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0700 - Aphilie

Titel: 0700 - Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Wesen.
    Diejenigen, die vom Verlust der Emotionalität lange genug verschont blieben und Zeit hatten, sich über die seltsame Veränderung Gedanken zu machen, nannten den Zustand, der den neuen Menschen charakterisierte, die Aphilie, den Mangel an Liebe, die Lieblosigkeit. Unter Liebe verstanden sie dabei nicht die körperliche Liebe, denn die blieb, als Ausfluß eines der Urinstinkte, auch dem Aphiliker erhalten. Liebe war vielmehr die Nächstenliebe - jenes undefinierbare Etwas in der Seele des Menschen, das ihn dazu veranlaßt, Dinge zu tun, die seinem Nächsten nützen, ohne ihm selbst irgendwelchen Nutzen zu bringen.
    Auf der Erde machte sich das Chaos breit. Die Wissenschaftler ermittelten bald, daß es in der fünfdimensionalen Strahlung der Sonne Medaillon eine gefährliche Komponente gab, die die Fähigkeit des Menschen, Nächstenliebe zu empfinden, allmählich zerstörte. Die, die noch von der Aphilie verschont blieben, gaben sich Mühe, die Zusammenhänge bis ins letzte Detail zu erforschen und einen Weg zu finden, wie der verderbliche Einfluß gebannt werden könne.
    Aber die wohlmeinenden Forscher wurden am allermeisten gerade von denen in ihrer Arbeit behindert, denen sie zu helfen versuchten. Denn die Aphiliker nannten die Wandlung, die sich an ihnen vollzogen hatte, „den Sieg der reinen Vernunft". Sie betrachteten sich als eine neue Art, und die Biologen unter ihnen gaben der neuen Art den Namen „homo sapientior", der „mehrwissende Mensch".
    Das Häuflein derer, die der Aphilie widerstanden, schmolz im Laufe der Jahre immer mehr dahin. Ein gewisser Rest aber blieb - Menschen, denen auf Grund ihrer psychischen Konstitution die Aphilie nichts anhaben konnte. Sie wurden zu den Ausgestoßenen dieser Gesellschaft, manche im allerwörtlichsten Sinne, wie zum Beispiel die Aktivatorträger aus Perry Rhodans unmittelbarster Umgebung. Es stellte sich nämlich rasch heraus, daß der Besitz eines Zellaktivators die Wirkung der Aphilie zunichte machte.
    Es gab nur eine einzige Ausnahme. Alle anderen Aktivatorträger jedoch, auch Perry Rhodan selbst, blieben immun gegen die Lieblosigkeit. Es kam, wie es kommen mußte: die Aphiliker übernahmen die Macht. Perry Rhodan und seine Mitarbeiter wurden verbannt. Das war vor vierzig Jahren geschehen, und seitdem wußte niemand, was aus Perry Rhodan, den die Menschheit einst den Erben des Universums genannt hatte, geworden war.
    Außer den Aktivatorträgern jedoch gab es natürliche Immune.
    Sie wurden von den Aphilikern verfolgt und hatten Mühe, wenigstens das nackte Leben zu retten. Es gab Gerüchte, wonach die Immunen im Innern der noch weitgehend dünnbesiedelten Insel Borneo eine Kolonie gegründet hatten, in der andere Immune Zuflucht finden konnten. Aus den Reihen der Immunen kam „das Buch", hinter dem die Regierung der Aphiliker her war wie der Teufel hinter der armen Seele. „Das Buch" war eine Sammlung von Texten aus Zeiten, in denen die Liebe noch unter den Menschen lebte.
    Mit „dem Buch" hatte es eine eigenartige Bewandtnis. Die Worte der Texte waren so aneinandergereiht, daß beim Lesen, mehr noch beim lauten Vortrag von ihnen eine suggestive, nahezu hypnotische Wirkung ausging. Aphiliker, die den Worten „des Buches" lauschten, empfanden plötzlich wieder Liebe für den Mitmenschen. Freilich war die Wirkung nicht von langer Dauer. Meist erlosch sie gleich nach dem Ende des Vortrags, aber die Erfahrung war doch so berauschend, daß „das Buch" quasi über Nacht zu dem begehrtesten Dokument wurde, das die Menschheit jemals hervorgebracht hatte.
    Kein Wunder, daß die aphile Regierung „das Buch" sofort verbot. Sein Besitz wurde mit dem Tode bestraft, ebenso seine Herstellung und Verbreitung. Aber selbst die Androhung des Todes schreckte die Menschen nicht, „das Buch" zu erwerben.
    Es entstand ein umfangreicher schwarzer Markt, auf dem „das Buch" zum Teil zu Phantasiepreisen gehandelt wurde. Bis schließlich die Regierung zu einem Trick griff: Sie erzeugte selbst ein Buch mit einem Text, der dem „des Buches" annähernd gleich war, ohne jedoch jene suggestive Strahlung zu besitzen, die „das Buch" so begehrt machte.
    Die Wirkung blieb nicht aus. Menschen, die die Regierungsversion „des Buches" unter Lebensgefahr und zu einem astronomischen Preis gekauft hatten, fühlten sich geprellt, als sie beim Lesen des Textes keinerlei Wirkung empfanden. Die Käufer wurden mißtrauisch. Der Markt schrumpfte, und schließlich kam der Handel völlig zum

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