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0707 - Im Schatten des Vampirs

0707 - Im Schatten des Vampirs

Titel: 0707 - Im Schatten des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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hätte, um es irgendwann Zamorra zuzustecken. Jetzt war er jedoch gezwungen, auf eine direkte Frage zu antworten.
    »Kuang-shi ist der Sohn, den der Wolfsgott mit der Dämonin der Nacht zeugte«, sagte er. »Er ist ein Götterdämon, geboren aus den Kräften des Lichts und den Mächten der Dunkelheit. Weder schwarze noch weiße Magie kann ihm etwas anhaben. Er ist unbesiegbar und unsterblich.«
    Fu Long lächelte knapp. »Wer könnte schon einen Gott töten?«
    ***
    Li-Wen hörte die Explosionen, roch das brennende Öl und spürte die Hitze durch die Wände des Schuppens.
    Sie wusste, dass ihr nicht mehr viel Zeit für eine Entscheidung blieb. Draußen wurden die Rettungsinseln zu Wasser gelassen. Arbeiter suchten jeden Winkel der Bohrinsel nach Verwundeten ab. Früher oder später würden sie auch im Werkzeugschuppen nachsehen.
    Sie musste sich entscheiden.
    Eine Hand tastete nach dem Brief, den sie an ihre Eltern geschrieben hatte, während die andere den Dolch fest umschlossen hielt. Li-Wen sah das getrocknete Blut an der Klinge und dachte an die Morde, die sie begangen hatte.
    Beeil dich, sagte der Nebel, der ihr stets als Späher gedient hatte. Töte ihn und rette dich ins Wasser. Wenn die Männer einschlafen, musst du da sein, um sie zu richten.
    Li-Wen hob den Dolch über Zamorras Gesicht. Sie wünschte sich, sie wäre ehrlich zu ihm gewesen, hätte ihm alles über sich und ihre Mission erzählt, aber dazu war es jetzt zu spät.
    Der Nebel schlüpfte zurück in ihren Körper, so wie er es bei allen Morden getan hatte. Er gab ihr Kraft.
    »In all den Jahren, die wir zusammen sind«, sagte sie zu ihm, »hast du mir nie deinen Namen verraten. Würdest du ihn mir jetzt sagen?«
    Ich habe keinen Namen, entgegnete er, aber wenn du möchtest, kannst du mich Meng Long nennen.
    »Dann werde ich das tun.«
    Li-Wen legte auch die zweite Hand um den Dolch. Ihre Finger waren kalt.
    »Verzeih mir, Meng Long«, sagte sie und stieß sich den Dolch ins Herz.
    Im gleichen Moment schlug Zamorra die Augen auf.
    ***
    Château Montagne, Frankreich
    Einige Tage später
    Zamorra konnte sich kaum noch an die Rettungsaktion erinnern. Einige Arbeiter hatten ihn entdeckt, als er ziellos über die Plattform stolperte, und ihn in eine Rettungsinsel gebracht. Dort musste er wohl das Bewusstsein verloren haben, denn der Rest seiner Erinnerungen beschränkte sich auf kurze Blitzeindrücke von Hubschraubern, einer lange Fahrt in einem LKW und einem Raum, in dem er von zwei Zivil tragenden Offizieren verhört worden war.
    Obwohl sie den Namen nicht erwähnten, war Zamorra klar, dass sie wussten, wer Kuang-shi war. Immer wieder hatten sie ihn gefragt, ob er erwacht sei, aber er musste ihnen jedes Mal die gleiche Antwort geben.
    Er wusste es einfach nicht.
    Vielleicht hatte Wu Huan-Tiao Recht und Kuang-shi hatte ihn absichtlich in seinen Traum geholt, um Zeit zu gewinnen. Vielleicht deutete das Ende des Traums auch an, dass der Schläfer erwacht war, aber sicher war das nicht.
    Zamorras Gedanken wandten sich Yu Li-Wen zu. Ihre Rolle war ihm unklar. Er nahm an, dass sie den Nebel kontrolliert hatte und in einem verzweifelten Versuch, Kuang-shis Erwachen zu verhindern, zur Mörderin geworden war. Schließlich hatte ihr Gewissen es nicht mehr ausgehalten, und sie hatte sich selbst umgebracht.
    Er bedauerte, was sie getan hatte, wünschte sich, er hätte irgendetwas tun können, um sie davon abzuhalten, aber dazu hatte sie ihm nicht die Gelegenheit gegeben.
    In gewisser Weise bedauerte er sogar, Wu verraten zu haben, auch wenn er selbst nicht so genau wusste, warum.
    Vielleicht war er tatsächlich vor langer Zeit in dieser Stadt gewesen und hatte all die Dinge getan, die Wu behauptet hatte. Vielleicht lag dieses Erlebnis für ihn noch in der Zukunft.
    Zu viele ›vielleichts‹, dachte er und betrachtete Nicole, die friedlich schlafend neben ihm im Bett lag. Ihre Informationen hatten maßgeblich dazu beigetragen, dass er in dieser Nacht keinen Schlaf fand.
    Kuang-shi, der Götterdämon.
    Wenn Fu Long Recht hatte, war das eine Katastrophe. Dann war der Supervampir, wie sie ihn so treffend getauft hatten, praktisch unbesiegbar.
    Zamorra drehte sich müde auf die Seite und schloss die Augen.
    Mit ein bisschen Glück, dachte er, müssen wir uns mit diesem Problem erst in vielen Jahren herumschlagen.
    Dieser Gedanke brachte ihm schließlich den Schlaf, einen Schlaf, in dem er Tsa Mo Ra war und sich vor dem Altar des Wolfsgottes verneigte…
    Epilog
    Jorge

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