0706 - Verkünder des Sonnenboten
vorsichtig in der Deckung der Häuser. Irgendwo krachte ein Schuß, und eine Kugel jaulte dicht an seinem Kopf vorbei. Er bückte sich noch tiefer und kauerte sich in den Schatten einer Kiste mit kopfgroßen Früchten, die die Opaner auf den Feldern geerntet hatten. Er beobachtete, daß der Überschwere sein Haus verließ. Er trug einen Kasten auf den Schultern.
Kaiser hob den Energiestrahler und zielte. Er schoß, als er glaubte, einen Treffer erzielen zu konnen. Doch der Überschwere setzte unerwartet über ein Hindernis hinweg, das der Alte nicht sehen konnte, und der sonnenhelle Strahl atomarer Energie tauchte an dem Umweltangepaßten vorbei. Der Überschwere brüllte erschreckt auf. Für einen kurzen Moment verlor er das Gleichgewicht. Der Container drohte ihm zu entfallen. Kaiser Karl schoß erneut, doch zu spät. Der Springer hatte sich wieder gefangen. Er duckte sich ab und rannte unglaublich schnell davon.
Überall in der Siedlung wurden Stimmen laut. An mehreren Stellen wurde hitzig gekämpft. Zahlreiche Schüsse fielen.
Dazwischen ertönten die Stimmen von Okunan Opan und dessen Gegenspielers, den Kaiser nicht kannte. Beide riefen dazu auf, die Kämpfe einzustellen.
Der Alte lief hinter dem Überschweren her. Die Nacht war so hell, daß er ihn sehen konnte. Er gab nicht auf, obwohl der Umweltangepaßte immer mehr Vorsprung gewann.
Das Gelände war flach und übersichtlich. Die Siedler hatten in der Ebene rund um die Stadt ihre Felder angelegt. Auf ihnen wuchsen nur niedrige Pflanzen, so daß der Überschwere nur selten einmal Deckung fand. Kaiser Karl blieb jedesmal stehen, wenn er seinen Gegner nicht mehr sehen konnte, und er wartete ab, bis dieser wieder auftauchte. Dabei merkte er deutlich, daß der Springer versuchte, ihn in eine Falle zu locken. Er hielt sich zurück. Hin und wieder brach er einen Zweig eines Busches ab und zeichnete damit einen großen Pfeil in den Boden, um damit eventuellen Verfolgern anzuzeigen, in welche Richtung der Überschwere geflohen war.
Die Jagd strengte ihn ungemein an. Sein Alter machte sich bemerkbar. Seine Lungen schmerzten ihn, und er mußte immer öfter Pausen einlegen, um sich wieder etwas erholen zu können.
Der Überschwere entfernte sich immer weiter von ihm. Kaiser war überzeugt davon, daß er irgendwo ein Versteck hatte, wo er eine moderne Flugmaschine oder gar ein Raumschiff verborgen hielt. Er mußte ihn aufhalten, wenn er verhindern wollte, daß, er Alarm schlug und Kampfraumer der Springer herbeirjef.
Kaiser konnte sich nicht vorstellen, daß mit der Jet etwas passiert war. Er dachte noch nicht einmal daran, weil ihm gar nicht in den Sinn kam, daß Oberst Tabhun nicht vor Einbruch der Dunkelheit wieder zu der Jet zurückgekehrt war.
Als er einen Hügel erreichte, arbeitete er sich keuchend bis zu seiner Kuppe hoch und richtete sich dort vorsichtig auf. Er sah, daß der Umweltangepaßte einen Vorsprung von weit über hundert Metern hatte. Deutlich konnte er die gedrungene Gestalt erkennen, die auf unübersichtliches, felsiges Gelände zu rannte.
In diesem Moment blitzte es hinter ihm auf. Ein nadelfeiner Energiestrahl schoß dicht an ihm vorbei. Kaiser Karl schrie auf.
Er preßte seine Hand gegen die Wange und spürte, daß die Haut unter der Einwirkung der Hitze aufgeplatzt war. Er ließ sich auf die Knie fallen und drehte sich um. Ungefähr hundert Meter hinter ihm eilten vier Männer heran. Im klaren Sternenlicht identifizierte er Captain Woreman.
„Nicht schießen", rief er und winkte mit den Armen. Seine Stimme versagte und wurde zu einem heiseren Krächzen, das die Verfolger nicht hören konnten. Wieder blitzte es drüben auf.
Kaiser hatte das Gefühl, direkt in eine Sonne zu sehen. Er fühlte den Hitzeschlag an seinem Gesicht, riß unwillkürlich die Arme hoch und warf sich dabei zurück. Er rutschte über eine Kante hinweg und rollte einige Meter weit den Hügel hinunter.
Dabei begriff er, daß Wareman ihn entweder nicht verstanden hatte, oder daß er ihn wegen des Kampfes mit Sergeant Larris töten wollte.
Er richtete sich auf und rannte hinter dem Überschweren her.
Keuchend rang er nach Atem. Er wollte außer Schußweite sein, wenn Woreman den Hügel erreichte. Er schaffte es nicht. Nach etwa fünfzig Metern mußte er eine Pause einlegen. Sein Herz schlug so wild, daß ihm die Brust schmerzte. Er kauerte sich hinter einen Busch und blickte zurück. Die vier Männer standen auf dem Hügel und suchten nach ihm. Er wartete ab, bis
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