0701 - Draculas Blutgemach
zurück.
Nur Sena winkte ihr noch zu, doch es war eine zögernde Geste, mit der sie dies tat.
Assunga schwamm dem Rand des Beckens langsam entgegen. Sie konnte sich jetzt Zeit lassen, denn der Blutgraf würde mit seinen Gespielinnen voll und ganz beschäftigt sein, und sie fragte sich schon jetzt, wie sie handeln würde, wenn sie feststellte, daß sich die Frauen plötzlich in Gefahr befanden.
Nicht grundlos war der Graf als Schlächter bekannt. Wer gegen ihn war, der landete auf dem Pfahl, da war er brutal und rücksichtslos. Assunga würde dies Schicksal nicht erleiden, aber es war schon interessant zu sehen, ob die Berichte aus ferner Zeit auch den Tatsachen entsprachen.
Sie stieg aus dem Becken.
Von ihrem Körper perlte das Wasser. Assunga strich mit beiden Händen über ihre Haut und konnte mit ihrem Aussehen mehr als zufrieden sein. Sie verkörperte das, was man Männerträume nannte.
Sie war es, die verführen wollte, für sie gab es keine Liebe, nur die reine Lust, so wie es Lilith, die erste Hure des Himmels und ihr großes Vorbild, es verkündet hatte.
Lust und Leben…
Sie lachte laut, als sie daran dachte. So etwas war einfach super, das war irre, das war…
Sie griff nach einem der Handtücher. Die Frauen hatten sie achtlos weggeworfen. Assunga hielt sich dicht bei ihren Kleidungsstücken auf. Nach dem Abtrocknen wollte sie wieder in Hose und Bluse schlüpfen und sich dann den Mantel umlegen.
Er war entscheidend…
Trotzdem fühlte sie sich gestört. Etwas paßte ihr nicht. Noch immer nackt blieb sie auf der Stelle stehen und drehte sich langsam um die eigene Achse.
Was war da…?
Nichts war da.
Gegenüber brannten die Fackeln. Aus den schmalen Lukenfenstern drangen Lichtstreifen. Auf dem Wasser tanzte an gewissen Stellen der Widerschein des Feuers. Schatten überwogen. Nahe des Feuers bewegten sie sich wie Stofflappen, weiter entfernt lagen sie auf dem Boden und krochen wie düstere Monumente an den Wänden hoch, als wollten sie diesen gesamten Raum umschnüren.
Sie fürchtete sich nicht vor den Schatten. Als Hexe hatte sie dazu sogar Vertrauen, aber es paßte ihr nicht, daß sich etwas anderes hier bewegte. Es war da, aber es war nicht zu sehen, nicht in den Griff zu bekommen. Assunga fühlte sich einfach beobachtet, und das gefiel ihr immer weniger.
Sie zog sich an.
Schnell diesmal, als hätte sie Furcht davor, etwas zu versäumen.
Das Gefühl, kontrolliert zu werden, verdichtete sich. In ihrem Magen bildete sich ein Klumpen. Etwas strich über ihren Rücken hinweg.
Sie griff nach dem Mantel.
Da hörte sie das Lachen, das selbst das Wasserrauschen übertönte, und es hörte sich auf keinen Fall freundlich an.
Assunga hob den Mantel nicht an. Sie blieb in ihrer gebückten Haltung stehen, behielt eine Hand flach auf dem Stoff und wartete ab, ob sich etwas tun würde.
»Laß ihn doch liegen…«
Der Lacher hatte gesprochen. Obwohl sie ihn nicht sah, wußte sie sofort, wer es war.
Zamack, der Einäugige. Er mußte es auch gewesen sein, der sie die ganze Zeit über beobachtet hatte. Aus den tiefen Schatten hervor, hatte er sich an ihrem nackten Körper ergötzt, war sicherlich erregt und wollte sich nun seine Beute holen.
Die Hexe lächelte, als sie daran dachte. Sie wußte genau, daß Zamack trotz der Peitsche gegen sie chancenlos war, aber das würde sie ihm nicht sagen, sondern ihn in dem Glauben lassen, der Sieger zu sein.
Vorläufig…
Sie drehte sich betont langsam um. Dabei hörte sie ein Klatschen und wußte auch, was das Geräusch bedeutete.
Zamack schlug beim Gehen die Riemen der Peitsche auf den Boden. Jeden Schritt begleitete er mit diesem Geräusch, das Assunga Furcht einjagen sollte.
Sie sah ihn, und sie entdeckte den Triumph, der in seinem normalen Auge leuchtete.
Er blieb stehen.
Die Hexe maß die Entfernung ab. Sie war für einen Schlag mit der Peitsche sehr interessant. Wenn Zamack einmal die Hand nur bewegte und den Riemen ausfuhr, würde er sie damit leicht erwischen. Aber er würde sie damit nicht erschlagen können, nur wußte er das nicht, und sie hütete sich davor, es ihm zu sagen.
Sie provozierte ihn, indem sie Anstalten machte, sich zu bücken und nach dem Mantel zu fassen.
»Nein, nicht!« Seine Stimme war scharf. Noch schärfer klang der Knall der Peitsche, als er sie auf den Boden drosch, und die Hexe drückte sich tatsächlich wieder hoch.
»Warum nicht?« Sie schielte auf die Peitschenschnur, die auf dem Boden ruhte wie eine schlafende
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