0707 - Geheimbund Dunkler Gral
passte in die Zeit des Klassizismus, wo hoch, breit und mächtig gebaut wurde. Zudem stand dieses Gebilde frei wie eine Dekoration auf einer gewaltigen Naturbühne.
Er hatte sich nach dem ersten Hinsehen um sich selbst gekümmert.
Der Raum, wo man ihn festhielt, war im Vergleich zu dem anderen relativ klein. Für ihn gab es sogar ein Lager. Was allerdings feucht war. Einen Tisch, einen Stuhl und eine mit Kunststoff und Gummi gegen Feuchtigkeit gesicherte Lampe, die ihr Licht in alle Richtungen verstreute. Man hatte ihm zu essen gebracht, ein Kasten mit Mineralwasser stand ebenfalls bereit, nur sah er niemals die Sonne, denn die mächtige graue Decke der Höhle schloss fugendicht.
Er war gefangen.
Ein riesiges Grab hatte ihn aufgenommen, und eine Chance zur Befreiung sah er nicht.
Sie würden ihn hier festhalten, wenn es sein musste, bis zu seinem Ende. Er wusste nicht, welche Personen sich hinter diesen kreidebleichen Gesichtern verbargen.
Die vier Personen hatten sich zusammengefunden und so etwas wie einen Geheimbund gebildet. Sinclair konnte sie sich auch als Hüter dieses Felsendoms vorstellen, dessen Inneres von dem mächtigen Steinbild überschattet wurde.
Nachdem er sich mit seiner, eigenen Lage zurechtgefunden hatte, war er immer wieder dicht an das Gitter herangetreten, um diese altertümliche Performance genauer in Augenschein zu nehmen.
Obwohl die einzelnen Figuren aus Stein gehauen worden waren, hatte er den Eindruck, als wären sie trotz allem noch etwas Besonderes, als wäre das Äußere nur Schein und es käme einzig und allein auf die inneren Werte an.
Er konnte auch Farbnuancen feststellen.
Da war der mächtige Körper der Frau nicht nur grau. Es gab Unterschiede im Haar und im Gesicht. Das Haar, war dunkler als das Gesicht, das sich in seiner blassen Graue sehr deutlich abhob. Auch die Säule schimmerte grünlich, und der Kelch war nicht direkt golden, doch er leuchtete an manchen Stellen so auf, als wäre in seine Masse Goldstaubpuder mit eingeschlossen worden.
Horace F. Sinclair wollte zwar nicht direkt von einer gewissen Ehrfurcht sprechen, aber einen ähnlichen Eindruck machte diese Darstellung schon auf ihn.
Wahnsinn…
Er fragte sich immer wieder, wer so etwas geschaffen haben konnte. Das musste ein außergewöhnlicher Künstler gewesen sein, jemand, der sein Handwerk verstand und einfach einmalig gewesen war. Über das Alter dieser Figur konnte er nur spekulieren, glaubte aber nicht daran, dass sie sehr neu war.
Möglicherweise stand sie bereits seit Jahrhunderten hier und war die Hüterin des Grals.
Diese Tatsache konnte er schwer fassen. Was hatte die Frau mit dem nicht fertigen Gralskelch zu tun – bei ihm fehlte noch die Kugel. Warum hielt sie ihn? Wie war sie überhaupt zu diesem Gefäß gekommen? War sie allein aus der Phantasie des Künstlers geschaffen worden, oder existierten reelle Hintergründe? Hatte der Künstler diese Person tatsächlich gekannt? Gab es sie in Wirklichkeit? War es ihr gelungen, in den vergangenen Jahrhunderten an den Gral heranzukommen?
Fragen über Fragen, auf die er keine Antwort wusste. Es ging um ihn persönlich, um seine Gefangenschaft. Man hatte ihn praktisch erwischt, hierher geschleppt, und damit war die Sache für die bleichgesichtigen Kuttenträger erledigt gewesen.
Oder nicht?
Horace F. Sinclair hatte sich den Kopf über ein Motiv zerbrochen, was seine Entführung anging, und er war auch auf die Lösung gekommen. Es ging nicht um ihn, sondern um einen anderen Mann, der ebenfalls auf den Namen Sinclair hörte.
Um John, seinen Sohn!
Er war der Sohn des Lichts. Er war der Hüter des Dunklen Grals.
Er jagte die schwarzmagischen Wesen, all die Dämonen und gefährlichen Geister, die in anderen Welten lebten und es schafften, immer wieder auszubrechen. Er stellte sich Vampiren, Werwölfen und Hexen. Er jagte und vernichtete sie, er hielt sie fern von irgendwelchen Menschen, die in ihre Gewalt geraten konnten.
Doch John jagte nicht nur nach diesen Wesen. Es gab auch ein anderes Gebiet, in das er immer wieder hinein glitt.
Die Mystik der Vergangenheit. Die Rätsel einer zurückliegenden Zeit, die angefüllt war mit geheimnisvollen Vorgängen und geisterhaften Erscheinungen, die noch bis hinein in die heutige Zeit spielten. Immer wieder war John Sinclair mit seiner Vergangenheit konfrontiert worden, die schließlich ungewöhnlich genug war, denn der Geisterjäger hatte in der Vergangenheit schon mehrere Male gelebt.
Unter anderem als
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