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0702 - Das dunkle Ich

0702 - Das dunkle Ich

Titel: 0702 - Das dunkle Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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jüngsten Auftritt! Da lachen ja die Hühner… zumal du für den Job längst weit überqualifiziert bist! Höre auf mich, vergiss es.«
    »Vielleicht hast du Recht«, sagte Ullich lahm. »Also gut, ich komme mit. Wird ja vermutlich nicht lange dauern. Ich fahre nur eben zu meiner Bude und packe ein paar Sachen zusammen. Zahnbürste, Kondome, Maschinengewehr und mobiles Fallbeil…«
    »Spinner!«
    »Ja, den auch. Hätte ich fast vergessen. Wie möchtest du verpackt werden? Als Handgepäck, oder im Umzugskarton im Flugzeug-Frachtraum?«
    »Manchmal«, seufzte Möbius und verdrehte die Augen, »habe ich den dringenden Wunsch, meinen besten Freund zu erschlagen. Woran liegt das bloß?«
    »Weißt du's nicht mehr? Dann leidest du schon unter dem Alzheimer-Syndrom, und dann hat es auch keinen Sinn, wenn ich's dir jetzt erkläre, weil du es ja doch gleich wieder vergisst… ich bin in einer Stunde wieder da. Bestell schon mal das Flugzeug. First Class, okay?«
    ***
    »Du bist ein notorischer Geizkragen, Carsten! First Class hatte ich gesagt, nicht Economy!« Verdrossen versuchte Michael Ullich einen Blick nach draußen zu erhaschen, aber das Flugzeugfenster war mehrere voll belegte Sitzplätze von ihm entfernt, und die Beine richtig ausstrecken konnte er auch nicht. Dafür drang das Triebwerkgeräusch recht deutlich in die Kabine - ihre Plätze befanden sich ziemlich weit hinten.
    »Alter Meckerer! Ist ja schließlich nicht dein Geld, was hier draufgeht, sondern meines! Aus der privaten Schatulle!«
    »Als es aus der Firmenkasse ging, hast du auch immer am falschen Ende gespart«, murrte Ullich. »Da denkt man, beim Privatflug kann man endlich mal ein bisschen Luxus genießen, mit ganz privater Stewardess, und dann wieder so eine Enttäuschung! Hoffentlich ist das hier nicht auch noch eine Billig-Fluglinie mit achtzig Jahre alten Blechkisten, die schneller abstürzen als du beten kannst!«
    »Da kannst du unbesorgt sein«, ätzte Möbius. »Wir haben sogar einen Fallschirm an Bord! Sollte wirklich was passieren, springe ich damit ab und hole Hilfe.«
    »Wirklich, junger Mann?«, mischte sich links von ihnen eine asthmatisch keuchende ältere Dame ein, deren Kampfgewicht sicher zwei Tickets erfordert hatte. »Das ist aber sehr nett von Ihnen. Ich mag solche netten, mutigen jungen Männer. Wenn wir gelandet sind, sollten wir unbedingt ein Tässchen Kaffee miteinander trinken. Mit einem kleinen Schuss drin, nicht wahr, Sie wissen doch, was ich meine. Mein verstorbener Mann war auch so mutig wie Sie, er hat damals…«
    Möbius schloss die Augen.
    »Du hast Recht, Micha«, flüsterte er. »Beim nächsten Mal werde ich First Class buchen. Indianerehrenwort.«
    »Ach, gegen die Indianer haben Sie auch schon gekämpft?«, keuchte die voluminöse Dame begeistert. »Davon müssen Sie mir unbedingt erzählen. Ja, der wilde Westen damals… Mein verstorbener Mann hat nämlich auch…«
    ***
    Etwa zu dieser Zeit öffnete ein Mann die Tür von Michael Ullichs Wohnung. Er besaß keinen Schlüssel, aber sein Werkzeug hinterließ keine Spuren.
    Er sah sich um; wenig von dem, was er bemerkte, interessierte ihn. Er suchte etwas Bestimmtes. Und er fand es.
    Eine Pistole; eine alte Walther PPK. Sie sah aus, als wäre sie schon lange nicht mehr benutzt und gereinigt worden, gerade so, als habe ihr Eigentümer sie vergessen.
    Das stimmte auch fast.
    Damals, als Michael Ullich als Bodyguard für Carsten Möbius eingesetzt worden war, hatte man ihm diese Waffe ausgehändigt. Er hatte sie nie benötigt, vielleicht zwei- oder dreimal ein Magazin auf Zielscheiben leergeschossen. Er besaß einen Waffenschein, die Pistole war legal.
    Das interessierte den Einbrecher nicht. Er benutzte Handschuhe, als er die Pistole an sich nahm, und verließ die Wohnung, vergewisserte sich noch einmal, dass er beim Öffnen der Tür keine Spuren hinterlassen hatte, und verschwand so unbeobachtet, wie er gekommen war. Er hatte einen günstigen Moment erwischt; es gab keinen einzigen Zeugen für seine Anwesenheit.
    ***
    In der Spiegelwelt:
    Zamorra überlegte. Er war inzwischen sicher, es hier mit dem »richtigen« Robert Tendyke zu tun zu haben, und Nicole stimmte ihm zu. Jetzt war auch klar, warum Tarona sie beide hierher gebracht hatte. Sie waren Tendykes einzige Chance, dieser Hölle zu entkommen.
    »Ich frage mich allerdings«, sagte Nicole, »warum er nicht auf die Idee gekommen ist, es mit den Regenbogenblumen zu versuchen.«
    »Ihm fehlte unser Erlebnis«,

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