0706 - Verkünder des Sonnenboten
sie an der Flanke der Erhebung herunterliefen, dann setzte er seine Flucht fort. Die Angst verlieh ihm neue Kräfte. Viel zu spät machte Woreman ihn aus. Der Captain feuerte, verfehlte ihn jedoch, weil es ihm buchstäblich in letzter Sekunde gelang, hinter einen Felsen zu springen.
Ihn schwindelte. Die Atemnot wurde so groß, daß er sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Er ließ sich auf den Bauch fallen und streckte die Arme von sich. Die Schmerzen erfaßten nun nicht mehr nur das Herz, sondern erstreckten sich bis weit in seinen linken Arm hinein. Das war ein allzu deutliches Alarmzeichen.
Er war am Ende seiner Kräfte.
Vor sich hörte er ein Geräusch, das ihn an das Zischen erinnerte, das sich bewegende Schleusenschotte fast immer begleitete. Er hob den Kopf.
Keine zwanzig Meter von ihm entfernt stand eine Space-Jet. Er wußte sofort, daß sie zur DOOGEN gehörte, denn dies war die Maschine, in der er sich versteckt hatte. Der Überschwere schob den Container, den er mitgeschleppt hatte, in das offene Schleusenschott. Kaiser griff nach seinem Energiestrahler. Er zog ihn aus dem Gürtel hervor und richtete ihn auf den Springer.
Seine Hand zitterte so stark, daß er nicht einmal sicher war, das Raumschiff treffen zu können. Er senkte den Kopf und preßte die Stirn auf den kühlen Boden. Mühsam zwang er sich dazu, ruhig zu atmen. Dann blickte er wieder auf den Überschweren. Er stützte den Blaster mit der linken und umklammerte den Griff mit der rechten Hand.
7.
An Bord der DOOGEN heulten die Alarmpfeifen.
Major Eastro hastete in die Hauptleitzentrale. Am Ortungs- und Funkleitstand blinkten die Alarmleuchten. Auf dem Ortungsschirm zeichneten sich zahlreiche Reflexe ab.
Der Erste Offizier der DOOGEN blieb äußerlich gelassen.
„Sir, wir haben vierzig Walzenraumer der Überschweren erfaßt", meldete der Ortungsoffizier. Er deutete auf die blinkenden Striche auf dem Hauptortungsschirm.
„Kein Zweifel möglich?"
„Kein Zweifel möglich, Sir." Major Eastro nahm die von der Positronik eingeblendeten Daten gedankenschnell in sich auf.
„Sie nähern sich uns noch nicht, Sir", fuhr der Ortungsoffizier fort. Die anderen Offiziere standen in der Nähe und hörten mit.
„Vorläufig bilden sie nur einen Kessel."
„Sie wollen ganz sichergehen, daß wir ihnen nicht entkommen können", stellte Major Eastro fest. „Nicht ungeschickt. Haben Sie herausfinden können, wer dahintersteckt?"
Der Ortungsoffizier reichte ihm eine Folie, auf der einige Sätze in Interkosmo verzeichnet waren.
„Adressat ist Leticron, Sir."
Der Erste Offizier nickte, als habe er nichts anderes erwartet.
„Benachrichtigen Sie den Kommandanten", befahl er.
„Wir haben bereits eine Kontaktaufnahme versucht, Sir. Bisher vergeblich."
„Bemühen Sie sich weiter."
„Das automatische Band läuft, Sir."
Major Eastro hatte seine anfängliche Bestürzung überwunden, von der niemand etwas bemerkt hatte. Jetzt war er völlig ruhig und gelassen, obwohl die Situation gefährlicher war als jede andere, die er während seiner noch jungen Karriere erlebt hatte.
Der Kessel schloß sich. Viel Zeit blieb der DOOGEN nicht mehr, wenn sie einen erfolgversprechenden Ausbruchsversuch machen wollte.
Der Major verstand nicht, daß sich der Kommandant nicht längst mit der DOOGEN in Verbindung gesetzt hatte.
Er ging einige Schritte vom Ortungsleitstand fort und blieb unter dem großen Panoramaschirm stehen. Der Anblick des sternenübersäten Himmels überwältigte ihn nahezu. Warum mußte es angesichts dieser Unzahl von Sonnen mit ihren bewohnbaren Planeten überhaupt Auseinandersetzungen in der Galaxis geben? Das Universum war unendlich und bot eine Vielzahl von Lebensformen, die für niemanden jemals überschaubar sein würde. Eine nahezu unvorstellbare große Zahl von Welten war noch nicht besiedelt und stellte damit eine kaum auszuschöpfende Reserve für alle expandierenden Völker dar.
Major Eastro hätte es verstehen können, wenn das Konzil versucht hätte, sich möglichst viele Planeten im Universum für sich selbst zu reservieren, auch wenn die ihm angehörenden Völker in den nächsten zehntausend oder hunderttausend Jahren noch nicht in der Lage waren, sie zu erschließen oder zu besiedeln. Daran aber zeigte sich das Konzil nicht interessiert.
Die Laren waren in diese Milchstraße vorgestoßen, um den darin lebenden Völkern ihre Vorstellungen von Lebensglück aufzuzwingen. Vielleicht waren sie sich dabei gar nicht
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