Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0707 - Im Schatten des Vampirs

0707 - Im Schatten des Vampirs

Titel: 0707 - Im Schatten des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
wurde von einem chinesisch sprechenden Halbmenschen begleitet, der ihn gut zu kennen schien. Hinzu kam, dass die fremde Stadt mit jeder Gasse vertrauter wirkte.
    Das muss ein Traum sein, dachte er. Eine andere Erklärung gibt es nicht.
    »Wir haben es beinahe vollendet«, riss Affenkopf ihn aus seinen Spekulationen. »Es wäre eine Katastrophe, wenn jetzt noch etwas schief gehen würde.«
    Zamorra nickte zustimmend. »Ja, das wäre es wohl.«
    Kurz überlegte er, seinem Begleiter ehrlich zu gestehen, dass er keine Ahnung hatte, wovon er sprach, entschied sich dann aber dagegen. So lange er nicht wusste, welche Bedeutung dieser Ort hatte, war das zu gefährlich.
    »All das«, fuhr Affenkopf fort und machte eine Handbewegung, die nicht nur die Stadt, sondern die ganze Landschaft einzuschließen schien, »könnte wieder Wirklichkeit werden, genau wie damals.« Er lachte leise. »Erinnerst du dich noch an den Park südlich der Stadt?«
    »Ich war oft dort«, riskierte Zamorra einen Schuss ins Blaue.
    »Ja, das warst du. Nicht an den Jagdtagen, aber das hat dir niemand übel genommen. Natürlich wurde geredet…«
    »Was haben sie denn gesagt?« Affenkopfs Redseligkeit kam ihm entgegen. Je länger sein Begleiter in alten Erinnerungen schwelgte, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass sich einige nützliche Informationen darunter befanden.
    »Man hat nie schlecht über dich gesprochen. Es wurden nur die gleichen Fragen gestellt, die dir auch oft durch den Kopf gegangen sein müssen. Deine Herkunft- du weißt schon…«
    Nein, ich weiß eben nicht, dachte Zamorra. Also sag's schon.
    Aber Affenkopf schwieg, schien auf eine Antwort zu warten, die Zamorra ihm nicht geben konnte.
    Schließlich bremste sein Begleiter das Pferd und sah ihn an.
    »Hör zu, Tsa Mo Ra«, sagte er und benutzte dabei die gleiche merkwürdige Aussprache, die Yu Li-Wen bei den Schriftzeichen verwendet hatte. »Wir hatten unsere Rivalitäten, bei denen ich mich nicht immer fair verhalten habe, aber du sollst wissen, dass ich dich als Zauberer respektiere -auch wenn du ein Mensch bist. Das ist mehr als andere in meiner Lage tun würden. Man hat uns wegen unseres Könnens auserwählt, um diesen Traum zu vollenden. Deshalb muss ich dich fragen: Bist du bereit, die Vergangenheit ruhen zu lassen?«
    Zamorra tat so, als müsse er darüber nachdenken, nutzte die Gelegenheit jedoch, um die Informationsflut in seinem Kopf zu ordnen. Er und der Affenmensch waren also Zauberer. Offensichtlich gab es außerdem ein Vorurteil gegen Menschen, was die Frage aufwarf, welche Wesen sonst noch in dieser Stadt lebten.
    Die Antwort darauf erhielt er prompt, als einer der Soldaten sich umdrehte und spitze Eckzähne zeigte.
    »Ehrenwerter Wu Huan-Tiao«, sagte der Vampir. »Bitte verzeiht die Unterbrechung, aber ich habe Anweisung, Euch so schnell wie möglich zum Palast zu bringen.«
    Zamorra versuchte sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Er war tatsächlich in der goldenen Stadt der Vampire gelandet, auch wenn er nicht wusste, wie ihm das gelungen war. Unwillkürlich glitt seine Hand zu der Stelle auf seiner Brust, wo normalerweise das Amulett hing, berührte jedoch nur glatten Stoff.
    Waffenlos in einer Stadt voller Vampire, dachte er mit beginnender Nervosität. Das ist nicht gut. Gar nicht gut…
    Wu Huan-Tiao, wie Affenkopf wohl wirklich hieß, sah ihn immer noch abwartend an.
    Zamorra nickte ihm zu. »Ich werde die Vergangenheit ruhen lassen.«
    Sein Begleiter lächelte erleichtert. »Ich danke dir, mein Freund. Du wirst schon sehen, gemeinsam wird es uns gelingen, unseren Herrn Kuang-shi zu erwecken.«
    Oh nein, dachte Zamorra.
    ***
    Yu Li-Wen sprang auf und stellte sich schützend vor den bewusstlosen Europäer.
    »Bitte«, sagte sie eindringlich, »töte ihn nicht.«
    Der weiße Nebel stand wie eine Wolke zwischen den Aufbauten. Er hatte die groben Umrisse eines Menschen, aber Li-Wen konnte durch ihn hindurch auf den Ozean blicken.
    Er ist ein Träumender, sagte seine Stimme sanft in ihrem Kopf.
    »Ich weiß, aber er ist nicht verschwunden wie die anderen. Es gibt noch Hoffnung.«
    Hoffnung ist gefährlich. Sie nimmt dir den Blick für die Wahrheit.
    Li-Wen fuhr sich mit der Hand über die Augen, wischte die Tränen ab. »Ich bitte dich, mir diese eine Hoffnung zu lassen. Zamorra kann uns helfen, das weiß ich.«
    Er ist ein Teil des Traumes geworden, deshalb muss er sterben. Zu viele sind uns schon entgangen.
    Der ruhige Tonfall der Stimme, der

Weitere Kostenlose Bücher