0707 - Geheimbund Dunkler Gral
Hölle nicht mehr. Ich bin ihretwegen abtrünnig geworden, sie aber hat mich im Stich gelassen und mich zu Untätigkeit verdammt…«
»Es war ein Plan!« schrie der Sprecher. »Ein gewaltiger Plan, der erst in der heutigen Nacht sein Ende findet. Du solltest solange ruhig gestellt werden, bis sich die Chancen, an beide Grale heranzukommen, eröffnen. Das haben sie jetzt. Du kannst froh sein, du kannst…«
»Ich will nicht mehr.«
»Was heißt das?«
»Ich werde jetzt meinen eigenen Weg gehen. Ihr habt mir den alten Mann geschickt. Es war der Wink des Schicksals. Er hat es allein durch seine Anwesenheit geschafft, mich aus der Lethargie, der Starre zu holen. Und so gehe ich allein, denn ich werde mir auch noch den echten Gral holen. Habt ihr verstanden?«
»Wir sorgen dafür, dass…«
»Nein!« donnerte der Engel. »Schon einmal hat man mich reingelegt. Ein zweites Mal wird es nicht passieren. Die Zeiten des Vertrauens sind endgültig vorbei. Ich gehe meinen Weg, und niemand wird mich daran hindern können.«
Der Sprecher mit dem kalkbleichen Gesicht streckte seinen Arm aus. »Tu es nicht!« rief er. »Mach dich bitte nicht unglücklich. Es ist ein gewaltiger Fehler…«
»Ich habe mich entschlossen, diesen Weg zu gehen!«
»Es ist der falsche!«
»Woher willst du das wissen?«
»Ich weiß es eben! Du brauchst unsere Hilfe. Sinclair wird den echten Gral nicht freiwillig herausgeben. Schon jetzt gar nicht, wo der Felsendom zerstört worden ist. Die Geisel ist in die Freiheit gelangt, du hast gegen ihn kein Druckmittel mehr. Er wird dir einen Kampf liefern, bei dem nicht feststeht, wer der Sieger sein wird. Du brauchst unsere Hilfe, Engel, du brauchst sie, auch wenn du über uns Menschen lachst. Wir können Sinclair in Schach halten. Wir können ihn zwingen, den Gral zu holen, daran solltest du denken.«
»Nein!«
»Doch du…«
»Ich will es aber nicht. Ich habe mich einmal entschlossen, und dabei bleibt es.«
»Dann wirst du den zweiten Gral nie bekommen. Verlasse dich diesmal auf die Menschen, die Hölle hat dich enttäuscht, sie wird auch nie wieder so werden, wie sie einmal war. Tu dir selbst den Gefallen, ich bitte dich darum!«
»Nein!«
Eine harte, eine endgültige Antwort, die der Engel gegeben hatte.
»Ich werde meinen Weg gehen, und niemand wird mich daran hindern. Auch ihr nicht, obwohl ihr auch zu einem Geheimbund Dunkler Gral zusammengeschlossen habt.«
»Wir stehen auf deiner Seite. Wir wollen die Macht mit dir teilen. Wenn die Hölle dich auch enttäuscht hat, wir Menschen werden es nicht tun. Wir haben uns zusammengefunden, wir haben geforscht und fanden heraus, dass du in den mystischen Felsendom verborgen bist, denn wir sahen zuerst das Bild…«
»Es war ein Fehler. Der Maler hat mich für die Nachwelt verewigt. Ich habe ihn dafür gehasst und anschließend bestraft. Denn es ist sein Schädel, der den Gral schmückt. Ich habe ihn ihm vom Kopf geschlagen und seinen Torso vermodern lassen. Es ist meine Rache an ihm gewesen. Das Schicksal hat mich zu einem Einzelgänger gemacht. Ich habe den Fluch lösen können durch das Erscheinen des alten Mannes, der mir eine großartige Spur zeigte…«
»Dreh es herum!«
»Ich bleibe bei meinem Plan. Ich werde mir auch den anderen Gral holen. Ich werde mich auf den Weg machen und Sinclair suchen. Ich werde ihn finden!«
»Das glaube ich dir, aber…«
»Es gibt kein Aber mehr. Es gibt für euch nur noch die einzige Alternative. Geht aus dem Weg, bevor ich es mir anders überlege und euch zertrete.«
Diese Worte waren nicht so einfach dahingesagt worden, das wussten die vier genau. Sie schauten sich über das Dach des Fahrzeugs hinweg an. Horace F. Sinclair konnte ihre Blicke nicht sehen, an ihren hektischen Kopfbewegungen jedoch stellte er fest, wie nervös die Männer auf einmal geworden waren. Sie hatten sich auf den verfluchten Engel verlassen und waren nun enttäuscht worden.
Er tat nichts, gab ihnen noch eine Chance.
Sekunden verstrichen, und abermals nahm die Spannung zu. Der Anwalt spürte sehr deutlich, wie sein Herz immer schneller schlug.
Auf seine Stirn war der Schweiß getreten. In der Kehle spürte er den trockenen Geschmack.
Was tun?
Noch geschah nichts. Der Steinerne schien alle Zeit der Welt zu haben. Als der Sprecher es noch einmal versuchen wollte, um ihn zu überreden, da ging er vor.
Einen Schritt nur, aber der war zu hören. Auf dem Untergrund hinterließ der aufsetzende Fuß ein Dröhnen, und gleichzeitig
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