Der Doktor hatte sich öfter nach ihm umgesehen. Ein Schweizer Führer winkte ihnen heftig zu und machte allerhand Zeichen.
    Aber es schien niemand anders in ihren Weg zu kommen, und als Welks nach einer Stunde Anstiegs eine Pause machte, waren sie allein.
    »Skilaufen können Sie gerade nicht besonders, mein Freund«, sagte Welks brüsk und offen.
    Morane wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Wir müssen aber noch weiter«, sagte Welks und ging voraus.
    Der Doktor sah, daß Welks sehr vorsichtig über einen schmalen Schneestreifen schritt, und erst, als auch er hinübergegangen war, verstand er. Sie hatten eine dünne Schneebrücke über einen tiefen Abgrund überquert.
    »Das war gefährlich, meinen Sie nicht auch?« lächelte Welks. »Sie können jetzt Ihre Skier abschnallen.«
    »Warum denn?« fragte Morane und runzelte die Stirn.
    »Weil ich es Ihnen sage.«
    Der Doktor schnallte die Skier tatsächlich ab, denn er tat stets, was man ihm sagte, wenn man ihn dabei mit einem Browning in Schach hielt.
    Mr. Welks bückte sich schnell, hob die Hölzer auf und warf sie in den Abgrund.
    »Auf der anderen Seite dieses Abhangs liegt italienisches Gebiet«, sagte er dann vergnügt, »und dort hinunter fahre ich jetzt. Was aus Ihnen wird, weiß ich nicht. Zu Fuß können Sie nicht über die Schneebrücke zurück. Aber vielleicht rettet Sie der Oberkellner, nebenbei einer der besten Schweizer Detektive. Er hatte ja sowieso die Absicht, Sie zu verhaften. Übrigens

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