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070 - Neues vom Hexer

070 - Neues vom Hexer

Titel: 070 - Neues vom Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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können Sie jetzt auch ruhig erfahren, daß ich die Karten gestern ein wenig anders gemischt habe.«
    »Wer sind Sie denn?« fragte Morane kreidebleich.
    Mr. Welks lächelte.
    »Meine Frau hatte früher in Seattle eine Freundin – Luise Podolski. Erinnern Sie sich noch an sie?«
    Bevor Morane antworten konnte, raste der Hexer schon den Abhang nach der italienischen Seite hinunter, und der Schnee wirbelte wie Dampf unter seinen Skiern auf.

10
    MR. BLISS ENTKOMMT MIT KNAPPER NOT
     
     
    Der traurige Zustand der Kapelle von Standstead, die aus der Zeit der Normannen stammt, war eine Schande für die ganze Gegend. Aber dank der Großzügigkeit eines Amerikaners wurde sie schließlich aus verschiedenen Gründen wieder renoviert.
    Sie hatte in einem sumpfigen Gelände gestanden, aber als die Wollingford-Ziegelei-Gesellschaft in der Nähe die Lehmlager abbaute und die Verwaltung des Wollingford-Distrikts den kleinen Fluß regulieren ließ, wurde das Land dadurch automatisch trockengelegt.
    »Mr. Bliss, Sie sollten sich die Kapelle doch einmal ansehen«, sagte der Pfarrer von Wollingford. »Sie ist wirklich sehr hübsch. Die Wiederherstellungskosten haben nur tausend Pfund gekostet. Mr. Mountford aus Amerika hat die Summe gezahlt und obendrein noch einen Wächter angestellt, der ebenso interessant ist wie der alte Bau selbst. Mein Vikar hält nächsten Sonntag dort einen Gottesdienst ab. Gehen Sie doch einmal hin und sehen Sie sich die Kapelle und den alten Silas an.«
    Aber der Chefinspektor war kein besonders kirchlich gesinnter Herr. Er ging nur nach Wollingford, um dort das Wochenende zu verleben und sich zu erholen.
    Von jeher hatte er die Gewohnheit, das Wochenende außerhalb Londons zu verbringen. Er besaß ein kleines Häuschen zwischen Oxford und Newbury und ein Stück unbebautes Land, das er von einer Tante geerbt hatte. Außerdem war er berechtigt, in der Gegend zu jagen.
    Am Sonnabendmorgen konnte man ihn mit einer Flinte unter dem Arm und einem Jagdhund sehen. Er hatte eine kurze Pfeife im Mund und einen alten, abgetragenen Hut auf. Bei der Jagd fand er Erholung vom aufreibenden Dienst in Scotland Yard.
    Manchmal traf er dann auch den Pfarrer von Wollingford, einen älteren Herrn, der aber ein tüchtiger Weidmann war, und oft begegnete er auch Mr. Selby Grout, der vor kurzem das Gut Wollingford käuflich erworben hatte. Dieser war ein ziemlich schweigsamer Mann von etwa fünfzig Jahren, dessen Hauptinteresse der Jagd gewidmet zu sein schien.
    Zuweilen erzählte Bliss von seiner beruflichen Tätigkeit, wenn sie zusammensaßen. Sie sprachen auch von einem Mr. X. weil Mr. Selby Grout an einer Bank interessiert war, in der vor kurzem ein Einbruch verübt worden war.
    Der Gutsherr war direkt empört über die Renovierung der kleinen Kapelle.
    »Es ist tatsächlich schade, daß diese Amerikaner nichts Besseres mit ihrem Geld anzufangen wissen«, brummte er. »Ich habe die Kirche zwar noch nicht gesehen, aber neulich bin ich diesem halbverrückten Kirchenwächter begegnet, den der Yankee dort angestellt hat. Er hat einen ganz komischen Namen, ich glaube, er heißt Silas. Sehen Sie sich das Scheusal nur einmal an. Er ist ebenso verrückt oder noch verrückter als der Yankee, der ihm die Stellung gegeben hat.«
    Eine Woche nach dieser Unterhaltung traf Mr. Bliss mit Silas Maginnis zusammen.
    Am folgenden Freitag nachmittag kam Inspektor Mander in das Büro seines Vorgesetzten und breitete eine sorgsam bearbeitete Karte von England auf dem Tisch aus. Außerdem hatte er sich wieder eine neue Theorie über den Hexer gebildet. Mr. Bliss war aber gerade im Begriff, zu seinem Wochenendhaus zu fahren, und hatte andere Wünsche, als große Landkarten zu studieren oder neue Theorien von Mr. Mander zu hören. Sein kleiner Wagen wartete schon unten im Hof.
    Da er unabhängig von Eisenbahnzügen und Fahrplänen war, setzte er sich resigniert in seinen Sessel zurück, um Mr. Mander zuzuhören.
    »Also los, machen Sie es aber möglichst kurz!«
    »Seit drei Monaten hat man nichts vom Hexer gesehen oder gehört«, begann der Inspektor mit Nachdruck. »Meiner Meinung nach ist er aber noch in England – «
    »Ihre Ansicht wird allerdings durch einen Brief bestätigt, den ich gestern von ihm erhalten habe. Ich besinne mich auch darauf, daß ich Ihnen das erzählte«, erwiderte Bliss ärgerlich. »Die schwarzen Tintenkreuze auf der Karte sollen wohl die Orte seiner Tätigkeit andeuten? Und die roten die Schauplätze, an denen er in der

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