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070 - Neues vom Hexer

070 - Neues vom Hexer

Titel: 070 - Neues vom Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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er sich durchaus nicht. Bedeutend wichtiger erschien es ihm, daß gerade ihm gegenüber ein gewisser Libby wohnte, der falsches Geld machte. Der Hexer hatte eine besondere Abneigung gegen ihn, weil er Zweieinhalb shillingstücke fälschte. Und die kleinen Händler und andere Leute, die der Mann damit hereinlegte, traf ein Verlust von zweieinhalb Shilling schon schwer genug.
    Als er eines Abends spät nach Hause zurückkehrte, sah er Nelly an der Ecke der Straße, in der er wohnte. Sie sprach mit einem Herrn, der einen Kopf größer war als sie. Als er vorüberging, wandte sich der Mann ab, so daß er sein Gesicht nicht deutlich sehen konnte.
    »Aber ich habe doch noch nie eine Stelle als Dienstmädchen gehabt«, sagte Nelly gerade, als er vorbeikam.
    Eine Woche später erzählte ihm Mrs. Kilford unter Tränen, daß Nelly von zu Hause fortgelaufen sei und einen Mr. Hackitt geheiratet habe. Der einzige Trost für sie war, soweit der Hexer herausbringen konnte, daß die Ehe in allen Ehren vor dem Standesamt geschlossen worden war.
    Zu seinem größten Erstaunen hörte Milton, daß das junge Paar die Flitterwochen in Paris zubringen wolle.
    Der Hexer hatte keine Zeit für die Liebesabenteuer Nellys und wandte seine volle Aufmerksamkeit der Tätigkeit Libbys zu.
    Er wollte keineswegs das Gesetz als solches außer Kraft setzen. Wenn ein Verbrecher eine Untat beging, für die ihn das Gericht genügend strafen konnte, war Milton zufrieden, wenn Scotland Yard in Tätigkeit gesetzt wurde. Eines Abends verhaftete die Polizei Mr. Libby. In seiner Werkstatt fand man eine Anzahl vorzüglich geschnittener Stahlstempel und Galvanos. Als die Angelegenheit durch Verhöre geklärt worden war, entschied sich Chefinspektor Bliss dafür, die Nachbarschaft abzusuchen, denn er wußte, daß der Hexer dort in der Nähe wohnte. Aber Henry Arthur Milton hatte das vorausgesehen und war verschwunden.
    Eines Abends zwischen elf und zwölf sah er auf dem Strand den geheimnisvollen Liebhaber Nellys. Die Theater waren gerade zu Ende, und die Leute befanden sich auf dem Heimweg.
    Mr. Hackitt hatte kein Recht, in London zu sein, im Gegenteil, er mußte seine Flitterwochen mit Nelly in Paris verbringen. Es war auch erstaunlich, daß er einen Zylinder und vornehme Kleidung trug und außerdem eine Dame begleitete, die nicht Nelly war.
    Da der Hexer auch über die Privatangelegenheiten seiner Gegner gut unterrichtet war, erkannte er in der Dame Miss Carberry wieder, Inspektor Manders Freundin.
    »Das ist ja äußerst interessant«, sagte er vor sich hin.
    Ein paar Tage später verlegte er den Schauplatz seiner Tätigkeit nach Esher.
    Das Sanatorium, das Dr. Lutteur in der Nähe dieses Dorfes unterhielt, war ein sehr praktischer, wenn auch einfacher Bau, der in einem großen Park lag. Wenn der Doktor auch nicht viele Patienten hatte, so stammten sie doch aus sehr guten Kreisen. Er besaß ein freundliches Wesen und tat alles, um seinen Kranken den Aufenthalt möglichst angenehm zu machen. Es gab wenig Anstalten, die so komfortabel und modern eingerichtet waren wie sein Sanatorium. Dr. Lutteur war reich und unverheiratet und kümmerte sich eigentlich nur um seine Arbeit. Seine Patienten und die wenigen Menschen, die zu dem Sanatorium Zutritt hatten, schätzten ihn sehr.
    Er konnte es sich leisten, sich die Leute auszusuchen, und wenn er solche wählte, die ihm am wenigsten Arbeit machten, konnte man ihm daraus schließlich keinen Vorwurf machen.
    Mr. Ross war ein neuer Patient. Dr. Lutteur hätte ihn kaum von sich aus zugelassen, da der Mann ein zwar herzliches, aber lautes Wesen hatte.
    »Meine Tante war vor fünf Jahren bei Ihnen im Sanatorium, und sie schrieb mir nach Südafrika, daß Sie sich mehr und besser um sie gekümmert hätten als irgendein anderer Arzt, den sie vorher konsultiert hatte. Deshalb bin ich jetzt auch zu Ihnen gekommen.«
    Mr. Ross hatte einen Nervenzusammenbruch auf dem Dampfer gehabt, und sein Zustand war auf der Reise so bedenklich geworden, daß der Kapitän ihn beinahe in Madeira an Land gesetzt hätte.
    »Auf Geld kommt es mir nicht an, und Sie haben auch keine Unannehmlichkeiten durch Besucher, wenn Sie mich in Ihre Anstalt aufnehmen. Ich kenne niemand in England.«
    Man sah ihm an, daß er sehr nervös war. Seine Hände zitterten, und seine Gesichtsmuskeln zuckten. Dr. Lutteur hielt das für die Folgen schwerer Trunksucht.
    Trotzdem gab er dem Mann ein Zimmer, schrieb ihm eine bestimmte Diät vor und war angenehm überrascht,

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