Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0702 - Das dunkle Ich

0702 - Das dunkle Ich

Titel: 0702 - Das dunkle Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
Vom Netzwerk:
zugestoßen sein. Er wurde irgendwie festgehalten, daran gehindert, zurückzukehren.
    Möglichkeiten gab es viele. Möbius grübelte nicht weiter über Einzelheiten. Er wollte sich dadurch nicht selbst blockieren, indem er sich auf eine bestimmte Vorstellung festlegte. Er musste den Kopf frei behalten.
    »Michael«, murmelte er. »Ich hoffe, du kommst mit mir… lass du mich nicht auch noch im Stich.«
    ***
    Michael Ullich hatte kein Problem, zu Ty Seneca vorzustoßen. Der Abenteurer, der die gewohnte Westernkleidung aus Leder trug, saß zusammen mit Riker, dem Anwalt Hawkins und dem Finanzmanager der Tendyke Industries, dem dunkelhäutigen Roger Brack, in Ullichs früherem Büro.
    »Ich muss Sie allein sprechen, Seneca«, verlangte Ullich.
    Der Abenteurer grinste. »Sie sind für Ihre etwas… hm… rustikale Art bekannt, Ullich«, erwiderte er. »Ich nebenbei auch. Wollen Sie mit mir einen Faustkampf veranstalten, und der Sieger bekommt die Firma?«
    »Reden Sie kein Blech«, knurrte Ullich. »So etwas ist nicht mein Stil.«
    »Gehen wir in Möbius' Büro«, schlug Seneca vor. Er nickte Hawkins zu, der ihm sofort folgen wollte.
    »Allein, sagte ich«, stellte Ullich sich ihm entgegen. »Es ist nichts, wofür Sie juristische Winkelzüge benötigen. Es ist privat.«
    »Wie Sie wollen.« Seneca ging voraus. Die beiden Büros lagen sich gegenüber und wurden durch das gemeinsame Vorzimmer getrennt, von dem aus es auf den Korridor ging. Früher hatten in diesem Vorzimmer die beiden Sekretärinnen von Möbius und Ullich gearbeitet. Jetzt lümmelten sich hier Typen aus der Gruppe, die Riker und Seneca aus El Paso, Texas, mitgebracht hatten, und sichteten Akten und Dateien.
    Wie selbstverständlich ließ Seneca sich in Carsten Möbius' Sessel hinter dem Schreibtisch nieder und wies Ullich den Besucherplatz zu. »Was wollen Sie?«, fragte er kühl.
    »An Ihr Ehrgefühl appellieren«, erwiderte Ullich. »Sie und Carsten - Möbius, meine ich - haben einen gemeinsamen Freund. Einen, für den Sie und Carsten alles tun würden, wie er auch für jeden von Ihnen alles tun würde.«
    »Sie meinen Professor Zamorra.«
    »Richtig. Ich denke doch, dass es über Zamorra eine Verbindung zwischen ihnen geben sollte, ein Freundschaftsband. Was Sie hier tun, ist, diese Freundschaft zu verraten. Es gab ein Abkommen, das keiner der beiden Firmen schadete. Sie haben es gebrochen. Wissen…«
    »Das war es, was Sie mir sagen wollten?« Seneca erhob sich. »Schön, dann haben Sie Ihren Spruch aufgesagt, und jetzt 'raus! Ich pflege Geschäft und Privatleben voneinander zu trennen. Die Freundschaft zu Zamorra ist das Private, die Übernahme des Möbius-Konzerns das Geschäftliche. Diese Übernahme war schon lange fällig. Die Welt ist nicht groß genug für zwei solche Unternehmen. Wenn Sie oder Möbius nicht in der Lage sind, Geschäftliches und Privates zu trennen, ist das Ihr Problem, nicht meines.«
    »Zamorra hat Sie uns immer ganz anders beschrieben.«
    »Auch das ist nicht mein Problem, Ullich. Verschwinden Sie jetzt, oder ich lasse Sie vom Sicherheitsdienst hinausbegleiten.«
    Schulterzuckend wandte Ullich sich ab und verließ das Büro. In der Tür rief Seneca ihn an.
    »Die Option, als Angestellter hier weiterzumachen, besteht immer noch - allerdings nicht mehr lange.«
    Ullich drehte den Kopf. Er wollte etwas erwidern, Seneca eine Beleidigung an den Kopf werfen, aber sein Verstand verbot es ihm. Er durchquerte das Vorzimmer und ging.
    Draußen auf dem Korridor stand Will Shackleton, neben ihm Rhet Riker. Vage entsann Ullich sich, dass Shackleton der Security-Chief der Tendyke Industries war. Der Mann, der für die Sicherheit des Gesamtkonzerns verantwortlich war, weltweit. Er gehörte mit zu der Delegation, die mit Seneca und Riker angereist war.
    »Auf ein Wort, Mister Ullich«, sagte Shackleton.
    »Was ist denn noch?«
    »Ich möchte Ihnen einen Vorschlag unterbreiten«, sagte der Sicherheitsbeauftragte. »Ein Angebot, das für Sie vielleicht noch wertvoller ist als das, was die Herren Seneca und Riker Ihnen und Mister Möbius bislang Unterbreitet haben.«
    Ullich sah Riker an. Der untersetzte, schwarzhaarige Geschäftsführer der Tendyke Industries nickte stumm.
    »Wir haben einen Teil Ihrer Unterhaltung mit Seneca vom Vorzimmer aus mitgehört«, sagte Shackleton. »Sie erwähnten, Zamorra habe Ihnen Seneca… oder Tendyke, wie er sich bis vor kurzem nannte, ganz anders beschrieben. Es stimmt, Mister Ullich. Seneca hat sich stark

Weitere Kostenlose Bücher