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0700 - Para-Hölle Spiegelwelt

0700 - Para-Hölle Spiegelwelt

Titel: 0700 - Para-Hölle Spiegelwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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warum waren sie beide hier gelandet?
    Zamorra entsann sich, dass Pater Ralph mehr als einmal vor der Benutzung der Blumen gewarnt hatte. Es stecke ein Pferdefuß dahinter, hatte er immer behauptet.
    Zeigte dieser Pferdefuß sich jetzt?
    »Schluss«, sagte Zamorra.
    Grübeln und Spekulieren brachte ihn nicht weiter. Er musste etwas tun.
    Er rief sein Amulett!
    ***
    »Komm mit und pass auf«, verlangte Duval, als Antoine das Arbeitszimmer verlassen hatte und sie mit Lafitte allein war. Sie öffnete eine Schublade unter ihrem Teil des halbrund geschwungenen, riesigen Schreibtischs mit den Computer-Terminals und nahm das Clipholster mit der P99 heraus, das sie am Gürtel ihrer knappen Ledershorts befestigte.
    »Was hast du vor?«, fragte Lafitte.
    »Ich werde mir mal meine Doppelgängerin näher ansehen.«
    »Eben sagtest du noch, du wolltest mit den Verhören auf Zamorras Rückkehr warten«, wunderte Lafitte sich.
    »Ich will sie ja auch nicht unbedingt verhören. Ich will sie… näher ansehen, wie ich schon sagte.«
    Lafitte zuckte mit den Schultern. Wenn sie meinte, dass das richtig war, war es eben richtig. Er hatte es schon lange aufgegeben, ihr zu widersprechen.
    Also führte er sie zu der Zelle, in der die Doppelgängerin untergebracht war. Dort sagte Duval ihm, was er zu tun hatte.
    Es war der Moment, in dem das fremde Amulett aus dem Safe verschwand…
    ***
    Es war fast schon dunkel, als ein schwarz gekleideter Mann sich durch das Dorf bewegte. Niemand sah ihn dabei. Es konnte kein Zufall sein, dass sich in diesen Minuten niemand auf der Straße befand, niemand einen Blick aus dem Fenster warf…
    Er kam von einem kleinen Haus am Dorfrand, das er seit etwa einem halben Jahr bewohnte und eigenhändig restauriert hatte, aber in diesem halben Jahr war es ihm nicht gelungen, sich in die Dorfgemeinschaft zu integrieren.
    Er legte auch keinen sonderlichen Wert darauf.
    Er besaß ein Ziel, das er aus eigener Kraft und allein erreichen wollte, ohne dass ihm irgendwer seine Hilfe aufzudrängen versuchte.
    Dieses Ziel hieß Zamorra.
    Der Mann, der Zamorra schaden wollte, war kein normaler Mensch. Er war zweimal gestorben - einmal sein ursprünglicher Körper, und einmal jener, in welchen seine wiedererwachte Seele geschlüpft war, um ihn wieder zu beleben.
    Er wusste sehr viel.
    Und deshalb betrat er jetzt das kleine Haus des Dorfgeistlichen.
    Pater Ralph starrte den Mann entgeistert an, der in sein Zimmer getreten war, ohne anzuklopfen. »Du, mein Sohn? Was treibt dich in dieser Stunde zu mir? Willst du dich an meinem Unglück weiden?«
    Luc Avenge schüttelte den Kopf.
    Er trat zu Ralph und berührte mit beiden Händen dessen hölzerne Beine. Dann richtete er sich wieder auf.
    »Ich möchte Ihnen helfen, Pater«, sagte er leise.
    »Aber nicht mit deinem Teufelswerk!«, entfuhr es dem Geistlichen. »Vade retro! Apage!«
    »Es ist kein Teufelswerk, Pater, das war es niemals«, widersprach der Eindringling. »Es ist ein uralter Zauber…« Er machte einige verwirrende Handbewegungen. Seine Augen leuchteten schockgrün auf. Die Luft flimmerte. Etwas schien von ihm zu Pater Ralph zu fließen.
    Dann wandte der Fremde sich stumm ab und verließ das kleine Haus im Schatten der Kirche. Wiederum sah ihn niemand, als er durch die Abenddämmerung zurück zu seinem Haus am Ortsrand ging.
    Avenge lächelte zufrieden, als er sich vorstellte, was in diesem Moment mit Pater Ralph geschah.
    ***
    Das Amulett erschien in Zamorras Hand. Unwillkürlich lächelte er. Was auch immer um ihn herum geschah - das hier zumindest funktionierte. Das konnten sie ihm nicht nehmen, außer, sie brachten ihn um. Aber wenn sie das gewollt hätten, hätten sie es schon getan.
    Wer auch immer sie waren - sie wollten etwas von ihm.
    Vielleicht würden sie ihn umbringen, wenn sie es hatten. Aber das sollte noch eine Weile dauern!
    Er aktivierte die Silberscheibe mit einem Gedankenbefehl.
    Das Amulett fühlte sich normal an. Noch immer warnte es nicht vor Schwarzer Magie. Das konnte Zamorra inzwischen nicht mehr überraschen. Seit das Geistwesen Taran, das in diesem Amulett entstanden war, sich verselbständigt hatte und körperlich existent geworden war, um danach zu verschwinden und kaum noch etwas von sich hören und sehen zu lassen, funktionierte Merlins Stern nicht mehr so exakt wie früher.
    Licht, befahl er.
    Das Amulett sandte einen hellen Schimmer aus, ähnlich einer Kerze. In dem mittlerweile fast völlig dunklen Raum wurde es wieder halbwegs hell.

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