0707 - Geheimbund Dunkler Gral
keine Entfernung. Du bist sehr schnell dort, kannst ihn holen und wieder herbringen.«
Ich verzog die Lippen. »Nein, Suko, nein. Irgendwo gefällt mir das nicht.«
»Warum nicht?«
»Keine Ahnung. Ich habe eher das Gefühl, als würde etwas anderes dahinter stecken.«
»Und was, bitte?«
»Werden wir noch herausbekommen, wenn wir uns das nette Herrenhaus angeschaut haben.«
Damit hatte ich ein Stichwort gesetzt. Wir wollten zunächst nach St. Produce und von dort aus weiterfahren, um den Platz zu erleben, an dem mein Vater vor seinem Verschwinden zum letzten mal gesichtet worden war. Denn ein Besuch in diesem Herrenhaus, das gleichzeitig ein Museum war, gehörte zum Programm des Reiseveranstalters.
Suko behielt die alten Straßenschilder im Auge. Er war der optische Lenker und entdeckte tatsächlich ein Hinweisschild, auf dem St. Produce stand.
»Noch zehn Kilometer, John, aber du musst von der Straße weg. Hinein in die Einsamkeit.«
»Gern.«
Es hatte mir manchmal schon zuviel Betrieb geherrscht, da die Landstraßen auch nicht vom Ferienverkehr verschont blieben. Das allerdings änderte sich.
Nicht dass sich nur die Fahrbahn verengte, sie war auch nicht mehr so glatt. Kopfsteinpflaster lag wie eine graue unegale Schicht und schien in der Leere zu enden.
Über eine Chaussee rollten wir hinweg. Das Geräusch der Reifen begleitete uns. Rechts und links der Fahrbahn standen tatsächlich noch die alten krummen Apfelbäume. Nicht weit entfernt entdeckten wir hin und wieder das grüne Auge eines Teichs, umrandet von einem dichten Schilfgürtel.
Mal sahen wir ein altes Gehöft, aber es gab keine Zusammenballungen, so dass die Einsamkeit blieb.
In St. Produce änderte sich das ebenfalls kaum. Ein verschlafen wirkender Ort mit zumeist grauen Häusern. Diejenigen, die von außen renoviert worden waren, hatten einen Fachwerkanstrich bekommen und sorgten so für eine optische Lockerung.
Das Wetter hatte sich nicht geändert. Es regnete nicht, die schwüle Wärme drückte in die Täler hinein, aber auch auf den bewaldeten Bergen bewegte sich nichts.
Irgendwann würde es zu einem Gewitter kommen. Ich rechnete in den Abendstunden damit.
In St. Produce wollten wir uns nicht weiter aufhalten. Als ich einen kleinen. Zeitschriftenladen sah, hielt ich an und erkundigte mich bei dem Verkäufer nach dem Herrenhaus.
Der Mann schob seine helle Schiebermütze in den Nacken und wirkte ziemlich mürrisch. Erst als ich zwei Dosen Wasser kaufte, war er zufrieden.
Nuschelnd erklärte er uns den Weg, während wir die Dosen leerten. Es war jedenfalls nicht weit.
Ich wollte wissen, ob das. Haus oft besichtigt wurde.
»Nein, nicht oft. Die meisten Fremden sind hier, um sich um Schweine zu kümmern.«
»Ja, der Schinken.«
Er zeigte in Richtung Dorfausgang. »Wenn Sie dorthin fahren, werden sie die Schweinefarmen erreichen.« Wahrscheinlich hielt er uns für Händler.
»Ja, man kann sie schon riechen.«
»Bei dem Wetter immer. Aber von dem Schinken der Schweine leben wir. Er ist in aller Welt gefragt.«
»Da haben Sie recht.«
Wir saßen wenig später wieder im Leihwagen und rollten durch eine schmale Seitenstraße auf den Weg zu, der direkt zum Schloss führen, sollte.
Kaum hatten wir den Ort an dieser Seite verlassen, da entdeckten wir die Weideflächen, auf denen die Schweine standen, fraßen und auch Platz genug besaßen, um sich in den vorhandenen Schlammlöchern so richtig suhlen zu können.
Sie fühlten sich wohl, grunzten und turnten umher, wenn sie sich nicht gerade durch den Schlamm wälzten.
»Eine große Schweinerei«, sagte Suko.
Sie blieb hinter uns, als wir ein Waldstück passierten und an der rechten Seite bereits die Front des Herrenhauses sahen. Es lag etwas erhöht und wirkte wie der Abschluss einer sehr breiten Böschung.
Wir mussten sie einmal umfahren, entdeckten ein Hinweisschild, dessen Spitze nach links zeigte, und rollten sehr bald in einen schmalen Weg hinein, der dort auslief, wo die unmittelbare Umgebung des Herrenhauses begann.
Sie waren von Bäumen befreit worden. Dafür gruppierten sich Buschgruppen nahe der Hauswand, doch der Eingang lag frei. Das Haus konnte an der Seite betreten werden.
Verschlossen war die Tür. Über dem oberen Ende schauten zwei steinerne Löwenköpfe aus der Mauer. Die Mäuler waren weit aufgerissen. Sie sahen aus, als wollten sie sich im nächsten Augenblick von der Wand lösen, um auf die Besucher zu stürzen.
Das Haus bestand aus zwei Trakten, die einen
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