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0707 - Im Schatten des Vampirs

0707 - Im Schatten des Vampirs

Titel: 0707 - Im Schatten des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Stunden.«
    »Wenn wir mehr Zeit hätten, würde ich ein Ritual durchführen und keine Massenaktion«, gab Diego gereizt zurück. »Der Plan ist beschlossene Sache. Sag mir nur, ob du das Kommando führen willst.«
    Es war Jorge klar gewesen, dass die Unterhaltung auf diese Frage hinauslaufen musste. Er horchte in sich, suchte nach dem Gefühl, dass ihm stets sagte, welche Entscheidungen gut waren und welche er besser vermeiden sollte.
    Das Gefühl war eindeutig. Nein, flüsterte es ihm zu, lass es.
    Jorge lächelte gequält. »Selbstverständlich, Don Diego. Es wird mir eine Ehre sein.«
    ***
    Zamorra stellte seine Reisetasche auf dem schmalen Bett ab. Yu Li-Wen blieb im Türrahmen des Zimmers stehen.
    »Normalerweise teilen sich zwei Personen ein Quartier, aber ich habe dafür gesorgt, dass Sie bevorzugt behandelt werden. Dieses Zimmer steht eigentlich der Bohrleitung zu, deshalb hat es auch ein eigenes Bad. Ich dachte, als Europäer würden Sie das zu schätzen wissen.«
    »Das tue ich, vielen Dank.«
    Wenn dieses Zimmer die Luxusvariante der Unterkünfte war, wollte er die restlichen Quartiere lieber nicht sehen. Der Linoleumfußboden war voller Risse, die Farbe blätterte von den Wänden und in den Ecken gediehen Schimmelkulturen. Das kleine Fenster, das von einem durchgerosteten Metallrahmen gehalten wurde, war so verdreckt, dass man Schwierigkeiten hatte, die Tageszeit zu bestimmen. Zamorra verdrängte die Spekulationen über den wahrscheinlichen Zustand des Bads und wandte sich an Li-Wen. »Ich würde gern einen Blick auf die Leichen werfen.«
    Sie nickte. »Natürlich. Wir haben sie in der Kühlkammer untergebracht.«
    Der Weg dorthin führte durch lange Korridore und über mehrere Treppen, die sie tiefer ins Innere der Bohrinsel brachten. Auch hier waren die Wände fleckig und voller Schimmel. Die ständige Feuchtigkeit hatte deutliche Spuren hinterlassen.
    »Wie sind Sie eigentlich auf mich gekommen?«, nutzte er die Gelegenheit zu einem Gespräch.
    »Was meinen Sie?«, entgegnete sie offensichtlich bemüht, Zeit zu schinden und sich eine Antwort zurechtzulegen.
    »Ich verstehe nicht ganz, woher Sie mich überhaupt kennen und wer auf die Idee gekommen ist, einen Parapsychologen aus Frankreich einzufliegen.«
    Li-Wen blieb vor einer breiten Stahltür stehen und legte die Hand auf die Klinke. »Es war meine Idee, und wenn Sie die Leichen sehen, werden Sie verstehen, warum ich Sie holen musste.«
    Sie zog die Tür auf. Eisige Kälte schlug Zamorra entgegen. Sein Atem stieg als weiße Wolke vor ihm auf.
    Li-Wen schaltete das Licht ein und betrat die Kühlkammer. Gefrorene Schweinehälften hingen an Haken von der Decke. Rechts und links eines schmalen Ganges stapelten sich Kisten und Plastikbeutel, durch die Gemüse schimmerte.
    Zamorra folgte dem Gang bis zu einer zweiten Tür, deren Vorhängeschloss Li-Wen gerade abnahm.
    »Außer mir und Song Ke kennt niemand den Zustand der Leichen«, sagte sie. »Das sind streng vertrauliche Informationen, die Sie unter keinen Umständen weitergeben dürfen.«
    Sie öffnete die Tür, hinter der Zamorra drei Tische sah, auf denen jeweils ein nackter Männerkörper lag. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, sie mit Tüchern zu bedecken, deshalb waren die Verletzungen, die sie davongetragen hatten, leicht zu erkennen.
    Zamorra trat näher an die Tische heran und betrachtete die eingefallenen bleichen Gesichter und die blutverkrusteten dunklen Löcher darin.
    »Man hat ihnen die Augen ausgestochen«, sagte er leise.
    »Nicht ausgestochen, sondern eher herausgerissen. Der Arzt hier auf der Bohrinsel glaubt, dass die Opfer zu diesem Zeitpunkt noch gelebt haben und erst kurz danach an Herzversagen starben.«
    Zamorra nickte.
    »Was ist mit diesen Tätowierungen?«, fragte er mit einem Blick auf die Schriftzeichen, die jeder der Toten auf der Brust trug. »Gehörten die Opfer vielleicht zu einer Sekte oder einem Geheimbund?«
    »Wenn ja, dürften Sie darüber mehr wissen als ich«, gab Li-Wen zurück. Nacheinander zeigte sie auf die eintätowierten Zeichen. »Dies ist ein Tsa, dies ein Mo und das da ein Ra.«
    »Und das bedeutet?«
    »An sich nicht viel. Aber sprechen Sie die Silben mal nacheinander aus.«
    Zamorra tat ihr den Gefallen. »Tsa Mo Ra.«
    Seine Augen weiteten sich. »Zamorra…«
    ***
    »Wie kann uns ein alter schlafender Mann gefährlich werden?«, fragte Danny Li.
    William Chang setzte sich auf einen Stuhl, der unter seinem Gewicht bedenklich knackte. Mit

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