0708 - Der Höllenkerker
gerade auf den Rückweg nach unten.
Zamorra folgte ihm verdrossen. Etwas mehr Informationen und Unterstützung hatte er schon erwartet - von einem Auserwählten.
Aber offenbar sah der Alte das anders.
***
- Er ist in der Nähe. -
- Der Plan funktioniert also. Er wird in die Falle gehen. -
- Erst recht, wenn er den Köder sieht. -
- Es ist an der Zeit. Ich bin des Wartens müde. Dieses Menschlein… es war eher lächerlich. Dieses Futter hier hat hingegen so viel magisches und physisches Lebens-
Potenzial in sich, dass wir für lange Zeit keinen Hunger mehr leiden müssen. Ich will… -- Beruhige dich, alles zu seiner Zeit. Wir werden nicht mehr lange warten. -
- Dein Wort in LUZIFERS Ohr! - Von dieser Unterhaltung bekamen weder Zamorra noch einer der anderen etwas mit. Sie geschah auf einer Ebene, die ihnen verschlossen blieb.
***
Als Zamorra wieder unten ankam, saß Ted Ewigk auf der Motorhaube des Silver Shadow und grinste.
»Die Welt ist klein«, sagte er. »Ich habe mir das Auto hier mal genauer angesehen. Es war mal mein Auto. Das letzte aus der alten Modellreihe übrigens, als 1980 auf den Nachfolger umgestellt wurde. Ich habe diesen Silver Shadow damals zum Sonderpreis kaufen können, einige Jahre gefahren und dann wieder versilbert.«
»Deshalb war auch meine Telefonnummer noch vorhanden. Anscheinend hat derjenige, der den Wagen nach mir fuhr, den Aufkleber nie abgekratzt. Und Ranseier auch nicht, der das Fahrzeug wohl erst vor ein paar Jahren kaufte. Und so kam die Polizei also erst mal zu mir. So spielt das Schicksal. Was habt ihr herausgefunden?«
Übergangslos wechselte er auf Mandarin-Chinesisch, um sicher zu sein, dass der Capo kein Wort verstand. Zamorra, mit seiner Sprachbegabung und seiner erst vor gut einem Monat entdeckten Kenntnis chinesischer Dialekte, konnte locker mithalten.
Woher er diese Sprachkenntnis hatte, konnte er selbst nicht sagen. Er hatte sie erst während seiner Auseinandersetzungen mit den chinesischen Vampiren Fu Long und Kuang-shi entdeckt.
Ted war in den letzten Jahren öfters in China gewesen und hatte deshalb diese Sprache erlernt - zumindest so weit, um sich notdürftig verständlich machen zu können.
Zamorra berichtete ihm in knappen Worten, was er von Guiseppe gehört hatte. Für Nicole hatte er seine mentale Barriere »abgeschaltet«, so dass sie als Telepathin seine Gedanken lesen konnte und mitbekam, worum es ging, ohne unbedingt chinesisch sprechen oder verstehen zu müssen.
»Ranseier ist also da hinein und wurde angeknabbert. Man sollte sich doch nie mit Seneca einlassen«, brummte Ted. »Ich hatte und habe ja schon meine Probleme, mit Tendyke zurecht zu kommen, aber Seneca möchte ich doch liebend gern den Hals umdrehen. Wieder ein Mensch, der auf sein Konto geht.«
Zamorra grinste. »Ich glaube, dein Spiegelwelt-Double gehört auch nicht gerade zur Gattung der Sympathieträger. Wir haben's zwar nicht persönlich kennengelernt, aber davon gehört. Die Rebellengruppe der Ewigen war nicht gerade des Lobes voll über den ERHABENEN der DYNASTIE DER EWIGEN…«
»Das Schlimmste ist, dass diese verdammte Spiegelwelt scheinbar auch noch gerade durch unsere Aktion entstanden sein dürfte, als wir die Invasion der Ewigen gestoppt haben«, erinnerte Ted mißmutig.
»Vielleicht sollten wir zur Sache kommen«, mahnte Nicole. »Seneca hat Ranseier beauftragt, nach irgendetwas in der Höhle zu suchen. Es muss wichtig für ihn sein. Und zugleich zu riskant, als dass er selbst danach forschen würde. Passt eigentlich gar nicht so sehr zu seinem Abenteurer-Habit. Normalerweise stürzt er sich doch in alle möglichen und unmöglichen…«
»Vielleicht ist ihm künftig der Rettungsweg nach Avalon versperrt. Tendyke vermutete ja so was. Fast wäre er selbst nicht von dort zurückgekehrt. Es muss irgendwie mit Merlins zerstörtem Jungbrunnen im Zauberwald Broceliande zusammen hängen«, vermutete Zamorra. »Unter diesen Umständen ist es verständlich, dass er nicht mehr selbst aktiv wird. Er möchte ja noch ein bisschen weiter leben. Wie jeder andere auch.«
»Also müssen wir davon ausgehen, dass jeder, der versucht, in diese Höhle zu kommen, Ranseiers Schicksal teilt, und Seneca hat das geahnt. Ich hätte durchaus Lust, unserem spiegelweltlichen Freund ein paar hochnotpeinliche Fragen zu stellen«, erklärte Nicole.
Derweil spitzte der Capo die Ohren, versuchte das Französisch im Marseiller Hafendialekt zu verstehen, das Nicole benutzte, weil sie auf
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