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0707 - Im Schatten des Vampirs

0707 - Im Schatten des Vampirs

Titel: 0707 - Im Schatten des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Monitor hatte sich verändert. Jetzt standen die beiden Gestalten vor der Eingangstür. Eine von ihnen ging in die Hocke und machte sich am Türschloss zu schaffen.
    Würde sich so ein Tulis-Yon verhalten?, fragte sich William.
    Danny schien den gleichen Gedanken zu haben.
    »Das sind Menschen«, sagte er. »Ganz simple Einbrecher.«
    Adam und Jackie grinsten. Sie wussten, dass Menschen gegen die Verteidigungsanlage in der Villa keine Chance hatten. Aus einer existenzbedrohenden Situation war plötzlich ein Spiel geworden, das die drei Männer mit Spannung verfolgten.
    Nur William wandte sich ab und starrte nachdenklich auf sein Spiegelbild in einem der abgeschalteten Monitore. Er fragte sich, ob es ein Zufall sein konnte, dass die Menschen so kurz nach dem Tulis-Yon auftauchten. Das war zumindest seltsam.
    Als William die zweite Reflexion im Monitor sah, zuckte er weder zusammen, noch schrie er den anderen eine Warnung zu. Sein Herz hörte einfach auf zu schlagen. Bevor er auf dem steinernen Boden aufschlug, schloss er die Augen und dachte an den alten Mann, der hinter dem Sarkophag aufgestanden war.
    Und an den Wolfskopf auf seinen Schultern…
    ***
    Nicole versuchte sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, als Zamorra mit dem Affenköpfigen im Palastinneren verschwand. Sie war sich auch nicht sicher, ob er sie überhaupt bemerkt hatte.
    Vorsichtig sah sie sich auf dem Platz um.
    Die Soldaten hatten anscheinend alle Träumenden zusammengetrieben, denn sie suchten nicht länger in den Gassen, sondern standen in kleinen Gruppen beisammen. Sie schienen auf etwas zu warten.
    Nicole bemerkte, wie die Robenträger in Bewegung gerieten. Hunderte von Menschen wandten sich langsam und schwerfällig dem Palast zu, starrten mit glasigem Blick auf die breite Front.
    Das Rascheln ihrer Roben legte sich. Es wurde still auf dem großen Platz -und kalt. Nicole schätzte, dass die Temperatur innerhalb weniger Sekunden um dreißig Grad gesunken war. Sie unterdrückte mühsam einen Hustenreiz, als die eiskalte Luft in ihre Lunge drang. Die Robenträger dagegen reagierten überhaupt nicht auf die plötzliche Schwankung. Nur ihr Atem stand in weißen Wolken vor ihren Gesichtern.
    Die Vampire schienen den Temperatursturz jedoch zu bemerken, denn sie reckten ihre Banner in die Höhe und schrien etwas in einer Sprache, die Nicole nicht verstand. Dann sanken sie auf die Knie, verneigten sich so tief, dass ihre Köpfe den Boden berührten. In dieser Stellung verharrten sie.
    Was geht hiervor?, dachte Nicole mit wachsender Nervosität. Sie spürte, dass sich etwas dem Platz näherte, etwas mit einem düsteren schweren Geruch, der sie einhüllte, bis sie glaubte, ersticken zu müssen. Sie schmeckte Verwesung auf ihrer Zunge und kämpfte gegen den Drang, sich zu übergeben.
    Im gleichen Moment begannen die Robenträger zu singen.
    Es war keine Melodie im eigentlichen Sinne, mehr eine Abfolge von Tönen, die Nicole in keinen Zusammenhang bringen konnte. Aber etwas schien der Gesang in ihr auszulösen, denn das Gefühl einer unmittelbaren Bedrohung wurde immer größer. Nicole spürte kalten Schweiß auf ihrer Stirn, trotz der klirrenden Kälte. Das Blut rauschte in ihrem Kopf. Jeder Instinkt, den sie besaß, bettelte darum, endlich weglaufen zu dürfen.
    Nein, dachte sie konzentriert. Ich werde ihnen nicht nachgeben.
    Sie glaube die Aura zu erkennen. Schon einmal hatte sie ein ähnliches Gefühlschaos erlebt, damals, als sie in einer Lagerhalle in Denver vor dem offenen Sarkophag Kuang-shis stand. Dieses Mal war es jedoch schlimmer, obwohl sie den Vampir noch nicht einmal sah.
    Nicole zuckte zusammen, als der Gesang so plötzlich aufhörte, wie er begonnen hatte. Die Robenträger hoben die Arme. Wie ferngesteuerte Roboter malten sie mit den Händen komplizierte Zeichen in die Luft. Sie bewegten sich vollkommen synchron -abgesehen von Nicole, die immer eine halbe Sekunde hinterherhinkte, weil sie die Gesten nicht kannte. Sie hoffte, dass niemand das bemerkte.
    Stunden schienen zu vergehen, bis die Träumenden endlich die Arme sinken ließen und gleichzeitig einen Schritt zur Seite traten. Es war reines Glück, dass Nicole mit keinem zusammenstieß.
    Und dann begannen sie zu tanzen.
    Die Robenträger bewegten sich mit traumwandlerischer Sicherheit. Ihre Füße hielten einem Rhythmus ein, den nur sie hören konnten. Nicole versuchte dem Tanz zu folgen, aber auch hier gab es keine Gesetzmäßigkeiten, die sie verstand. Das Tempo variierte

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