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0706 - Das Galgen-Trio

0706 - Das Galgen-Trio

Titel: 0706 - Das Galgen-Trio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Erinnerung, die noch nicht so lange zurücklag.
    Hatte nicht dieser Claus von Aragon davon gesprochen, daß das hier seine Heimat war?
    Christina Romero sah mir meine Nachdenklichkeit an und fragte nach dem Grund.
    »Das ist schwer zu sagen«, murmelte ich.
    »Versuche es trotzdem.«
    Ich ließ mir und meinen Gedanken Zeit, schaute über den Strand hinweg, sah den Wellen zu und entdeckte auch die hohen Schatten der Felsen an der anderen Seite der Bucht, wo sie einen Halbkreis schlug. Das Gestein wirkte wie eine dunstige Formation unter dem Licht der Sonne, als wollte sie zerschmelzen.
    Christina Romero war eine schöne Frau, daran gab es keinen Zweifel. Aber ich fragte mich, ob ich ihr auch trauen konnte. Einem Menschen konnte man nur vor die Stirn schauen, nicht dahinter. Ich befand mich in der Heimat eines gewissen Claus von Aragon. Ich hatte seine Macht erlebt, als er es geschafft hatte, mich in London zu entführen, um mich hier in diese einsame Ecke Spaniens zu bringen.
    Es war sein Gebiet, hier kam er her, auch wenn er jetzt in London lebte, reichte sein Einfluß sicherlich noch tief hinein in den Süden. Ich mußte vorsichtig sein und sehr behutsam vorgehen. Nach den drei Galgen hatte ich bisher keine Ausschau gehalten und würde mich auch hüten, vorerst danach zu fragen.
    »Sie sind sehr nachdenklich, John. Ich habe das Gefühl, daß Sie mir nicht trauen.« Sie ging etwas auf Distanz auch mit der Anrede, und ich lachte sie an.
    »Du kannst ruhig bei dem Du bleiben, Christina. Es stimmt, ich denke nach. Bevor ich dich mit einer Erklärung zufriedenstelle, möchte ich dich fragen, ob du hier aus dieser Gegend stammst.«
    Sie strich ihr Haar zurück und band es mit einer gelben Schleife im Nacken zusammen. »Ja, ich stamme aus dieser Gegend, bin aber nur zu Besuch, denn ich studiere in Madrid.«
    »Und was?«
    »Informatik.«
    Trotz meines dumpfen Gefühls im Kopf mußte ich lachen und gab mich locker. »Das hätte ich nicht gedacht, daß eine Frau wie du Informatik studiert.«
    Sie spielte mit einer Sonnenbrille, ohne sie allerdings aufzusetzen. »Wieso nicht? Oder bist du der Meinung, daß Mädchen, die sich für dieses Studium entschieden haben, alle häßliche Entlein und Mauerblümchen sein müssen.«
    »So ähnlich.«
    Sie rückte herum, schaute mich direkt an. »Ich gebe dir also Rätsel auf, John?«
    »Nicht mehr.«
    »Was man von dir nicht behaupten kann. Ich will dir ehrlich sagen, daß ich aus dir nicht schlau werde. Was du erlebt hast, muß schlimm gewesen sein. Du bist mir vorgekommen wie ein Schiffbrüchiger.«
    »So ganz unrecht hast du auch nicht.«
    »Das mußt du mir erzählen.« Sie streckte ihre Beine aus und holte eine Schachtel Zigaretten aus dem Rucksack. Zwar bot sie mir ein Stäbchen an, aber ich lehnte ab. Dann erklärte sie mir, daß sie meine Pistole entdeckt hatte und darüber gar nicht begeistert gewesen war.
    »Kann ich mir denken.«
    »Bist du ein Spion?«
    »Nein. Man hat mich entführt«, sagte ich. Sie hatte es nicht anders haben wollen, und ich erklärte ihr, daß ich erst den vergangenen Tag in London verbracht hatte, am Abend aber niedergeschlagen und gekidnappt worden war. »Erst hier am Strand bin ich erwacht. Man muß mir noch eine Spritze verabreicht haben, und jetzt will ich von dir wissen, ob du etwas gesehen hast. Ich bin ja nicht aus der Luft gefallen. Man muß mich an diesen Ort geschafft haben.«
    »Nein, habe ich nicht.« Sie sprach sehr langsam, und ein Vorhang aus Staunen hatte sich auf ihr Gesicht gelegt. Christina stellte viele Fragen, ich konnte ihr kaum eine beantworten, aber sie kam auch auf den Kern des Problems zu sprechen.
    »Kannst du dir vorstellen, wer dich entführt hat? Ich meine, du brauchst mir nichts zu sagen, wenn du nicht willst.«
    »Doch, ich rede mit dir. Ich habe beschlossen, dich ins Vertrauen zu ziehen.«
    »O danke.«
    »Ich brauche dich, wenn ich hier weitermachen soll. Ich sehe dich als Verbündete an.«
    »Nochmals, vielen Dank.«
    »Mein Entführer hat einen Namen. Er müßte dir bekannt sein, denn er muß aus dieser Gegend stammen. Er heißt Claus von Aragon.« Ich hatte den Namen endlich ausgesprochen und hatte dabei Christina nicht aus den Augen gelassen.
    Sie saß da und rührte sich nicht. Irgendwie sah sie aus, als wäre sie vereist worden. Sie starrte ins Leere, die Zigarette verqualmte zwischen ihren Fingern, und das Feuer hatte beinahe schon den Filter erreicht. Hastig schnippte sie den Rest weg. Hatte sie sich bisher sehr

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