0701 - Draculas Blutgemach
er ein helles Futter gezeigt, das beinahe so aussah wie Haut.
Ein verdammt ungewöhnliches Kleidungsstück, wobei ich mich fragte, ob man diesen Mantel überhaupt als Kleidungsstück ansehen oder ob er eine andere Bedeutung besaß.
Ich wußte es nicht…
Wir alle sahen verdammt ratlos aus, als wir uns anschauten. Suko hob die Schultern, Marek starrte zu Boden. Der Polizist, der als Wachtposten zurückgeblieben war, hockte im Schatten, den Kopf gesenkt, die Augen hielt er geschlossen.
Ich konnte ihm nicht helfen. Jegliche Erklärungen waren überflüssig. Er hätte keine davon akzeptiert.
Deshalb drehte ich mich um, trat wütend gegen einen Stein, der vor eine Hausmauer prallte und dann liegenblieb.
Auch ich verglich uns mit dem Stein. Ich mußte nur einen Anstoß haben, um weitermachen zu können.
Aber welchen?
Ich kam zu keinem Ergebnis, und man sah mir meine Ratlosigkeit auch an. Es war Suko, der mich darauf ansprach. »Einen Plan hast du nicht, John, das sehe ich.«
»Welchen denn?«
»Wir müssen sie suchen, John. Verdammt noch mal, wir müssen diese Hexe suchen!« Das sagte Marek, und er kam dabei mit wuchtigen Schritten näher. Dicht vor uns blieb er stehen, schaute uns fast wütend an.
»Wo denn?« fragte Suko, bevor er lachte. »Vielleicht in einer anderen Welt? Zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit? Das wird möglicherweise sogar so sein, aber vergiß nicht, daß sie es ist, die Zeiten ausschalten kann, nicht wir.«
Der Pfähler senkte den Blick.
Ich sagte nichts, denn er hatte recht, so verdammt recht…
***
Assunga triumphierte!
Sie hatte es ihren Feinden und Opfern gezeigt – wieder einmal. Es war so einfach gewesen und gleichzeitig so wunderbar. Dieser Mantel war ein kostbares Geschenk von einem unermeßlichen Wert. Sie konnte sich nicht daran erinnern, je etwas Wertvolleres besessen zu haben, obgleich er nur aussah wie ein alter Lappen, den sie um ihre Schultern gelegt hatte. Aber in ihm steckte mehr, sein Stoff war durchwoben von einer unheimlichen Macht und gleichzeitig von einer grenzenlosen Kraft. Ob er damals tatsächlich einmal dem Vlad Dracula gehört hatte, konnte sie nicht sagen. Im Prinzip war es nicht wichtig, für sie zählte allein, daß sie ihn besaß und auch weiterhin besitzen würde.
Sie war zweimal erschienen, hatte ihre Zeichen hinterlassen und war wieder verschwunden.
Jetzt hielt sich Assunga wieder in ihrem Versteck in den Bergen auf. Geschützt durch einen dichten Wald waren die Mauern des ehemaligen kleinen Lustschlosses kaum zu sehen. Sie hatte der Weg hierher geführt. Hier oben hatte sie den Mantel gefunden, und hier war sie auch auf die beiden Wölfe getroffen.
Gefährlich aussehende Bestien, die sie nicht angegriffen hatten, denn die Wölfe hatten mit einem sicheren Instinkt gespürt, daß sich hinter dieser Person eine Macht verbarg, an die ihre Kraft nicht heranreichen würde. Da die Tiere schlau waren, hielten sie sich zurück.
Aber auch Assunga hatte etwas bemerkt!
Ein Warnsignal, eine Quelle der Gefahr, die urplötzlich aufgetaucht war.
Gut, sie hatte keine Niederlage erlitten, dennoch hatte sie etwas gespürt, das überhaupt nicht in ihre Rechnung hineinpassen wollte.
Eine Quelle der Gefahr!
Ausgehend von einem Mann.
Einem besonderen Mann!
Assunga stand vor den Ruinen des Pavillons, schaute dabei in den alten Schacht, der mit Holzpfählen gefüllt war, und dachte intensiv nach. Diesen Mann hatte sie noch nie zuvor gesehen, aber er war jemand, den sie nicht so einfach besiegen konnte.
Noch einmal vergegenwärtigte sie sich die erste Begegnung mit ihm und stellte fest, daß ihn so etwas wie eine Aura umgeben hatte, eine Art Schutzmantel.
Nicht sichtbar, nur zu fühlen, wenn man sehr sensibel reagierte wie sie.
Eine gefährliche Aura. Eine, die sie, die Hexe abstieß, vor der sie sich fürchten mußte. Ihr war klargeworden, daß sie diesen Mann nicht so einfach angreifen konnte. Um ihn in die Falle zu locken, mußte sie sich etwas einfallen lassen.
Aber was?
Sie dachte an Dracula II. Noch hatte sie ihn nicht gesehen, ihm nicht gegenübergestanden, und irgendwie traute sie sich auch nicht, trotz ihrer bisher errungenen Erfolge. Sie fühlte sich einfach noch zu schwach, und das wiederum hing mit dem Mann zusammen, den sie gesehen hatte. War er ihr überlegen?
Diese Frage traf wie ein Speer ihren Magen. Sie wühlte die Frau auf, machte sie sogar nervös, je länger sie darüber nachdachte. Zu einem Ergebnis würde sie nie gelangen, das
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