0706 - Verkünder des Sonnenboten
schlug er Ablantur die Hand auf die Schulter.
Dieser Hieb hätte jedem Terraner die Knochen zersplittert. Der Überschwere zuckte nur kurz zusammen.
„Auf Rennlynnk ist Verlaß", erklärte er. „Wenn er uns über Hyperfunk mitteilt, daß sich Terraner auf Fretiklia sehen gelassen haben, dann stimmt das auch."
Er fuhr herum und eilte zu seinem Kommandantensessel zurück.
„Alarm", rief er mit Donnerstimme. „Das ist die Stunde, auf die wir gewartet haben. Dies ist Leticrons Stunde."
Er schmetterte seine Faust auf die Lehne des Sessels.
„Ablantur, alarmieren Sie die Flotte. Tempo, Mann, beeilen Sie sich. Ich will den Terraner mit überlegener Macht angreifen. Er soll nicht die Spur einer Chance haben."
Orratoll rieb sich die Hände an der Lehne.
„Wenn gleich es in den Fingern juckt", fuhr er leiser fort. „Wir werden das Schiff nicht allein angehen."
Er blickte zum Funkleitoffizier hinüber und stellte befriedigt fest, daß dieser seinen Befehl bereits ausführte. Er sendete die Nachricht über einen scharf gebündelten Hyperfunkstrahl an die wartende Flotte der Überschweren.
„Bestätigung, Kommandant", erklärte der Funker kurz darauf.
„Die Flotte ist alarmiert. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sie hier eintrifft. Hoffentlich flieht der Terraner nicht bis dahin."
Der Kommandant lachte dröhnend.
„Er kann nicht, Ablantur. Die Besatzung muß auf das Landekommando warten, das auf Fretiklia festsitzt. Rennlynnk hat die Falle zuschnappen lassen. Sie kommen nicht mehr heraus. Verlaßt euch darauf."
*
Etwa zur gleichen Zeit stand Kaiser Karl mit erhobenen Armen in einem Hausflur von Opan-Town und spürte den Druck einer Waffe im Rücken.
„Treffen Sie keine vorschnellen Entscheidungen", sagte er.
„Meine Großmutter hat immer gesagt, daß man...
„Es interessiert mich nicht." Jetzt erkannte Kaiser den Mann an seiner Stimme. Es war Atrup Ahan, der Assistent von Okunan Opan. „Gehen Sie hinaus."
„Warum?"
„Weil ich keine Lust habe, Ihr Blut hier im Haus aufzuwischen."
„Wie herzerfrischend", entgegnete der Greis und blieb stehen, wo er war. „Ich nehme Ihnen diese Arbeit gern ab, wenn Sie sich überfordert fühlen."
Er drehte sich langsam herum. In der Dunkelheit konnte er nur die schattenhaften Umrisse Ahans erkennen.
„Sie sind verdammt leichtsinnig, Kaiser."
„Das sieht in meinem Alter nur so aus, Ahan. Sie verwechseln Leichtsinn mit Gelassenheit."
Der Assistent stieß ihm den Lauf der Handfeuerwaffe vor die Brust. Kaiser taumelte zurück. Er stöhnte auf.
„Gehen Sie hinaus. Los, beeilen Sie sich."
Der Alte merkte, daß er keine andere Möglichkeit mehr hatte.
Er konnte Atrup Ahan nicht auf dem Flur überwältigen. Er hatte hier keine Chance gegen ihn. Rasch verließ er das Haus, sprang dann aber zur Seite.
Ein Schuß krachte. Kaiser Karl sah die Stichflamme, die aus dem Lauf der Waffe schoß, dicht vor seinen Augen. Atrup Ahan schnellte sich durch die Tür hinaus, drehte sich im Sprung herum und richtete seine Pistole erneut auf Kaiser Karl.
Der Greis war schneller. Ein Blitz zuckte aus dem Projektor seines Energiestrahlers und verbrannte die Hand Ahans. Mit einem gellenden Aufschrei ließ der Assistent die aufglühende Waffe fallen. Er stürzte zu Boden und blieb dort ohnmächtig liegen.
In den umliegenden Häusern leuchteten die Fenster auf.
Vereinzelte Rufe wurden laut. Kaiser Karl eilte zwei Häuser weiter und verbarg sich im Schatten eines Vorbaus. Er sah, daß mehrere Männer auf die Straße liefen. Sie waren bewaffnet.
Da fauchte ein nadelfeiner Energiestrahl zwischen den Häusern hindurch. Er zuckte über die Köpfe der Männer hinweg und veranlaßte sie, sich auf den Boden zu werfen. Überall fielen Schüsse aus Projektilwaffen. Kaiser hörte das Sirren der Kugeln, die über die Häuser hinwegflogen. Eine Alarmsirene heulte auf.
Okunan Opan eilte mit wehenden Gewändern auf die Straße.
Er hob die Arme zum Himmel und schrie: „Frieden, Leute, Frieden, in Vhratos Namen."
„Hier ist Vhrato", brüllte jemand mit mächtiger Stimme durch die Nacht. „Legt die Waffen nieder, Opaner. Vhrato befiehlt es euch."
Kaiser Karl entdeckte die Gestalt von Oberst Tabhun, der aus dem Schatten eines Baumes hervorkam und zu einem anderen Baum hinüberrannte. Der Greis wandte sich um und blickte zu dem Haus hinüber, in dem der Überschwere wohnte. Dort war noch immer alles dunkel. Von einer unbestimmten Ahnung erfaßt, rannte Kaiser los. Er hielt sich
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