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0702 - Das dunkle Ich

0702 - Das dunkle Ich

Titel: 0702 - Das dunkle Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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Industries ebenso an diese Vereinbarung hielten, wie der Möbius-Konzern unter seiner Führung es getan hatte.
    »Du bist zu gut für diese Welt«, hielt Michael Ullich ihm jetzt vor - nicht zum ersten Mal in den letzten Tagen. »Du bist zu leichtgläubig. Traue niemandem!«
    »Nicht mal dir?« Bitter starrte Möbius seinen Freund an, der einst sein Bodyguard gewesen und heute in der Firma seine rechte Hand war.
    Nein, nicht mehr - die Firma gehörte ihm ja nicht mehr.
    Gönnerhaft hatte Ryker, der Geschäftsführer der Tendyke Industries, ihm das Angebot gemacht, den Konzern weiterhin zu führen - als Angestellter der Tendyke Industries, für die Tendyke Industries.
    Möbius hatte abgelehnt.
    Er ließ sich nicht erniedrigen. Vom Chef zum Befehlsempfänger, das war nicht seine Welt. Er hatte die Firmenanwälte unter Druck gesetzt, hatte ihnen Dampf gemacht. Aber so wie es jetzt aussah, gab es keine Chance, die feindliche Übernahme rückgängig zu machen beziehungsweise zu annullieren. »Während du von einer heilen Welt geträumt hast, hatte Ryker alle Zeit der Welt, die juristische Seite abzuklopfen und abzusichern«, hielt Ullich ihm vor.
    »Du kannst ja eine großzügige Abfindung einklagen«, fauchte Möbius, der die Bemerkungen seines Freundes als ätzend und zynisch empfand. »So zwei bis zehn Milliönchen vielleicht. Möglicherweise geben sie sie dir sogar.«
    Michael Ullich winkte ab.
    »Spiel jetzt nicht den wilden Mann, Carsten. Ich glaube nicht, dass wir noch irgendetwas tun können. Uns bleibt nur die Wahl, uns zu ducken oder zu gehen.«
    »Ich gehe lieber. Für solche Halunken arbeite ich nicht. Väterchens Lebenswerk einfach so zu verlieren und dann auch noch in Knechtschaft des Gewinners zu fronen - nein. So viel können sie mir gar nicht zahlen, dass ich meine Seele dafür verkaufe, und erst recht nicht den Traum meines Vaters.«
    »Akzeptiere es«, bat Ullich. »Der Traum ist ausgeträumt. Arm wirst du nie werden, dafür ist so oder so gesorgt. Und die Firma, der Traum deines Vaters, wird auch ohne dich weiterleben. Ryker und Seneca müssten verrückt sein, wenn sie den ganzen Laden liquidierten. Es wird nicht mal Entlassungen geben - mal von unserer Chefetage abgesehen«, schränkte er ein. »Aber die Mitarbeiter in den einzelnen Tochterfirmen sind bis zum letzten Mann und bis zur letzten Frau unentbehrlich. Noch mehr rationalisieren, als wir es getan haben, kann auch die Tendyke Industries nicht.«
    »Du scheinst ja sehr gut informiert zu sein«, vermutete Möbius bissig.
    »Kluger Junge. Es wird weitergehen, Carsten. Dein Vater ist tot, wir sind draußen - aber die Firma lebt weiter, der Konzern. Er kriegt bloß einen anderen Namen aufgestempelt.«
    »Ich lasse das nicht zu«, murmelte Möbius. »Ich kann es nicht zulassen! Das bin ich meinem Vater schuldig!«
    »Und was willst du tun? Sie haben alles perfekt eingefädelt. Sie haben sogar selbst eine Menge Opfer gebracht, eigene Firmen verkauft, um nicht gegen Kartellgesetze zu verstoßen! Sie haben uns in der Tasche, Carsten.«
    »Wo bitte haben sie uns?« Möbius schüttelte energisch den Kopf. »Es muss noch eine Möglichkeiten geben. Irgendetwas, das sie und ihre Wirtschafts- und Rechtsberater übersehen haben! Einen so riesigen Konzern wie unseren kann man nicht von einem Tag auf den anderen einfach so schlucken!«
    »Darauf würde ich an deiner Stelle nicht hoffen.«
    »Hoffen und Harren hält manchen zum Narren«, konterte Möbius mit einem alten Sprichwort. »Ich werde mich jedenfalls nicht in eine Ecke setzen und heimlich in mein Bier weinen.«
    »Sondern? Wie wär’s, Zamorra um den Zeitring zu bitten, den roten für die Vergangenheit? Dann kannst du nachträglich verhindern, dass die Übernahme stattfindet. Das bisschen Zeitparadoxon, das dadurch zwangsläufig entsteht, kann höchstens ein Viertel des Universums zerpulvern, und…«
    »Kannst du vielleicht auch mal die Fresse halten?«, fuhr Möbius seinen alten Freund verärgert an. »Begreifst du nicht, dass es mir verdammt ernst ist?«
    Ullich hob abwehrend die Hände.
    »’tschuldigung«, murrte Carsten gepresst. »Du kannst ja nichts dafür. Aber dein Sarkasmus ist ein weiterer Nagel zu meinem Sarg.«
    Ullich senkte die Hände wieder.
    »A propos Zamorra«, fuhr Carsten ablenkend fort. »Hast du ihn mittlerweile erreichen können? Ist er wieder aufgetaucht?«
    Michael Ullich hob die Schultern.
    »Bis gestern Abend jedenfalls nicht«, sagte er. »Da habe ich zuletzt im Château

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