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0707 - Der Arenakämpfer

Titel: 0707 - Der Arenakämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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namens Kalteen Marquanteur auf dem solaren Mars weilte, um die Lage im Solsystem zu erkunden und nach Möglichkeiten zu suchen, zu Leticron vorzudringen.
    Alle diese Gedanken schossen mir durch den Kopf, während ich den Anzeigeschirm musterte. Die verschiedenen Titel wanderten in Leuchtschrift über den Schirm und unter der elektronischen Fixationslinie vorbei.
    Ich hielt es für sehr unwahrscheinlich, daß in dem zentralen Musikspeicher eines Passagierraumers der Springer das zu finden sein würde, was Wuriu Sengu Heimatklänge nannte, nämlich terranische oder gar terranisch-fernöstliche Musik.
    Deshalb stutzte ich, als ich plötzlich alle Lieder aus der altterranischen Operette „Das Land des Lächelns" verzeichnet sah. Ich kannte mich in altterranischer Musik nur flüchtig aus, wußte aber doch, daß es sich bei diesen Liedern um keine original fernöstliche Musik handelte. Immerhin hatte der Komponist etwas von fernöstlicher Atmosphäre in einige der Lieder gelegt.
    Bevor ich mich von meinem Staunen erholen konnte, war das Verzeichnis auf dem Anzeigeschirm vorbeigewandert. Ich drückte die Rückholtaste und stoppte die Abspielung, als das erste Lied der Operette unter der Fixationslinie war.
    Dann drückte ich die Abspieltaste.
    Kurz darauf ertönte Musik, und die Stimme eines Sängers erscholl: „Immer nur lächeln..."
    Ich kehrte zu meinem Sessel zurück, setzte mich und lauschte der altertümlichen Musik, die von einer Welt erzählte, die ich nie kennengelernt hatte - und von Bräuchen, die auf ganz Gäa unbekannt waren.
    Als das Lied „Von Apfelblüten einen Kranz..." ertönte, merkte ich, wie meine Augen feucht wurden.
    Sentimentalität...?
    Ich überprüfte meine Gedanken und Emotionen und fand angesichts dieses uralten Liedes, zu dessen Text ich keinerlei Beziehungen knüpfen konnte, keine sentimentale Regung.
    Demnach mußte es Wuriu Sengu sein, dessen in mich eingepflanztes Bewußtsein Rührung empfand, als er durch meine Ohren hörte. Und seine emotionale Regung war stark genug, um meine Tränendrüsen zur Absonderung von Sekret zu veranlassen.
    Ich protestierte nicht, weil ich Wurius Gefühle respektierte. Es war schon schlimm genug für den Späher-Mutanten, daß er keinen eigenen Körper mehr besaß, sondern sich nur geistig in den Spuren von PEW-Metall, die in meinen Körper eingearbeitet waren, manifestierte. Sollte er ruhig meinen Körper mitbenutzen, um sich seelisch zu erleichtern.
    Als das letzte gespeicherte Lied dieser Operette verhallt war, blieb es eine Weile still in meinem Innern. Dann „sagte" Wuriu Sengu: „Danke, Vross, daß du mir gestattet hast, mich voll zu entspannen. Ich fühle mich schon viel besser als vorher."
    „Das ist mir Lohn genug, Wuriu", erwiderte ich.
    In diesem Augenblick wurde die Tür zu der Kabine geöffnet, und meine beiden Begleiter traten ein.
    Auch sie waren Überschwere - nach außen hin, denn ihre Bewußtseine waren die von Menschen.
    „Hallo, Vross!" sagte Kertan Tigentor mit der für Überschwere typischen dumpfrollenden Stimme. „Hast du dich nicht gelangweilt?"
    Kertan Tigentor trug das Bewußtsein von Tako Kakuta in sich, dem terranischen Teleporter, der ebenfalls keinen eigenen Körper mehr besaß und nur im vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum existieren konnte, wenn er sich an PEW-Metall klammerte.
    Der „Überschwere" neben ihm stapfte zum Musikgerät und musterte den Repertoire-Anzeiger. Er trug während dieses Einsatzes den Namen Ertyn Grammiond, und sein Psi-Gast hieß Betty Toufry.
    „Vross hat sich an Musik delektiert", bemerkte Ertyn. Dann lachte er schallend.
    Was gibt es da zu lachen?" erkundigte ich mich.
    „Ich mußte nur über den letzten Titel lachen, Vross", antwortete Ertyn Grammiond.
    „Liebes Schwesterlein, sollst nicht traurig sein ..."
    Kertan Tigentor kicherte, was eigentlich unangemessen für einen Überschweren war.
    „Schwester Vross!" witzelte er. „Wie komisch!"
    Ich sprang aus meinem Sessel auf und ballte die Fäuste. Doch ich beherrschte mich.
    Normalerweise war ein Mucy-Mensch überhaupt nicht gewalttätig, sondern gab sich stets höflich, weil das in seiner speziellen Wesensart liegt... Nur bei uns dreien hatten die Biotech-Psychologen eine Ausnahme gemacht. Wir mußten uns rauh, unhöflich und skrupellos geben können, denn ein anderes Verhalten hätte im Widerspruch zu dem normalen Verhalten von Überschweren gestanden. Deshalb waren in unserer Psyche gewisse Hemmungen beseitigt worden, aber wir konnten

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