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0703 - Die Insel des Kopfjägers

0703 - Die Insel des Kopfjägers

Titel: 0703 - Die Insel des Kopfjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Veränderung an der Wand, die der Tür gegenüber lag.
    Dort stand so etwas Ähnliches wie ein Sideboard. Gefertigt aus dunklem Holz, ziemlich breit, damit auf der Oberfläche genügend Platz vorhanden war.
    Platz für Gegenstände, die Panik und Grauen erzeugen konnten. Platz für Köpfe!
    Er wollte es erst nicht glauben, aber es stimmte, war selbst bei diesem Licht zu erkennen.
    Drei Köpfe zeichneten sich unter viereckigen und würfelförmigen Glashauben ab.
    Der in der Mitte war normal groß und gehörte seinem Bruder Jason. Melanie hatte ihn also in diesen Keller geschafft und ihren Gefangenen so hingelegt, daß er die Köpfe einfach sehen mußte.
    Besonders den mittleren, der das Zentrum bildete.
    Rechts und links von ihm waren die anderen beiden Schädel ebenfalls unter den Hauben zu sehen.
    Kleinere Köpfe, kaum größer als eine ausgewachsene Männerfaust. Und da fiel ihm etwas ein.
    Dick hatte es kaum gesehen, als er an einen seiner Abenteuerstreifen dachte, die er gedreht hatte.
    Die Geschichte spielte im Dschungel. Er war der Held, der einer Bande hinterherjagte, die darauf spezialisiert war, Schrumpfköpfe herzustellen. Und die beiden dort sahen ihm aus wie Schrumpfköpfe.
    Viele Gedanken irrten durch seinen eigenen Kopf. Und aus ihnen kristallisierte sich ein Resultat hervor. Er wußte jetzt Bescheid, es war klar, was man von ihm wollte.
    Erstens seinen Schädel!
    Und zweitens wollte man ihn dazu benutzen, um einen Schrumpfkopf herzustellen.
    Der Gedanke daran trieb das Würgen wieder hoch bis in seine Kehle. Er hörte sich selbst laut atmen.
    Plötzlich überkam ihn die Angst wie ein gewaltiger Schwall. Auch schaffte Dick es einfach nicht, seinen Blick vom Kopf des Bruders zu wenden.
    Dessen totes Gesicht starrte ihn an.
    Es hatte Augen, widerliche Augen, die ihn an gefrorene Milch erinnerten, die zudem wäßrig geworden war. Ein dämonischer Glanz schien von ihnen auszugehen, und zum erstenmal hatte er Angst vor diesem Schädel. Dessen Gesicht hätte keinen Ausdruck tragen sollen, es war trotzdem einer vorhanden. Und der war auf ihn fixiert.
    Eine fremde Macht oder Kraft schien in den Kopf hineingekrochen zu sein, um sich dann in den verfluchten Augen festzusetzen, wo sie eine Botschaft vermittelte.
    Den Tod für ihn…
    Aber gab es denn die Kräfte, diese anderen Mächte, die mörderischen Strömungen, von denen er bisher nur gelesen und gehört hatte, tatsächlich? War das nicht alles die Erfindung irgendwelcher Drehbuchautoren gewesen? Er konnte sich einfach nicht vorstellen, daß so etwas zur Realität werden konnte.
    Da waren die Augen!
    So anders, so tot, so gnadenlos. Ohne festen Blick und doch mit einer fürchterlichen Botschaft verhaftet.
    Jason klagte ihn an. Er brüllte ihm die stummen Schreie entgegen. Er fragte ihn, weshalb ihm nicht geholfen worden war. Er wollte seinen Bruder bis an die Schwelle des Wahnsinns bringen.
    »Nein, verdammt!« keuchte Dick. »Nein, ich habe es nicht gewollt. Ich konnte auch nichts tun. Es war alles ganz anders, verstehst du? So verflucht anders…«
    Keine Reaktion.
    Der Kopf war tot.
    Er lebte trotzdem.
    Wie auch die beiden anderen Schrumpfköpfe, die der Schauspieler nacheinander anschaute.
    Sie sahen aus wie brüchiges, altes Leder. Sie waren ineinander gefallen, aber nicht zerfallen. Der Vergleich mit alten Äpfeln kam ihm in den Sinn, so ähnlich sahen sie aus.
    Und dann die Augen.
    Nicht wie wäßrige, gefrorene Milch wie bei dem Kopf seines Bruders, nein, die hier sahen völlig anders aus. Sie gaben einen türkisfarbenen Glanz ab. Eine Mischung aus Blau und Rot, facettenreich, so daß sie ihn manchmal an Katzenaugen erinnerten.
    Lebten sie?
    Fast hätte er sich selbst ausgelacht. Schrumpfköpfe konnten nicht leben. Es war für ihn nicht einmal feststellbar, ob es männliche oder weibliche Köpfe waren.
    Dann hörte er Schritte. Zielstrebig hart aufgesetzt. Trotzdem wußte Dick, daß es kein Mann war, der sich seinem Gefängnis näherte. Sie kam, seine Schwägerin.
    Er konnte sich nicht bewegen. Hätte er es geschafft, so hätte er versucht, mit beiden Händen an seinen Hals zu fassen, denn dort spürte er plötzlich ein Ziehen, als hätte jemand ein scharfes, dünnes Sägeblatt über die Haut gezogen. Schon jetzt hatte er den Eindruck, als wäre sein Hals angeschnitten worden.
    Für ihn gab es nur die eine Möglichkeit. Er konnte sich sonst nicht vorstellen, was sie von ihm wollte.
    Sie öffnete die Tür.
    Der Schlüssel kratzte, als er sich bewegte.

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