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0707 - Im Schatten des Vampirs

0707 - Im Schatten des Vampirs

Titel: 0707 - Im Schatten des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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er Kuang-shis Erwachen nicht mehr verhindern konnte, hatte er ihn aus Denver weggebracht, um wenigstens seine Heimatstadt zu schützen. Das Geld, das er mit dem Verkauf der Supermärkte erzielt hatte, benutzte er, um seine Bedürfnisse zu sichern, eine verlassene Villa in Los Angeles zu kaufen und den Lebensunterhalt der drei Menschen zu bestreiten, die Denver mit ihm zusammen verlassen hatten. Damit waren sie wenigstens finanziell abgesichert.
    Chang zögerte noch einen Augenblick, dann öffnete er die Tür und trat ein.
    Die Aura des Vampirs war überwältigend. Sie füllte den großen Raum bis in den letzten Winkel aus, lag wie der Geruch eines schweren Parfüms in der Luft und verdunkelte das Licht der Kerzen.
    Der steinerne Sarkophag, in dem Kuang-shi wartete, stand in der Mitte des Raums. An einer Wand voller Monitore saß Danny Li, ein junger Chinese, der sich jetzt erhob und auf Chang zuging.
    »Danke, dass du so schnell gekom men bist«, sagte er zur Begrüßung. »Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    Chang würgte trocken, als er den ersten Atemzug tat, überwand jedoch den Drang, sich zu übergeben.
    »Was ist passiert?«, fragte er.
    »Sieh mal hinter den Sarkophag.«
    Chang umrundete den verzierten Steinsarg langsam und blieb stehen. Auf dem Boden lag eine in Felle gehüllte Gestalt. Ihr Rücken berührte den Sarg, die Beine waren ausgestreckt und die Arme bildeten ein Polster, auf dem der Kopf ruhte. Chang sah in das faltige und bärtige Gesicht eines alten Mannes, dessen Augen geschlossen waren. Er schien zu schlafen.
    »Er stand auf einmal in der Tür«, sagte Li leise. »Im ersten Moment dachte ich, er sei ein Obdachloser, aber dann ging er auf den Sarg zu und verneigte sich.«
    »Hat er etwas gesagt?«
    »Ja, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden habe. Sein Dialekt ist sehr seltsam. Es klang wie ›Agkar von den Tulis-irgendwas verbeugt sich vor Euch. Möge der weiße Mond ewig über Eurem Haupt leuchten‹, oder so was in der Art.«
    »Agkar von den Tulis-Yon?«
    Li hob die Schultern. »Kann sein. Wie bereits gesagt, er war schwer zu verstehen. Ich hab' ihn angesprochen, aber er hat mich nicht beachtet, sondern sich nur hinter den Sarkophag gelegt. Seitdem hat er sich nicht gerührt.«
    Chang hörte ihm kaum noch zu. Er betrachtete den alten Mann, der wie ein Toter auf dem Steinboden lag. War es wirklich möglich, dass er ein Tulis-Yon war? Hatten sie all die Jahrhunderte überdauert und auf den Tag gewartet, an dem er zu ihnen zurückkehrte?
    »Wer sind die Tulis-Yon?«, fragte Li.
    Chang wandte seinen Blick mühsam vom Gesicht des alten Mannes ab.
    »Sie sind eine Legende«, flüsterte er. »Eine schreckliche, tödliche Legende…«
    ***
    Obwohl Jack O'Neill das Blaulicht und die Sirene zugeschaltet hatte, kamen sie im Abendverkehr nur quälend langsam voran.
    »Wie ist es möglich, dass sie nicht denken?«, fragte er.
    »Das würde ich auch gerne wissen«, sagte Nicole. »Jeder Mensch denkt. Selbst wenn man nicht bei Bewusstsein ist, arbeitet das Gehirn weiter. Die Leute im Präsidium wirkten eher wie leere Hüllen, wie…«
    Sie schwieg einen Moment und suchte nach dem richtigen Wort.
    »Zombies«, half O'Neill aus.
    Nicole lächelte. »Richtig. Du scheinst dich nach der Geschichte mit den Vampiren weitergebildet zu haben.«
    »Nein, ich hab nur ein paar Filme gesehen.« Er trommelte nervös mit den Fingern auf dem Lenkrad. »Um ehrlich zu sein, wäre es mir lieber, wenn diese Vampirsache nie passiert wäre.«
    »Warum?«
    »So was wie diesen dummen Witz eben im Zellentrakt kann ich mir jeden Tag anhören. Einem Kollegen habe ich damals die Wahrheit gesagt, nur einem, und als ich zwölf Stunden später aufs Revier kam, hingen Knoblauchknollen an meiner Bürotür. Jeder Irre, der auf einem Crack-Trip Mr. Spock gesehen hat, landet bei mir. Ich fühle mich langsam wie Fox Mulder -na ja, abgesehen davon, dass meine Schwester nicht von Außerirdischen entführt wurde, als ich zwölf war -aber du weißt, worauf ich hinaus will.«
    Nicole wusste das nur zu gut. Menschen, die Übersinnliches erlebt hatten, litten häufig mehr unter ihrer Umgebung als unter dem eigentlichen Erlebnis.
    »Dass du in diesem Fall einen Parapsychologen aus Europa angefordert hast, macht es vielleicht noch schlimmer, Jack.«
    »Schon möglich, aber im Moment stehen wir alle unter einem solchen Druck, dass wir auch Tierknochen werfen würden, um eine Antwort auf unsere Fragen zu bekommen.«
    Er bog

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