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0708 - Der Höllenkerker

0708 - Der Höllenkerker

Titel: 0708 - Der Höllenkerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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Chinesisch nicht mithalten konnte. Aber offenbar kam der Polizist mit diesem Dialekt, sofern er überhaupt des Französischen mächtig war, nicht zurecht. Er verstand zwar die Namen Seneca und Ranseier, konnte sich daraus aber nicht viel zusammenreimen.
    Ted hatte mit Nicoles Aussprache auch ein paar Probleme.
    »Ich schaue mich mal in der Höhle um«, beschloss Zamorra. »Da ich weiß, dass es gefährlich ist, kann ich mich darauf einstellen. [4] Außerdem dürfte ich bessere Möglichkeiten haben, mich zu schützen, als Ranseier. Nicole, Ted - ihr könntet mich dabei noch ein wenig absichern.«
    »Klar. Wo ist eigentlich unser fossiler Bauer abgebildeten?« Ted sah sich suchend um.
    Aber Guiseppe war verschwunden. Er war wohl der Ansicht, genug Zeit vertrödelt zu haben, und hatte sich unbemerkt entfernt.
    Capo Massiglio murmelte eine Verwünschung.
    Zamorra ging zu Teds Silver Seraph und öffnete den Kofferraum, um ein paar magische Utensilien aus dem »Einsatzkoffer« zu holen. Er bedauerte, dass sie keinen Blaster mitgenommen hatten. Weder aus dem Cháteau noch aus Teds Arsenal. Aber was er bei sich führte, musste reichen. Immerhin war da ja auch noch Merlins Stern, sein Amulett. Und er ging davon aus, dass Ted nicht ohne seinen Dhyarra-Kristall unterwegs war.
    »Was haben Sie vor?«, fragte Massiglio mißtrauisch.
    »Spuren sichern«, erwiderte Zamorra trocken.
    »Aber das hat doch die Polizei schon getan!«, versicherte der Capo.
    »Vielleicht wurde etwas übersehen, das aus Unkenntnis niemand für Spuren hielt«, sagte Zamorra.
    »Und was soll das sein, bitte?«
    »Das werden wir herausfinden«, beschied ihm Zamorra.
    Dann machte er sich wieder an den Aufstieg zum Höhleneingang.
    ***
    Dreimal waren die Bestien in der Zwischenzeit wieder aufgetaucht, und dreimal hatte die Gefangene befürchtet, jetzt das Schicksal der anderen zu erleiden, deren Gerippe überall auf dem Boden ringsum verstreut lagen. Aber jedesmal ließen die Ungeheuer sie dann doch noch wieder in Ruhe. Aber der Gestank, der von ihnen ausging, erfüllte den Kerkerraum, und ließ die Goldhaarige unter Anfällen von Übelkeit würgen.
    Durch die winzige Öffnung kam kaum genug Frischluft herein.
    Da half es auch nicht viel, dass Geruchsorgane sich mit der Zeit an ihr Umfeld gewöhnen. Die schlechte Luft sorgte zusätzlich für Müdigkeit. Mehr als einmal fand die Gefangene sich wieder, an dem Pfahl zu Boden gerutscht, an den sie gefesselt war, und schreckhaft aus von Albträumen geplagten Schlaf erwachend.
    Nach wie vor konnte sie ihre Magie nicht einsetzen. Es war, als hätte jemand ihr diese Fähigkeiten genommen. Ebensogut hätte man ihr Hände oder Füße amputieren können - ähnlich hilflos fühlte sie sich.
    Und immer noch besaß sie keine Erinnerung daran, wie sie in diese Falle geraten war.
    Und sie konnte sich nicht im Mindesten vorstellen, warum man sie nicht tötete, sondern hier in Ungewißheit ließ.
    Es war die Hölle…
    ***
    Zamorra führte keine Taschenlampe mit sich. Er aktivierte eine Funktion seines Amuletts, das eine schwache Lichtaura um ihn herum schuf. So konnte er zumindest sehen, wohin er sich bewegte.
    Dass der Gang immer enger wurde und sie schließlich kriechen mussten, um vorwärts zu kommen, gefiel weder ihm noch Nicole oder Ted. Aber durch die polizeiliche Bergung von Ranseiers sterblichen Überresten waren sie ja darüber informiert.
    Capo Massiglio war draußen zurück geblieben. Er wartete ab, was geschah.
    Vermutlich rechnete er damit, in Kürze drei Tote vor sich zu haben. Immerhin hatte er keine Anstalten gemacht, die drei von ihrem Vorhaben abzubringen. Entweder lag das an Zamorras souveränem Auftreten, oder daran, dass er sich sagte, lieber drei tote Zivilpersonen, als drei oder mehr tote Polizisten, die versuchten, das Geheimnis dieses Höhlenzugangs zu erforschen.
    Zamorra konnte ihm deshalb keinen Vorwurf machen.
    Aber er rechnete auch nicht mit polizeilicher Unterstützung. Zumindest nicht beim derzeitigen Stand der Dinge.
    Ted und Nicole waren hinter ihm. Nach einer Weile erreichte Zamorra die Stelle, an der Ranseier gestorben war. Es gab Markierungen. Hier hatte man den grausig zugerichteten Toten geborgen, und hier gab es auch Blut. Zamorra widerstand der Versuchung, mit Hilfe der Zeitschau herauszufinden, was sich hier abgespielt hatte.
    Das Blut war längst getrocknet, und wenn er die Zeitschau über mehr als 24 Stunden in die Vergangenheit ausdehnte, riskierte er, an Erschöpfung zu sterben.

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