0707 - Der Arenakämpfer
der vollautomatisch arbeitenden Barriere der Ausweiskontrolle.
Schwerbewaffnete Überschwere standen überall in kleinen Gruppen herum. Sie waren nur dazu da, einzugreifen, wenn die automatische Kontrolle bei einem Ausweis Unregelmäßigkeiten feststellte. Wer sich mit falschen ID-Karten auf den Mars einschleichen wollte, konnte nach Meinung der Invasoren nur ein feindlicher Agent sein.
Kertan, Ertyn und ich brauchten uns in dieser Beziehung keine Sorgen zu machen. Unsere ID-Karten waren zwar falsch, weil sie auf die Namen von drei Überschweren lauteten, die überhaupt nicht existierten, und doch waren sie ansonsten genauso echt wie andere ID-Karten. Sie waren nämlich auf dem Heimatplaneten Leticrons hergestellt worden. Atlans Wissenschaftsspezialisten hatten sie nur überprüft und dafür gesorgt, daß unsere Namen und Identifikationsnummern stilecht aufgeprägt wurden.
Dennoch hatte ich sekundenlang ein dummes Gefühl in der Magengegend, als ich meine ID-Karte in den Schlitz des Prüfautomaten steckte. Doch ich beruhigte mich wieder, schon bevor das Grünlicht aufflammte, und anzeigte, daß mit mir alles in Ordnung war.
Meinen Gefährten erging es selbstverständlich nicht anders.
Wenige Minuten später hatten wir unser Gepäck in Empfang genommen und durften daran denken, uns eine Unterkunft zu suchen.
*
Das Hotel Hoowhawuur gehörte dem Springer-Patriarchen Ekbaar und wurde von seinem Neffen verwaltet. Es lag in einer der schönsten Gegenden von Marsport City und sah von außen fast wie ein bewaldeter Hügel aus.
Ein vollautomatisches Gleitertaxi setzte meine Gefährten und mich auf dem von Rasen und blühenden Sträuchern umgebenen Landeplatz ab. Eine der bereitstehenden Antigravplattformen hob sich vom Boden ab und schwebte auf uns zu, gesteuert von einem Marsterraner.
Es war der erste terranische Sklave, den wir zu Gesicht bekamen, und ich hatte eigentlich vor diesem Augenblick etwas gebangt, weil ich fürchtete, ein völlig deprimiertes und unterwürfiges Lebewesen vor mir zu sehen.
Doch der Sklave wirkte ganz normal, nur daß er ärmlich gekleidet und nicht besonders gut ernährt war. Aber sein Blick hatte nichts Devotes an sich.
„Stell die Koffer auf die Platte und erledige das mit dem Gepäck, Sklave!" schnauzte ich ihn an, um nicht aus der Rolle zu fallen.
„Ja, Herr!" erwiderte der Sklave höflich.
Als Kertan Tigentor ihn „versehentlich" anrempelte, wich er lediglich etwas zur Seite und wartete, bis wir an ihm vorbei in Richtung Hoteleingang gegangen waren. Danach stellte er unser Gepäck auf die Antigravplattform und schwebte in respektvollem Abstand hinter uns her.
Sie haben sich an die Sklaverei gewöhnt! überlegte ich. Und sie haben sich den herrschenden Verhältnissen angepaßt. Dennoch wissen sie, daß sie nicht von der Natur zu ihrem Sklavendasein bestimmt wurden. Entsprechend verhalten sie sich.
Sie gehorchen, weichen Auseinandersetzungen mit „Herren" aus und konzentrieren sich darauf, zu überleben. Sicher hoffen sie, daß sie oder ihre Nachkommen eines Tages frei sein werden.
Leise sagte ich zu meinen Gefährten: „Die Okkupanten handeln nicht sehr klug, wenn sie den Besiegten keine Möglichkeiten zu einer echten Integrierung geben."
Ertyn Grammlond erwiderte: Sie wissen eben, daß sie, was Vitalität und Ehrgeiz angeht, den Terranern unterlegen sind. Deshalb können sie es sich nicht leisten, sie zu integrieren. Sie würden sich selbst den Ast abschneiden, auf dem sie sitzen."
„Was ist das für ein Ausdruck, sich selbst ,den Ast abschneiden, auf dem man sitzt', Ertyn?" erkundigte sich Kertan Tigentor.
„Eine terranische Redewendung - eine altterranische Redewendung", antwortete Ertyn. „Ich habe sie von Betty. Laßt sie euch von euren Gästen erklären. Sie stammen ja ebenfalls aus der guten alten Zeit."
Bevor ich die entsprechende Frage an meinen Gast richten konnte, wisperte Wurius Bewußtsein bereits die Erklärung. Es berichtete ferner, daß die alten Terraner zahllose bildhafte Vergleiche benutzt hätten, um sich kurz und treffend ausdrücken zu können.
Diese alten Terraner mußten sehr merkwürdige Menschen gewesen sein!
Als wir die Rezeption erreichten, mußten wir natürlich das Gesprächsthema wechseln. Die Rezeption selbst funktionierte vollautomatisch und wurde von der Hauptpositronik des Hotels gesteuert. Dennoch war dafür gesorgt, daß der Empfang nicht gar so unpersönlich wirkte.
Eine hübsche rothaarige Dame aus dem Volk der
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