0701 - Sprung in die Freiheit
gleich reifen Pflaumen herabfielen.
Kaddy Gonsten klappte seinen Druckhelm zurück, atmete tief ein und sagte: „Die erste Sicherheitszone hätten wir hinter uns."
Seine Kollegen klappten ihre Druckhelme ebenfalls zurück.
„Aber wir sind erst im Außenrandbezirk von NATHAN, Crash.
Wenn die Wachmannschaften aufpassen, kommen wir niemals durch", entgegnete Dadno Welms.
„General Dephin meinte, die von der Aphilie befallenen Wachmannschaften NATHANs wären so verwirrt, daß wir mit verminderter Aufmerksamkeit rechnen dürften", sagte Gonsten.
„Warum sollten sie verwirrt sein?" erkundigte sich Jiffer Springo.
„Sie sind schon so lange aphilisch, daß sich ihre Psyche längst stabilisiert hat. Es gibt hier bestimmt schon zahlreiche Menschen, die bereits als Aphiliker geboren wurden. Für sie ist ihr Zustand absolut normal. Vielleicht war der General verwirrt."
„Ein General ist niemals verwirrt", erklärte Kaddy Gonsten lächelnd. „Abwarten und Tee trinken ist die Parole."
„Und woher nehmen wir den Tee?" erkundigte sich Springo.
„Haha!" machte Welms. „Das war doch bloß wieder ein altterranischer Spruch!"
„Richtig!" sagte Gonsten. „Und er bedeutet soviel wie: gelassen bleiben und die Dinge an sich herankommen lassen. Diese altterranischen Redewendungen haben viel für sich. Sie sind sozusagen Kodewörter, mit denen sich oft umständliche Erklärungen in eine allgemeinverständliche Kurzform bringen lassen."
„Leider sind sie heute nicht mehr allgemeinverständlich", entgegnete ihm Jiffer Springo. „Lassen wir also lieber das Beiboot im Hangar."
„Was ebenfalls eine Redewendung ist, wenn auch eine neusiganesische", meinte Gonsten. „Früher sagte man auf Terra: Lassen wir die Kirche im Dorf. Die Bedeutung war die gleiche."
„Ts!" machte Dadno Welms. „Das sind ja Kernspaltereien. Ich schlage vor, wir schauen uns ein wenig in diesem Sektor um.
Vielleicht finden wir schon bald einen Weg, in die Innereien von NATHAN zu kommen."
Kaddy Gonsten nickte. Er schaltete sein Flugaggregat ein, schwebte zur vergitterten Öffnung der Klimaanlage und zwängte sich durch das Gitter. Seine beiden Kollegen folgten ihm. Man hatte sich auf eine Weise verständigt, die einem Außenstehenden befremdlich erschienen wäre, für das Dreierteam aber zur lieben Gewohnheit geworden war.
Nach etwa zehn Minuten gelangten die drei Siganesen an eine weitere Gitteröffnung. Sie schalteten ihre Tornisteraggregate aus und blickten in den dahinterliegenden Raum.
Was sie sahen, ließ in ihnen einen Plan reifen.
Unter ihnen standen in Reih und Glied sechs desaktivierte Wartungsroboter, die auf die Wartung und Reparatur der hyperinpotronischen Sektionen von NATHAN spezialisiert waren.
Es waren Ungetüme mit eiförmigen Körpern und jeweils neun langen Tentakelarmen, die in alle Richtungen gebogen werden konnten.
„Beim gepulsten Protonenstrahl!" entfuhr es Dadno Welms. „Mit solchen Robotern habe ich einmal ganz allein die Hauptpositronik des Ultraschlachtschiffs MARY ANNE repariert, nachdem sie von einem Desintegratortreffer praktisch durchgeschnitten worden war. In jedem dieser Körper ist genug Platz für fünf von unserer Sorte."
„Wir sind aber nur drei", meinte Jiffer Springo.
„Aber mit mehr Intelligenz als fünf Terraner", erwiderte Kaddy Gonsten. „Die untere Wartungsöffnung ist groß genug, um uns durchzulassen. Wenn wir uns an die Überbrückungsschaltung der Funktionspositronik anschließen, können wir einen der Burschen steuern."
Er wartete nicht erst die Zustimmung seiner Kollegen ab, sondern zwängte sich durch das Gitter, schaltete seinen Antigrav ein und sank zu Boden.
Das Dreierteam landete neben dem ersten Roboter, und Dadno Welms machte sich daran, mit Hilfe seines kleinen Druck- und Zugstrahlprojektors die magnetisch verschlossene untere Rumpf-Wartungsöffnung aufzubrechen. Es gelang ihm beinahe auf Anhieb. Der Verschluß polterte zu Boden, und eine zirka zehn Zentimeter durchmessende kreisrunde Öffnung wurde sichtbar.
Die Siganesen flogen durch die Öffnung in den Rumpf des Roboters hinein, und Welms praktizierte den Verschluß mit einem Zugstrahl wieder an seinen Platz, wo er sich sofort magnetisch verankerte.
Im Innern des Roboters mußten die Siganesen ihre Helmlampen in die Brusthalterungen der Kampfanzüge schieben und einschalten. Behutsam arbeiteten sie sich durch die Fülle der Aggregate und Apparaturen bis zum Mittelteil des Rumpfes, in dem die Funktionspositronik
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