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0706 - Das Galgen-Trio

0706 - Das Galgen-Trio

Titel: 0706 - Das Galgen-Trio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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locker und natürlich gegeben, so kam sie mir jetzt vor wie eine schlechte Schauspielerin, die ihre Rolle noch nicht richtig einstudiert hatte und ins Leere schaute, wobei über ihre Haut ein Schauer rieselte.
    »Was hat dich so erschreckt?« fragte ich.
    »Der Name.«
    »Claus von Aragon?«
    »Ja.«
    Ich hob die Schultern. »Deine Reaktion zeigte mir, daß du ihn kennst, Christina.«
    Sie nickte. »Ja, ich kenne ihn. Eigentlich kennen wir ihn hier alle, denn er war so etwas wie ein Patron. Ihm gehören die Ländereien, die du hier siehst.«
    »Auch heute noch?«
    »Ja, auch das. Er zieht noch immer seine Fäden. Er hält aus der Ferne alles unter Kontrolle. Er ist ein Ausbeuter, ein Schwein, er ist ein Dreckskerl.«
    »Das sind harte Worte.«
    Christina Romero schnappte nach Luft. Sie regte sich furchtbar auf. Ein wahrer Schwall aus spanischen Worten ergoß sich über mich, wobei ich kaum die Hälfte davon verstand, mir aber immer wieder klar wurde, daß Aragon ein Hundesohn war. »Und dazu ein sehr reicher«, fügte sie hinzu.
    »Womit verdient er sein Geld?«
    Christina sah mich an wie einen dummen Jungen. »Das weißt du wirklich nicht?«
    »Nein.«
    »Mit Sherry. Er ist einer der größten Sherry-Produzenten hier an der Westküste. Er besitzt immens viel Land, Weinberge, er nennt Keltereien sein Eigentum, er haßt Gewerkschaften, er preßt die Leute aus, denn er ist es, der die Löhne diktiert. Es gibt kaum einen Menschen, der von ihm nicht abhängig ist. Das Hinterland gehört ihm, auch mein Vater arbeitete in einer der Kellereien des edlen Herrn. Er selbst sitzt in London, dort ist er politisch tätig, das wissen wir hier auch, aber wir haben auch den Verdacht, daß er sich nicht allein mit der Produktion von Sherry beschäftigt. Da sind noch andere Dinge, um die er sich kümmert.«
    »Welche?«
    Christina hob die Schultern und wiegte ihren Kopf. »Das kann ich dir nicht sagen, John, wirklich nicht. Es gibt nur Gerüchte. Man spricht auch von Waffen.«
    »Gut.«
    »Was heißt gut?« regte sie sich auf. »Willst du etwa gegen ihn angehen, John?«
    »Das hatte ich eigentlich vor.«
    Sie lachte so laut, daß das Echo weit auf den Strand hinaushallte. »Da hast du dich geschnitten, mein Lieber, aber ganz heftig. Nein, nein, so kommst du nicht weiter. Du hast doch erlebt, wie mächtig er ist. Er hat dich entführt, er muß dich bis nach Malaga geschafft haben und von dort aus weiter. Er hat blendende Beziehungen. Du hast ziemlich lange am Strand gelegen.«
    »Das spüre ich in meinem Kopf.«
    »Wie geht es dir denn jetzt?«
    »Schon besser, aber nicht berauschend.«
    »Das kann ich mir denken.« Sie zog ihre Beine an und legte die Hände an die Knie. »Ich weiß ja nun einiges«, sagte sie, »aber ich begreife nicht, weshalb er dich entführt hat. Aus dir ist doch kein Lösegeld herauszupressen - oder?«
    »Das sicherlich nicht«, erwiderte ich leise lachend. »Es gibt einen anderen Grund.« Ich schaute sie sehr ernst an. »Christina, ich habe mich entschlossen, dich ins Vertrauen zu ziehen, und werde dir alles berichten. Kurz vor meiner Entführung bekam ich einen Film zu sehen. Wenn ich mich recht erinnere, zeigte dieser Film einen Teil der Küste hier. Und er zeigte noch mehr, und zwar genau die Dinge, auf die es ihm ankam. Ich sah drei Galgen, in deren Schlingen auch drei Tote hingen. Ein Punker, ein Zwerg und ein Soldat. Die drei waren tot, und trotzdem fürchtete sich Claus von Aragon vor ihnen. Denn er wollte mich dazu bringen, daß ich hierher reise und die drei, die in seinen Augen Zombies sind, vernichte. Als ich ablehnte, versuchte er es mit Gewalt.«
    Christina Romero schloß die Augen. Sie saß sehr still auf ihrem Platz. Am Zucken ihrer Wangenhaut sah ich, daß sie meine Erklärungen hart getroffen hatten.
    Wußte sie mehr?
    Ich stellte zunächst keine Frage und wartete ab. Ich hörte sie atmen, und sie saugte die Luft durch die Nase. Dann wischte sie über ihr Gesicht und flüsterte: »Die alte Geschichte.«
    »Welche Geschichte?«
    »Die von dem Teufelsgalgen, John. Sie ist erzählt worden, sie ist Wahrheit oder nicht, aber ich kann dir sagen, daß hier in letzter Zeit einige furchtbare Morde geschehen sind. Menschen wurden auf die schrecklichste Art und Weise umgebracht, und man hat tatsächlich davon gesprochen, daß sich die Gehängten vom Teufelsgalgen dafür verantwortlich zeigten. Wie sie zu von Aragon stehen, weiß ich nicht. Aber es muß da ein Geheimnis geben, denn dieser Oret, wo die

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