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0700 - Para-Hölle Spiegelwelt

0700 - Para-Hölle Spiegelwelt

Titel: 0700 - Para-Hölle Spiegelwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und allen anderen, die helfen wollten, natürlich auch für ihre Absicht. Gott wird es euch eines Tages vergelten.«
    »Am besten, indem er seinen Kollegen von der anderen Feldpostnummer auffordert, Zamorra zu sich zu holen«, brummte der Wirt.
    »Das will ich nicht gehört haben«, sagte Ralph streng, »und das willst du auch nicht gesagt und erst recht nicht gedacht haben, mein Sohn.«
    »Doch, das will ich, Pater - und dafür werde ich nicht mal zu Ihnen in den Beichtstuhl kommen!«, grummelte Mostache.
    »Ich werde für dich beten«, sagte Ralph schlicht. »Du kannst mich jetzt allein lassen.«
    »Ich werde den anderen sagen, dass Sie wieder in Ordnung sind«, versprach Mostache und ging.
    Der Dorfgeistliche setzte sich. Er war nicht sicher, ob der Wirt es bei seinem Versprechen beließ. Er fürchtete, dass Mostache eine Dummheit beging, die sein Seelenheil in Gefahr brachte. Zu groß war der Zorn, der sich in den letzten Jahren in diesem Mann und in den meisten anderen Menschen des Dorfes aufgestaut hatte.
    Irgendwann - vielleicht schon bald - würde dieser Zorn sich entladen.
    Pater Ralph fürchtete diesen Augenblick.
    ***
    Nicole richtete sich auf. Schüttelte ihre Benommenheit ab, sah sich um. Sie befand sich in einer relativ dunklen Zelle, deren vergittertes Fenster nur noch spärliches Restlicht des vergehenden Tages hereinließ. Es reichte gerade aus, zu erkennen, dass der Raum unmöbliert war und dass es einer der bislang ungenutzten des Châteaus sein musste.
    Sie tastete sich ab und stellte fest, dass man sie tatsächlich bis auf die Haut ausgezögen hatte, wie es Lafitte angeordnet hatte.
    Dieser Lump!, dachte sie.
    Was bedeutete das alles? Fremde im Château, Lafitte, der sich völlig unverständlich verhielt…
    Im gleichen Moment wurde die Tür geöffnet.
    Ein Lichtbalken fiel auf Nicole, und ihre Vermutung, in dem Schatten vor der Tür Lafitte zu erkennen, wurde zur Gewissheit, als sie seine Stimme hörte.
    »Umdrehen!«, befahl er kalt. »Gesicht zum Boden!«
    »Wozu soll das gut sein?«, fragte Nicole spöttisch.
    »Um Ihr Überleben zu sichern, Verehrteste.« Er setzte, was den spöttischen Tonfall anging, noch eins drauf. »Wenn Sie nicht augenblicklich tun, was ich sage, sind Sie schneller tot, als Sie Angst haben können.«
    »Ach, ja?«
    Er schoss.
    Die Kugel schlug unmittelbar neben Nicole in den Holzfußboden, die zweite auf ihrer anderen Seite. Gerade ein paar Zentimeter blieben dazwischen. »Der dritte Schuss geht in die Stirn«, erklärte Lafitte trocken. »Es sei denn, die Stirn liegt dann flach auf dem Boden.«
    Schon wieder krümmte sein Finger sich um den Abzug der Waffe.
    Nicole duckte sich gerade noch rechtzeitig, drehte sich auf den Bauch. Die Kugel jagte haarscharf über sie hinweg.
    »Du bist ja irre, Pascal«, keuchte sie.
    »Und Sie sind tot, wenn Sie nicht genau so liegen bleiben wie jetzt«, warnte er.
    »Was soll das alles?«
    »Keine Fragen!«, befahl er. »Oder…«, und er schoss abermals. Die Kugel hackte unmittelbar neben Nicole in das Holz.
    »Schon gut«, murmelte sie. Das Dröhnen der Schüsse in dem relativ kleinen Raum machte sie beinahe taub. Es war fast ein Wunder, dass sie Lafitte noch genau so deutlich hörte wie vorher.
    Sie hörte, wie er etwas auf den Boden stellte, und sah Licht - es war also eine Lampe, die vorher in diesem Raum gefehlt hatte.
    »Liegen bleiben und nicht reden«, befahl er abermals.
    Nicole hörte Schritte. Dann, wie die Tür geschlossen wurde, aber die Schritte kamen näher. Seltsam leicht - etwas zu leicht für einen Mann, wie Nicole glaubte.
    Sie hörte Leder, das bewegt wurde. Aber Lafitte hatte kein Leder getragen. Also befand sich jemand anders im Raum. Die Schritte stoppten unmittelbar neben Nicole, ein Schatten fiel über sie. Soviel konnte sie erkennen, auch wenn sie das Gesicht gezwungenermaßen zum Boden gerichtet hielt und Holzfasern zählen konnte.
    »Liegen bleiben und nicht bewegen!«, flüsterte eine Stimme.
    Es war so gut wie unmöglich, an einem Flüstern die Stimme des Flüsternden zu erkennen, sofern man nicht über komplizierte Analyse-Technik verfügte. Dennoch hatte Nicole allein von der Sprachmelodie her das Gefühl, die Person zu kennen, die jetzt neben ihr auf dem Boden kauerte.
    Aber sie kam nicht darauf, wer es sein konnte.
    Es mit Telepathie zu versuchen, hatte keinen Sinn. Um ihre Fähigkeit des Gedankenlesens einsetzen zu können, musste sie die zu »belauschende« Person sehen können. Was hier und jetzt

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