0703 - Die Insel des Kopfjägers
Beinen, feuerte auf die Killergestalt.
Jede Detonation aus der Waffe hörte ich wie einen dumpfen Trommelschlag, der mir immer mehr von meinem Leben nehmen wollte.
Dann fiel ich hin.
Der weiche Boden und das darauf wachsende Gras dämpften den Aufprall, obwohl ich mit dem Hinterkopf aufschlug. Aus der kleinen Wunde quoll Blut, das mir die Haare verklebte. Eigentlich hätte sie mir den Schädel abschlagen müssen, ihre Chance war da, aber die Gestalt kam nicht.
Ich lag da. Luft pumpte ich mit gewaltigen Atemstößen in meine Lungenflügel.
Ich schwitzte, hielt die Augen offen. Über mir tanzte ein Bild aus grünen und hellen Flecken. Es entstand, weil das Sonnenlicht gegen die Baumkrone schien. Es ging mir nicht gut, die Trümpfe lagen alle bei der Killergestalt, aber ich mußte hoch, mußte sie stellen und würde kein Pardon kennen. Ran an den Feind, so hieß es, so durchzuckte es meinen Kopf, als ich mich mühsam zur Seite drehte.
Dann kroch ich auf Händen und Füßen weiter. Die leergeschossene Waffe hielt ich fest. Ich glitt durch das Gras wie ein übergroßes Insekt. Der Schweiß brannte in meinen Augen.
Irgendwann hatte ich die freie Fläche erreicht, kam wieder auf die Füße und hatte zuviel Schwung, der mich nach vorn taumeln ließ, aber ich hielt mich.
Den Kopf drehte ich nach links.
Das Haus konnte ich sehen. Für mich aber stand es nicht mehr auf dem Land, sondern auf einem großen, schwimmenden Floß, das über ein gewaltiges Meer glitt.
Ich wußte, daß es stimmte. Es lag allein an meiner Erschöpfung, daß mir dieses Bild so vorkam.
Die Gestalt sah ich nicht mehr. Ich wußte auch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit, wer sie war, ging jedoch davon aus, es mit Melanie Travis zu tun zu haben.
Nur eben verkleidet…
Ich lud meine Beretta nach. Die Finger zitterten dabei. Die Haut war schweißnaß, so daß ich Mühe hatte, die Patronen zu halten. Aber ich würde es packen, ich wollte nicht aufgeben, ich kämpfte weiter, denn ich mußte sie stellen.
Meine Gedanken galten zudem Dick Travis. Solange noch Hoffnung bestand, ihn lebend zu finden, konnte ich einfach nicht aufhören.
Der Wind blies in mein Gesicht. Die Sonne heizte alles auf. Bald würde ich auf den grauen Felsen Spiegeleier bakken können.
Ich ging auf das Haus zu.
Mein Gesicht war verzerrt. Ich hatte das Gefühl, als würden meine Augen glühen.
Wie ein innerer Motor trieb es mich voran. Ich mußte es schaffen. Ich wollte auch den Mann retten.
Die Haustür war nicht verschlossen. Wie zur Einladung stand sie offen.
Noch immer rann das warme Blut aus der Wunde, fand seinen Weg durch die Haare und in den Nacken.
Es störte mich nicht. Ich betrat das Haus, hatte den Waffenarm angehoben, so daß die Mündung zur Decke wies. Ich würde ihn blitzschnell senken und schießen können.
Nichts bewegte sich.
Ich ging weiter.
Meine Schritte schleiften über den Boden. Ich sah Spuren.
Ein hartes Lächeln umzuckte meinen Mund. Spuren waren wichtig. Sie zeigten an, wohin die Person verschwunden war.
Die Ausmaße und die Einrichtung des großen Wohnraumes hatte ich noch in Erinnerung. Aber da war die Gestalt nicht hingegangen, sie hatte einen anderen Weg eingeschlagen.
Nach links.
Flecken auf dem Boden. Sie führten weiter bis zu einer Tür. Dahinter lag eine Treppe.
Der Keller!
Ich stand am Ende der Treppe und holte tief Luft. Es war ein Geländer da. Ich brauchte es, weil ich mich noch immer wie ein alter Mann fühlte. Das machte mir Angst.
Bisher hatte ich Glück gehabt, konnte mich jedoch nicht darauf verlassen, daß es auch anhielt.
Rechts befand sich das Geländer. Ich umfaßte es. Der Griff scheuerte kühl über meine Handfläche.
Zurück blieb ein Schweißfilm. Er klebte auch zwischen Pistolengriff und Haut.
Es war düster. Eine Lampe gab kein Licht ab. Ich erreichte das Treppenende und schaute mich um.
In der Düsternis sah ich die Türen. Sie wirkten wie in das Mauerwerk hineingezeichnete viereckige, bewegungslose Schatten mit kalt schimmernden Griffen.
Eine stand offen.
Nicht weit, nur zur Hälfte, ich konnte nicht sehen, was sich dahinter abspielte, aber mir war klar, daß nur sie in Frage kam.
Die Luft war mit der in einer Sauna zu vergleichen. Vielleicht lag es auch an meinem inneren Streß, daß ich so dachte.
Ich steuerte auf die Tür zu. Sie war für mich das letzte Hindernis zum entscheidenden Schritt. Ich würde sie ganz öffnen, und ich würde bestimmt in eine Hölle schauen.
Ich war bereit, das
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