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0702 - Das dunkle Ich

0702 - Das dunkle Ich

Titel: 0702 - Das dunkle Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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Montagne angerufen. Der Butler sagte, weder Zamorra noch Nicole seien bisher wieder aufgetaucht.«
    »Da stimmt doch was nicht!«, behauptete Carsten Möbius. »Das ist doch faul, das stinkt nicht nur zum Himmel, sondern auch noch dreimal wieder zurück! Bei der Grollmilz der Panzerhornschrexe, Zamorra ist in Gefahr! Wir müssen etwas tun!«
    »Ja. Unsere… äh, sorry, deine Firma zurückerobern.«
    »Das können wir später immer noch!«
    Ja, dachte Ullich. Später. So war es immer. Um die Übernahme durch die Tendyke Industries konnte man sich auch später kümmern. Und jetzt war es zu spät. Jetzt hatte die Übernahme stattgefunden.
    »Überleg dir ganz genau, was du vorhast und was dir wichtig ist«, mahnte Ullich.
    Sein Freund runzelte die Stirn.
    »Und du«, sagte er finster, »überleg dir ganz genau, was du sagst.«
    Für Michael Ullich gab es da nicht viel zu überlegen.
    Er hielt seinen Freund in dessen derzeitigem Zustand für nicht so ganz zurechnungsfähig.
    Was er nicht als Negativ-Urteil sah, sondern nur als eine nüchterne Feststellung.
    Carsten befand sich in einer absoluten Ausnahmesituation. Also reagierte er auch absolut anders, als man ihn kannte. Damit musste Ullich sich abfinden.
    So oder so…
    ***
    Als Ullich die Wohnung verlassen hatte, um zur Firma zu fahren, griff Carsten langsam zum Hörer seines uralten Einfach-Telefons. Die Nummer, die er anwählen wollte, kannte er auswendig, seit vielen, vielen Jahren.
    Er fragte sich, was Micha noch in den Büros wollte. Schadensbegrenzung? Er hatte so etwas vor sich hin gemurmelt, aber wie er sich diese Schadensbegrenzung vorstellte, hatte er nicht gesagt. Nun, Carsten konnte und wollte ihn nicht festhalten. Aber ihm war die Freundschaft mit Zamorra mindestens ebenso viel wert wie die Firma, vielleicht sogar noch ein bisschen mehr. Freunde ließ man nicht im Stich, und er hatte das Gefühl, in den letzten Jahren für seinen Freund Zamorra wenig genug getan zu haben.
    Nach all den Jahren vorher, in denen sie gemeinsam in aller Herren Länder, in Gegenwart und Vergangenheit, auf Dämonenjagd gegangen waren… und dann, als Stefan Möbius sich aus dem Geschäft zurückzog und Carsten die Firmenleitung aufs Auge drückte, war dafür keine Zeit mehr geblieben. Selbst private Kontakte schrumpften auf ein Minimum. Die Geschäftsführung kostete Nerven, Kraft und Zeit. Und wenn Carsten etwas tat, dann machte er es auch richtig und nicht nur halbherzig.
    Einen Moment zögerte er noch, dann begann er die Wählscheibe zu drehen. Diese uralten Telefone gab es eigentlich schon gar nicht mehr - aber Carsten hatte es nie gegen ein moderneres getauscht, weil er nicht einsah, warum er in seinen privaten vier Wänden ein High-Tech-Gerät benötigte. Hier wollte er ausspannen; die Firma führte er vom Büro aus.
    Es dauerte eine Weile, bis er die lange Zahlenkette eingedreht hatte und schließlich der Rufton kam. Fast augenblicklich meldete sich William, der Butler im Château Montagne.
    »Noch keine Nachricht von Zamorra?«, fragte Möbius.
    »Bedaure. Allmählich beginnen auch wir uns Gedanken zu machen. Denn in Schottland befinden er und Mademoiselle Nicole sich nachweislich längst nicht mehr.«
    »Ich komme nach Frankreich«, entschied Möbius. »Vielleicht kann ich helfen. Wenn mich jemand vom Flughafen Lvon abholen kann…?«
    »Selbstverständlich!«, versicherte William. »Bitte teilen Sie mir mit, wann Sie eintreffen werden, und ich arrangiere alles.«
    »Sabrina wird… nein, Unsinn, das muss ich ja jetzt selbst machen.« Er hatte in der Firma keine Funktion mehr, und seine Sekretärin konnte nichts mehr für ihn tun, selbst wenn sie noch im Haus war. Aber vermutlich hatte sie bereits ihren Schreibtisch geräumt. Rhet Riker, der Geschäftsführer der Tendyke Industries , hatte eigenes Personal emgeflogen, um die Firmenzentrale erst einmal richtig in Schwung zu bringen.
    »Ich rufe wieder an, sobald ich das Ticket habe und die Ankunftszeit weiß«, versprach Möbius und legte auf.
    Sicher war es nicht unnormal, dass Zamorra für eine Weile unerreichbar war. Das war ihnen allen bei den früheren Abenteuern schon häufig passiert. Nicht immer lief alles so glatt, wie es sein sollte. Aber die Angelegenheit, deretwegen der Dämonenjäger nach Schottland gereist war, war doch längst erledigt!
    Wo also steckte er?
    Warum meldete er sich nicht?
    Er hätte doch nie und nimmer die Beisetzung seines alten Freundes Stefan Möbius versäumt! Nein, es musste ihm etwas

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