0701 - Draculas Blutgemach
entledigte sich die Hexe ihrer Kleidung und stieg in das herrliche Wasser.
Bis zur Brust reichte es ihr, und sie schaute dorthin, wo kaltes Wasser permanent nachströmte.
Erst als sie auf die Mitte des Beckens zuglitt, wurde sie entdeckt.
Es war nicht eben hell in dem Baderaum. Zwei Fackeln an den Wänden sorgten für Licht. Sonnenschein drang nur durch die schmalen Schlitze.
Sena entdeckte sie zuerst. Sie tauchte wie ein Fisch vor der Hexe auf, umarmte sie in einer plötzlichen Gefühlsaufwallung und lachte, als sie die neue Freundin erkannte.
»Da bist du ja endlich!« Sie schüttelte sich Wasser aus den Haaren und rief laut: »He, Kinder, Assunga ist gekommen. Sie hat es sich doch noch überlegt.«
Auch die anderen fünf Frauen schwammen herbei. Sie begrüßten Assunga wie eine Freundin, die sie lange nicht mehr gesehen hatten, was der Hexe nicht recht war, denn sie dachte an den einäugigen Zamack und hatte dabei das Gefühl, als würde er sie aus irgendeinem Versteck heraus heimlich beobachten.
»Warum bist du nur so spät gekommen?« warf man ihr vor.
»Das reicht doch – oder?«
»Nein, unsere Zeit ist um. Wir müssen wieder aus dem Wasser. Der Gong ist schon ertönt.«
»Was macht ihr dann?«
Die Jüngste sprach, hüpfte im Wasser hoch und deutete auf eine dunkle Tür. »Dort müssen wir durch, dann erst sind wir bei ihm. Er wartet wirklich auf uns.«
»Ich bleibe noch etwas.«
Die Frauen versuchten, Assunga zu überreden, mit ihnen zu gehen, aber sie blieb hart, denn die Hexe verfolgte ihre eigenen Pläne.
Wenn der Blutgraf mit seinen Gespielinnen beschäftigt war, würde sie auftauchen und sich an seiner Reaktion erfreuen.
»Das wird dem Grafen aber nicht gefallen«, wurde sie gewarnt.
Assunga schaute dorthin, wo sich zwei Mädchen im Wasser vergnügten. Sie lachten, umarmten sich und rieben dabei ihre Köpfe aneinander. Assunga kam eine Idee. Diese Bräute waren eine Gemeinschaft. Obwohl auf den Grafen fixiert, hielten sie doch zusammen, und das konnte sie möglicherweise ausnutzen. Sie mußte es nur geschickt anfangen, legte sich auf den Rücken und schwamm der schwerfällig durch das Becken gehenden Sena nach, die sie auch einholte.
Als Sena die Hand der Hexe auf ihrer Schulter spürte, drehte sie sich um. »Du bist es.«
»Ja.«
»Willst du doch bei uns bleiben?« Sena legte sich auf das Wasser und ließ sich dem Rand zutreiben.
»Doch – das schon.« Auch die Hexe paddelte langsam näher. Sie stieg aber nicht aus dem Becken wie Sena. »Ich habe mir gedacht, daß ich euch vorgehen lasse.«
Sena strich ihre nassen Haare zurück. »Gut, und was wird dann alles geschehen?«
»Ich komme nach.«
»Wie? Du kommst nach?«
»Ich werde zu euch kommen und meinen überraschenden Auftritt haben. Das ist alles.«
Die nackte Sena bückte sich und hob ein breites Badetuch hoch.
Ihre anderen Freundinnen waren ebenfalls aus dem Wasser gestiegen und begannen damit, ihre Körper abzutrocknen. »Wie soll ich das denn verstehen?«
»Nun, als Überraschung.«
In das Badetuch gewickelt, beugte sich die Frau der Hexe entgegen. »Ich glaube kaum, daß sich der Blutgraf überraschen lassen wird. Nein, meine Liebe, der ist bestimmt gegen Überraschungen. Oder ich müßte mich sehr getäuscht haben.«
»Vielleicht hast du das?«
Sena hockte sich nieder. Prüfend schaute sie der Hexe ins Gesicht, ohne jedoch etwas erkennen zu können. Mit flüsternder Stimme fragte sie: »Verdammt, wer bist du, Assunga? Zu wem gehörst du? Kannst du mir das sagen? Was treibt dich her?«
Assunga lachte, zog die Beine an und stemmte die Füße gegen den Beckenrand, bevor sie sich Schwung gab. »Ich bin einfach aus der Fremde gekommen«, erklärte sie. »Aus der Fremde, wenn du verstehst.«
»Nein, ich verstehe nichts.«
Die Hexe winkte bereits von der Mitte des Beckens. »Bis später, meine Lieben.«
Die Frauen ließen sich nicht stören. Das Bad lief nach einem Ritual ab. Zunächst hatten sie sich gewaschen, jetzt trockneten sie sich ab, und nun folgte die Kosmetik, denn sie rieben sich gegenseitig mit duftenden Salben ein, die in Tiegeln aufbewahrt wurden. Es machte ihnen Spaß, die flachen Hände über ihre Körper gleiten zu lassen.
Sie scherzten und lachten dabei wie kleine Kinder.
Assunga sah gelassen zu. Trotz der fremden Umgebung fühlte sie sich wohl. Sie genoß das Wasser, schwamm auch durch den kleinen Wasserfall hindurch und schaute zu, wie ihre ›Freundinnen‹ verschwanden.
Allein blieb sie
Weitere Kostenlose Bücher