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0703 - Stunden der Angst

0703 - Stunden der Angst

Titel: 0703 - Stunden der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa und Claudia Kern
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wandte sich den Muskelmännern zu.
    »Zieht ihm die Haut ab«, befahl er.
    ***
    Die wirkliche Welt:
    Château Montagne erhielt Besuch. Ein Peugeot 605 älteren Baujahrs rollte auf den Hof, zwei Männer stiegen aus und näherten sich zielstrebig dem Haupteingang, jener großen Glastür, die der einzige Stilbruch des gesamten Gebäudekomplexes war.
    Butler William trat ihnen entgegen.
    »Willkommen in Château Montagne«, begrüßte er sie, seinem Naturell und seiner Ausbildung entsprechend, schottisch-steif. »Darf ich mir erlauben, nach Ihrem Begehr zu fragen?«
    Die beiden Männer zückten Dienstausweise. »Kriminalpolizei Roanne«, sagte einer der beiden. »Kommissar Blanchet, das ist mein Kollege Boulais. Sind Sie… nein, sind Sie sicher nicht«, unterbrach er sich nach einem abschätzenden Blick. »Wir möchten mit Monsieur Zamorra sprechen.«
    »Das, mit Verlaub gesagt«, seufzte William, »möchten viele Menschen. Zu meinem größten Bedauern muss ich Ihnen allerdings mitteilen, dass Professor Zamorra derzeit abwesend ist.«
    »Und ein gewisser Michael Ullich? Oder Carsten Möbius?«
    »Weshalb interessiert sich die Polizei für diese beiden Herren, wenn Sie mir die Frage gestatten?«
    »Ich gestatte nicht«, konterte Blanchet. »Bitte, beantworten Sie meine Frage.«
    William hob die Brauen.
    »Es steht mif nicht zu, in Abwesenheit meines Dienstherrn Fragen dieser Art zu beantworten, solange keine ausreichende Begründung vorliegt. Darf ich Sie bitten, sich entweder näher zu erklä…«
    »Hören Sie auf mit diesem geschraubten Scheiß, Mann!«, fuhr Boulais ihn an.
    William hob die Stimme etwas und fuhr fort: »Sich entweder näher zu erklären oder das Château unverzüglich zu verlassen! Zudem verbitte ich mir Ihre äußerst vulgäre Ausdrucksweise, Monsieur Boulais. Sie dürfen einer entsprechenden Beschwerde bei Ihrem Dienstvorgesetzten entgegen sehen.«
    »Merde, mon ami«, fauchte Boulais. »Das ist doch alles nur Hinhalte-Taktik! Wo ist der verdammte Deutsche? Aus dem Weg…«
    Blanchet hielt seinen Kollegen fest.
    »Sag mal, Henri, was ist mit dir los? Halte dich zurück!«
    »Aber dieser englische Schwachkopf hält uns hier nur auf, während Ullich durch die Hintertür…«
    »Ich bin Schotte, nicht Engländer!«, vermerkte William energisch. »Und ich bin durchaus gewillt, die Regeln der Höflichkeit und des Anstands zu brechen, wenn Sie sich weiterhin so unangemessen aufführen, Monsieur.«
    »Ach ja? Und wie soll das aussehen?«
    »Etwa so.« William streckte ihn mit einem blitzschnellen Kinnhaken nieder.
    Blanchet ging auf Abstand, griff unter die Jacke nach der Dienstwaffe. Aber William stand schon wieder ganz ruhig da.
    »Ich erlaube mir, Sie darauf aufmerksam zu machen, dass dieses Gespräch in Bild und Ton aufgezeichnet wurde und wird«, sagte er. Blanchet erkannte jetzt erst die kleine Kamera über der Glastür. »Aus der Aufzeichnung wird für mich strafmildernd hervorgehen, dass ich von Ihrem Kollegen in extremer Form provoziert wurde.«
    Blanchet zuckte mit den Schultern.
    »Mein Kollege hat wohl etwas überreagiert, wie Sie auch«, sagte er. »Er wird keine Anzeige erstatten. Er hat da ein paar unauslöschbare Feindbilder - er mag die Deutschen nicht, weil die seiner Ansicht nach allesamt Nazis sind, und er mag die Engländer nicht, weil die der traditionelle Erbfeind unserer grande nation sind, nur vergißt er dabei, dass Hitler und Napoleon längst tot sind und neue Generationen bestimmen. Sie sind tatsächlich Engländer?«
    »Ich bin Schotte!«, wiederholte William energisch.
    »Nun ja, tut ja nicht viel zur Sache. Wir…«
    »Und ob das etwas zur Sache tut!« Jetzt wurde William ernsthaft wütend. »Schottland ist eine eigene Nation, wie Wales und Irland. Und wenn die englischen Thronräuber nicht seinerzeit die Herrschaft über die Insel an sich gerissen hätten, indem Mary Stuart heimtückisch ermordet wurde…«
    »Hingerichtet, nicht ermordet«, korrigierte Blanchet.
    »Für die Tote ist diese spitzfindige Unterscheidung ja wohl unerheblich«, ereiferte sich William. »Uns Schotten gehört nach altem Recht und Gesetz der Thron, und…«
    Blanchet winkte ab. »Sir, ich bin nicht hier, um mit Ihnen über Historie zu debattieren, und es reicht mir, täglich die Vorurteile meines Kollegen ertragen zu müssen.« Den er weiterhin demonstrativ auf der Eingangstreppe liegen ließ. »Da möchte ich nicht auch noch mit Ihren Vorurteilen Bekanntschaft schließen, Sir.«
    »Die Anrede

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