0708 - Zwischenspiel auf Saturn
des Gleiters, der über ein wildes Gebirge dahinschwebte, während die „Verbotene Siedlung" unter den östlichen Horizont sank. Nun war jedes Wort zu verstehen, das aus dem Empfänger kam. Eine Stimme sagte: .trafen auch nicht im Abbaugebiet ein. Flucht scheint nicht ausgeschlossen. Die Jagd auf die Gruppe ist für Touristen freigegeben. Hier noch einmal die Namen: Shmitten, Coresan, Siral, Ron, Dolnar und die erst gestern eingetroffenen Gefangenen Ferron Kalter und Kalteen Marquanteur. Wir wiederholen die wahrscheinliche Position des Fahrzeugs..."
Es folgten Ortsangaben und Daten, die Tigentor mitnotierte.
„Das ist ziemlich weit entfernt, wir waren also auf der falschen Spur", stellte er dann nach einem Blick auf die Karte fest.
„Jetzt sind wir aber auf der richtigen", bemerkte Barratill.
„Ich kann ja mal teleportieren", erbot sich Tigentor-Kakuta.
Die anderen protestierten und wiesen ihn auf die Gefahr einer Entdeckung hin. Ihre Fähigkeiten als „geliehene" Mutanten sollten laut Auftrag nur in höchster Not und Gefahr eingesetzt werden. Das war im Augenblick noch nicht der Fall.
„Wir finden ihn auch so", behauptete Grammlond. „Er ist hier eingetroffen und wird gleich am ersten Tag mit seiner Gruppe vermißt. Das läßt verschiedene Vermutungen zu. Jedenfalls ist die Jagd auf ihn frei, und damit fallen wir nicht auf, wenn wir versuchen, ihn zu finden. Ich werde ihn zu orten wissen, sobald ich sein Gedankenmuster empfange."
„Aber wirklich auch erst dann!" warf Tigentor etwas verschnupft ein. „Vielleicht haben wir Glück."
„Jedenfalls - würde ich vorschlagen - fliegen wir erst mal in Richtung der Koordinaten, die wir bekamen. Ich espere und spüre ihn auf. Dann sehen wir weiter."
„Einverstanden", meinte Barratill. „Gut", knurrte Tigentor, der sich überstimmt sah.
Es wurde nicht mehr dunkler, aber auch nicht heller. Auf Saturn herrschte eigentlich eine ewige Dämmerung, die nur durch die Atomsonnen der Siedlungen unterbrochen wurde. Wenn die Karte stimmte, die sie von der Reiseleitung erhalten hatten, waren es bis zu der fraglichen Stelle noch zwanzigtausend Kilometer. Der Gleiter flog nicht sehr schnell, es sei denn der Antrieb würde auf Kurz-Raumflug geschaltet. Man beschloß, eine Schlafpause einzulegen, damit man im entscheidenden Augenblick frisch und munter war.
Tigentor landete auf einer Hochebene, die der Wind vom Schnee freigefegt hatte. Im Schatten eines aufragenden Felsens setzte er den Gleiter auf und schaltete die Magnetverankerung ein. Die Saturnringe standen schräg am Himmel und verbreiteten ein dämmriges Zwielicht.
„Ich übernehme die erste Wache", sagte Grammlond. „Und wenn ihr schlaft, kann ich in Ruhe espern. Vielleicht erwische ich doch noch Tekeners Gedankenimpulse. Dann wecke ich euch."
Er lehnte sich in seinen Sessel zurück und schloß die Augen, was seine Konzentration erhöhte. Tigentor und Barratill brachten ihre Sessel in Liegesitzposition und waren innerhalb weniger Minuten eingeschlafen.
Draußen aber tobte der Sturm.
3.
Nach dreistündigem Marsch blieb Shmitten stehen und sagte: „Es tut mir leid, aber ich muß vom Weg abgekommen sein. Wir sollten das Abbaugebiet der Schwämme längst erreicht haben.
Ich sehe nichts von dem Gebirge."
„Die Sicht ist miserabel", meinte Ferron Kalter, um Shmitten nicht ganz zu entmutigen. „Vielleicht haben wir einen Bogen gemacht. Gibt es nichts, wonach sich die Richtung bestimmen läßt?"
„Leider nicht. Höchstens die Ringe, aber die sehen auch jeden Tag wieder anders aus. Siral, es wird gut sein, wenn du deinen Telekom auf die Informationswelle schaltest. Du kannst dann zwar uns nicht mehr verstehen, aber wir erfahren wenigstens die Neuigkeiten. Wir wurden bestimmt schon vermißt."
Siral nickte und war dann von den anderen isoliert. Er marschierte vor Kalteen, der ihn nicht aus den Augen ließ, um ihm in einem Notfall auch ohne Vorwarnung beistehen zu können.
Sein Außenthermometer zeigte 140 Grad Minus an. Der Sturm hatte merklich nachgelassen, und da kaum noch Schnee fiel, waren die Ringe deutlich zu erkennen. Selbst ein paar Sterne durchdrangen das ewige Dämmerlicht und ließen den Weltraum jenseits der Atmosphäre ahnen.
Shmitten hatte die Richtung geändert. Sie marschierten nun bergan, dem Kamm eines langgestreckten Hügels entgegen, der die Sicht versperrte.
„Von dort werden wir uns besser orientieren können", hoffte Shmitten.
„Es ist alles nur deine Schuld", jammerte
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