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070 - Neues vom Hexer

070 - Neues vom Hexer

Titel: 070 - Neues vom Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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verrate? Nur um Ihretwillen habe ich es getan. Ihr Leben ist zu wertvoll. Denken Sie manchmal freundlich an Ihren Wohltäter.
    P. S. Mander hätte ich nicht gerettet.
    Mr. Bliss fühlte sich durch diese Zeilen nicht so geschmeichelt und war nicht so dankbar, wie man hätte annehmen können. Nur die Nachschrift betreffend Mander billigte er voll und ganz.

11
    DER MANN MIT DEM BART
     
    Es erregte in Scotland Yard allgemein Bedenken, daß Mr. Bliss alles selbst tun wollte. Er fragte niemand um Rat und benachrichtigte seine Vorgesetzten gewöhnlich erst von seinen Unternehmungen, wenn der Augenblick zur Verhaftung eines Verbrechers gekommen war.
    Ein Musterbeispiel für seine geheimen Arbeitsmethoden bildete der Fall der Brüder Steinford. London war in der letzten Zeit mit gefälschten Zehnshillingnoten überflutet worden. Es war viel leichter, kleine Geldscheine unter die Leute zu bringen als Pfundnoten. Bliss übernahm selbst die Aufklärung des Falles, und als eines Tages einer der höchsten Beamten von Scotland Yard darauf drängte, daß etwas geschehen müsse, sagte der Chefinspektor nur: »Ja, ich werde mich darum kümmern.« Zu näheren Erklärungen war er nicht zu bewegen.
    Er machte einige Reisen nach Mittelengland und ging nach Wales, um einen Sträfling in der Angelegenheit zu sprechen. Mit dessen Hilfe kam er auf die Spur eines gewissen Poggy, der einen Gemüseladen hatte und in der Gegend von East Greenwich wohnte.
    Wenn die Fälschung der Zehnshillingnoten in Mr. Manders Büro erwähnt wurde, sah sein Assistent ihn nur kopfschüttelnd an. Der Mann schmeichelte seinem Vorgesetzten, weil er auf Beförderung hoffte. Die beiden legten dann die Stirn in Falten und lächelten sich verständnisvoll an. Von Bliss und seinen Methoden schienen sie nicht viel zu halten.
    In einer vielgelesenen Wochenzeitschrift erschien ein Artikel >Ist es möglich, den Hexer zu fangen?<. Der Autor wurde nicht genannt, aber es wurde von ihm gesagt, daß er die größte lebende Autorität für diesen Fall sei. Die Arbeitsmethoden Henry Arthur Miltons waren genau beschrieben, desgleichen die vielen Mißerfolge, die eine gewisse Abteilung in Scotland Yard aufzuweisen hatte. In einem Absatz hieß es:
    Nach allem, was gesagt worden ist, unterliegt es keinem Zweifel, daß die Beamten, die augenblicklich mit der Ergreifung des Hexers betraut sind, entweder nachlässig oder unfähig sind. Je regere Tätigkeit der Hexer entfaltet, desto träger scheinen die Amtsstellen in Scotland Yard zu werden, in deren Händen die Behandlung dieses Falles liegt.
    Nun hat jeder Mensch gewisse Lieblingswendungen, die um so häufiger auftreten, je weniger er mit der Feder geübt ist. Mr. Bliss erkannte deshalb auch sofort Manders Stil und ließ ihn in sein Büro kommen.
    Der Inspektor trat selbstbewußt und zuversichtlich ein, aber als er die ominöse Zeitschrift auf dem Schreibtisch seines Vorgesetzten liegen sah, wurde er kleinlaut.
    »Haben Sie diesen Artikel hier gelesen, Mander?«
    Der Inspektor räusperte sich.
    »Nein«, entgegnete er dann so gleichgültig als möglich. »Der Inhalt ist sehr interessant – Sie sollten die Zeitschrift nach Hause mitnehmen und ihn durchstudieren«, erwiderte Bliss eisig. »Allem Anschein nach ist der Artikel von jemand geschrieben, der nichts von der Sache versteht und nur seinen Vorgesetzten etwas anhängen will.
    Ein wertloses Gewäsch!«
    Bliss sah von der Seite, daß Mander dunkelrot geworden war.
    »Unter anderem sagt der Mann«, fuhr er fort, »aber am besten lese ich Ihnen die Stelle vor:
    >Der Hexer ist nicht so schlau, wie man allgemein annimmt. Nur durch eine Serie glücklicher Umstände ist es ihm bisher gelungen, zu entkommen. Aber früher oder später wird der eine Mann in Scotland Yard, der fähig ist, diese Aufgabe zu lösen, wenn er auch dem breiten Publikum bis jetzt nicht bekannt ist, diesen gefährlichen Verbrecher fangen und den Gerichten ausliefern.
    Hieraus muß man folgern, daß wir in Scotland Yard einen neunmalklugen Beamten unter uns haben. Kennen Sie ihn zufällig?«
    »Nein«, entgegnete Mander unnötig laut. Bliss nahm die Zeitung mit den Fingerspitzen, als ob sie ein übelriechendes Ding sei, und ließ sie in den Papierkorb fallen.
    »Solches Geschwätz kann einen wirklich krank machen. Der Verfasser ist außerdem ein sehr unkluger Mensch, denn er hat den Hexer dadurch direkt herausgefordert. Meiner Erfahrung nach hat Milton stets auf Herausforderungen reagiert. Ich weiß nicht, ob der

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