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0706 - Das Galgen-Trio

0706 - Das Galgen-Trio

Titel: 0706 - Das Galgen-Trio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dauerte nicht lange, und ich stand auf.
    Auch die Schuhe hatte man mir ausgezogen. Durch die dünnen Socken spürte ich die angenehme Kühle des Steinbodens. Ich durchquerte das Muster aus Licht und Schatten und ging auf die bis zum Boden reichende Tür zu, durch deren Spalt ich nach draußen lugte.
    In einem kleinen Ausschnitt sah ich vor mir das Gitter des Balkons. Es bestand aus Eisen, war leicht gebogen und reichte bis zum Boden.
    Die Beretta hatte man mir gelassen. Da die Tür offenstand, suchte ich den kleinen Hebel, der die beiden Hälften der hölzernen Jalousien zusammenhielt. Der schlichte Haken klemmte in einer Öse.
    Ich brauchte ihn nur anzuheben.
    Die beiden Jalousien knarrten leise, als ich sie nach innen zog, um einen freien Blick zu bekommen.
    Meine Befürchtung bewahrheitete sich nicht. Das Haus klebte nicht am Rand des Felshanges, sondern befand sich in dem kleinen spanischen Dorf.
    Wenn ich mich über das Balkongitter beugte, fiel mein Blick in eine winkelige Gasse, die unter mir lag wie eine enge Schlucht. Gegenüber schaute ich auf die Fassaden der anderen Häuser. Fensterläden verwehrten Einblicke.
    Die Sonne brannte erbarmungslos von einem Himmel ohne Wolken. Sie schuf ein gleißendes Meer, einen Vorhang aus Hitze, der sich in den schmalen Gassen zu einem Gewebe aus dumpfer Schwüle veränderte. Wobei es trotzdem kühler war als auf den Dächern.
    Es war die Siesta-Zeit. Die fast absolute Ruhe. Kein Mensch ließ sich in der Gasse blicken. Selbst die Tiere hatten den Schatten aufgesucht.
    Ein Geräusch durchbrach trotzdem die Stille. Es war das kratzende Rollen eisenbeschlagener Räder auf einem holprigen Kopfsteinpflaster. Den Wagen konnte ich nicht sehen. Das Geräusch drang aus den Gassen hoch und verlor sich sehr bald.
    Wer war der Schatten gewesen, der Muster in einem Zimmer durchquert hatte? Ich suchte auf dem Balkon nach Spuren, entdeckte keine, dafür fiel mein Blick auf die Uhr.
    Es war kurz nach fünfzehn Uhr.
    In einer oder zwei Stunden würde die Siesta vorbei sein, dann begann das Leben wieder.
    Oder war es nur ein Vogel gewesen, der seinen Schatten durch das Zimmer hatte gleiten lassen?
    Ich zog mich zurück, denn ich trug keine Schuhe, und die Steine waren doch ziemlich heiß geworden. Als ich sie überstreifte, zog ich Bilanz. Mein Balkon war nicht der einzige gewesen, der an der Hauswand klebte. Jedes Fenster besaß praktisch einen. Wer geschickt genug war, konnte von einem Balkon zum anderen turnen, ohne die Hauswand, großartig berühren zu müssen.
    Ich angelte mein Jackett und zog es über. Trotz des dünnen Stoffs kam es mir warm vor, aber bei meinem Gang durch das Haus wollte ich darauf nicht verzichten.
    Irgendwo kam ich mir schon wie ein Dieb vor, als ich auf leisen Sohlen zur Tür schlich und sie öffnete. Sie war sehr schwer, ich mußte schon etwas Kraft aufwenden, um sie aufdrücken zu können.
    Dahinter lag ein schmaler Flur, eingepackt in die Düsternis des Hauses, denn auch hier drangen keine Sonnenstrahlen hin. Es war alles abgedichtet worden, und die nahezu bedrückende Stille paßte dazu. Nur von dem Summen einiger Fliegen wurde sie unterbrochen.
    Ich bewegte mich auf leisen Sohlen weiter. Alles war sehr eng, aber auch verhältnismäßig kühl, da der Fußboden aus dicken Steinquadern bestand, die so rot aussahen wie altes Blut.
    Eine Treppe führte nach unten. Das Gitter an der linken Seite bestand aus Schmiedeeisen. Ich ließ meine Handfläche über den flachen Handlauf rutschen und schielte über das Geländer hinweg nach unten. Auch von dort hörte ich nichts.
    Schon jetzt konnte ich erkennen, daß ich eine Diele erreichen würde. Auch hier setzte sich der Steinboden fort. Ein hoher Lehnstuhl stand an einer Wand.
    In ihm saß eine Frau!
    Im ersten Augenblick erschrak ich, denn es war das erste Lebewesen, das ich in diesem Haus sah.
    Die Frau trug dunkle Kleidung. Der lange Rock reichte ihr fast bis auf die Knöchel. Über die Schulter hatte sie eine Mantilla gelegt, ihr Kopf war nach vorn gesunken und etwas zur Seite gedreht.
    So wie sie da saß, wirkte sie wie ein Denkmal, das dicht hinter der Eingangstür aufgestellt worden war. Eine große Puppe, die erst wieder erwachen würde, wenn die Siesta vorbei war.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, daß die Frau Christinas Mutter war, dafür war sie zu alt. Wahrscheinlich die Großmutter oder eine andere Verwandte.
    Ich brachte auch die letzte Stufe der Treppe hinter mich und blieb dann stehen.
    Etwas störte

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