0702 - Die Nacht der bösen Frauen
Höhe auf die Frauen zu. Sie würden in ihre Arme fliegen, und eigentlich hätten Suko und Marek jetzt schießen müssen.
Sie taten es nicht.
Sie waren keine Killer, denn auch ich hätte in dieser Lage, wo keine akute Lebensgefahr bestand, nicht geschossen.
Dann feuerte Suko doch.
»Die letzte Warnung!« brüllte er.
Assunga lachte dazwischen.
»Tatsächlich?«
Ihr Wort alarmierte mich. Ich rechnete mit dem Schlimmsten und täuschte mich nicht.
Suko und Marek schrieen auf, als die Hexe sie mit ihren Kräften erwischte.
Plötzlich lagen sie am Boden, wo sie sich wie Kreisel um die eigene Achse drehten.
»Ich werde dafür sorgen, daß sie sieh die Kugeln selbst in die Köpfe schießen!« schrie Assunga und breitete zum Zeichen des Sieges ihren Mantel aus.
Genau in diesem Augenblick hatten die Waffen die vier in der Luft schwebenden Frauen erreicht.
Hände griffen zu. Umfaßten die Gewehre, auch die beiden Pistolen, und sie würden uns abschießen können wie die Hasen…
***
Was sollte ich tun?
Mein gesamter Plan, den ich mir so schön vorgestellt hatte, war durch dieses Ereignis zerrissen worden. Suko und Marek wurden in die Höhe geschleudert. Sie bekamen Stöße in den Rücken und taumelten auf die Mitte des Platzes zu, wo auch ich mich aufhielt. Wenn die Frauen schossen, sollten die Ziele so nah wie möglich bei ihnen sein.
Die vier hantierten mit den Waffen, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Eine verrückte Idee schoß mir durch den Kopf, die allerdings so verrückt nicht war, wenn ich näher darüber nachdachte.
Wären die Waffen von modernen Menschen in die Hände genommen worden, hätten Suko und Marek keine Chance mehr gehabt. Aber die Frauen stammten aus einer Zeit, die um einige hundert Jahre zurücklag, da waren noch keine Pistolen und Gewehre erfunden. So konnten sie mit diesen Dingern vorläufig nichts anfangen.
Irgendwann würden sie es schaffen, da war ich mir sicher. Ich hoffte, daß es noch dauerte, und für mich war es wichtig, an die Hexe Assunga heranzukommen.
Ich drückte meinen Freunden die Daumen und rannte mit langen Sätzen dem Bahnhof entgegen.
Diesmal ließ ich das Kreuz nicht in der Tasche.
Assunga erwartete mich!
Sie stand noch immer auf dem Dach, den Mantel hielt sie wieder geschlossen.
Aus ihren Augen strahlte mir kein Feuer entgegen, sie hatten trotzdem einen harten, dämonischen und nicht menschlichen Glanz bekommen. Der Mund war verzogen, er bildete einen sehr häßlichen Fleck in ihrem Gesicht.
Sie sah mich kommen, sie sah auch das Kreuz in meiner Hand und lachte mich aus.
Wenig später verging ihr das Lachen.
Da hatte ich die Formel gesprochen!
***
Suko konnte nichts zu. Er schien von unzähligen Händen berührt zu werden, die einfach überall waren, die ihn auf dem Boden herumschleuderten, die ihn mal ihn die Höhe schleuderten und dann zu Boden hämmerten, wo er mehr als einmal hart aufschlug.
Er wühlte den Staub auf, als wäre er ein Tier, das mit seinen Pfoten über den Boden kratzt.
Marek erging es nicht anders.
Er lag auf dem Rücken, drehte sich, kam mal zur Ruhe, wurde angehoben und wieder mit einem wuchtigen Schlag auf den Rücken geschleudert, so daß er mit dem Hinterkopf hart aufschlug.
Er fluchte, er schrie, er war wie von Sinnen, er stemmte sich auch gegen die mächtigen Kräfte an, aber er bekam keine Chance, denn Assunga war zu stark.
Seine Waffe hatte er längst verloren. Sie lag irgendwo außer Reichweite.
Wenn er sich jetzt verteidigen wollte, mußte er seinen angespitzten Eichenpflock nehmen.
Dazu würden ihm die vier bösen Frauen kaum Gelegenheit geben. Assunga ließ Marek zur Ruhe kommen, aber sie hatte dabei seine Glieder so verdreht, daß sie schmerzten und sich anfühlten, als wären sie mit irgendwelchen Drähten gefesselt.
Über sich sah er die Frauen!
Sie waren bewaffnet. Alle hielten Gewehre fest. Die älteste unter ihnen zusätzlich noch einen Revolver, aber sie schossen nicht, weil sie über die Funktion dieser Waffen nicht Bescheid wußten, sie sich anschauten, auch damit schlugen, aber sie nicht abfeuerten.
Dennoch war es nur eine Frage der Zeit - Sekunden vielleicht -, bis sie die eigentliche Funktion herausgefunden hatten. Und aus einem Schnellfeuergewehr abgeschossene Kugeln würden immer das Ziel treffen.
Der erste Schuß fiel!
Marek und Suko schraken zusammen, aber die Kugel traf nicht. Sie jagte in den Himmel.
Die Frauen erschraken.
Es war Sena, die geschossen hatte. Sie schüttelte den Kopf,
Weitere Kostenlose Bücher