0707 - Geheimbund Dunkler Gral
wäre vor uns auf die Knie gefallen.
»Und wer hat das Bild gemalt?« fragte Suko.
Van Ims schaute auf das Gemälde. »Es ist dort keine Signatur zu sehen, ich weiß es nicht. Es muss aber ein sehr guter Künstler gewesen sein, der eine naturalistische Technik beherrscht.«
»Wie lange hängt es hier?«
»Schon Jahre, glaube ich, lange bin ich noch nicht hier. Als ich kam, hing es schon. Ich habe das Motiv auch nicht so speziell erklären können, ich ging immer mit allgemeinen Worten darüber hinweg, habe aber von einem Engel gesprochen.«
»Und wie haben Sie den Kelch erklärt?« fragte ich.
»Ich habe ihn den Besuchern als einen kirchlichen Gegenstand näher gebracht. Für mich ist er ein besonders schöner Messkelch, mehr aber nicht. Es kann ja sein, dass er noch eine symbolische Bedeutung besitzt, aber mehr weiß ich nicht.«
Ich fragte nicht mehr nach dem Bild, sondern kam auf profanere Dinge zu sprechen. »Sagen Sie, Monsieur von Ims, wem gehört dieses alte Herrenhaus eigentlich?«
»Einem Konsortium.«
»Was heißt das?«
»Es sind vier Männer, die es gekauft haben. Wahrscheinlich als Geldanlage. Aber in diesen Dingen bin ich nicht bewandert, mein Einkommen ist nicht hoch genug.«
»Sie kennen die vier Männer?«
»Nur vom Ansehen.«
Das überraschte mich. »Nicht namentlich?«
»Nein, Monsieur, sie sind mir nicht bekannt. Ich weiß auch nicht, weshalb sie so zurückhaltend sind. Wenn sie kommen, reden Sie sich stets mit den Vornamen an. Man könnte meinen, dass sie Furcht davor haben, ihre Nachnamen auszusprechen.«
»Das kann möglich sein.«
Und Suko fragte, wann die vier Männer zum letzten mal im Haus gewesen waren. »Das ist noch nicht lange her. Vor einigen Tagen haben sie sich blicken lassen.«
»Was taten sie?«
»Nichts. Sie verhielten sich völlig normal. Schauten sich um, lobten mich«, sagte er mit lachender Stimme, die seine Verlegenheit überbrücken sollte »War noch etwas?« Er holte ein Taschentuch hervor und wischte Speichel von den Lippen.
»Ja, da war noch etwas. Die vier Herren erklärten mir, dass sie sich in der Gegend aufhalten würden. Sie wollten einige Tage entspannen, gewissermaßen Urlaub machen.«
»In St. Produce?«
»Ja.«
»Wo?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Es gibt dort ein kleines Hotel. Vielleicht fragen Sie da einmal nach.«
»Wäre nicht schlecht. Und mehr wissen Sie nicht von den Besitzern hier?«
»Nein!«
»Danke, das reicht.« Er räusperte sich, schaute uns etwas verlegen an, bevor er sich erkundigte, ob wir uns noch weiter umschauen wollten. »Gibt es denn noch etwas zu sehen?« fragte Suko. »Alte Gebrauchsgegenstände aus den letzten Jahrhunderten. Wenn es Sie interessiert…«
»Nein, nicht, aber ich hätte noch etwas anderes, bei dem Sie uns möglicherweise helfen können.«
»Was wäre das?« Suko senkte seine Stimme, war aber noch sehr genau zu verstehen. »Es geht da um einen geheimnisvollen Felsendom tief in der Erde, der hier in der Gegend existieren soll. Da Sie wahrscheinlich zu den Einheimischen zählen, müssten Sie davon wissen.«
Er überlegte. Ich schaute ihn dabei genau an und hatte das Gefühl, dass van Ims Zeit gewinnen wollte. Auch schwitzte er stärker. Das kurzärmelige Hemd wies unter den Achseln breite Flecken auf.
»Nun?« Van Ims räusperte sich. »Ja, es ist schon möglich, dass es so etwas bei uns gibt.« Ich wollte eine klare Antwort. »Ja oder nein?«
»Ja.«
»Wunderbar, da kommen wir der Sache schon wesentlich näher. Wo also gibt es ihn?«
»Sie müssten dazu etwas raus fahren, und zwar hinein in die Felsenregion. Dort existieren zahlreiche Höhlen, und da finden Sie dann auch den Felsendom.«
»Ist der Eingang zu ihm gekennzeichnet?«
»Nein, das nicht.«
»Aber?«
»Sie werden ihn finden. Er liegt in einer kleinen Schlucht. Sie brauchen nur dem Wasser nachzugehen. Es ist einer dieser schnell fließenden Bäche, die Sie hier oft finden.«
»Gut. Sonst noch etwas?«
»Nein.«
»Was beinhaltet der Dom?« fragte Suko. »Nicht grundlos hat man ihm den Begriff mystisch gegeben.«
Er schluckte und bewegte seine Hände. Auf den hellen Fingern wuchsen dunkle Härchen, die an einigen Stellen sogar einen dichten Pelz bildeten.
»Genau kann ich Ihnen das nicht sagen.«
»Und ungenau?« Er grinste schief. »Man spricht nicht darüber, aber angeblich soll sich im Innern des Doms ein Geheimnis befinden. Etwas sehr Unheimliches oder Mystisches.«
»Es wird doch irgendwelche Vermutungen geben«,
Weitere Kostenlose Bücher