0708 - Zwischenspiel auf Saturn
Coresan mutlos.
„Wären wir doch nur nicht durch den Kristallwald gefahren...!"
„Halt den Mund!" schnauzte Ferron Kalter ihn an. „Es ist nun mal geschehen, und nun müssen wir versuchen, zum Lager zurückzufinden. Aber vielleicht fällt uns noch etwas Besseres ein.
Als sie den Kamm erreichten, zeigte es sich, daß Shmittens Vermutung stimmte. Vor ihnen und unter ihnen lag eine flache Ebene, die in etwa zwei Kilometern Entfernung am Fuß eines nicht sehr hohen aber steilen Gebirges endete. Kalteens scharfe Augen erkannten dunkle Punkte, die sich bewegten.
Menschen in Raumanzügen!
Dazwischen waren größere Punkte, die er ohne Schwierigkeit als Raupenfahrzeuge identifizieren konnte.
„Na endlich!" sagte Shmitten erleichtert. „Bald haben wir es geschafft."
In diesem Augenblick schaltete Siral wieder auf ihre Frequenz um. Aufgeregt teilte er mit: „Sie haben die Jagd auf uns freigegeben, Shmitten! Sie haben nicht einmal einen ganzen Tag gewartet damit. Diese Schweine!"
Ferron Kalter warf Kalteen einen schnellen Blick zu, ehe er fragte: „Was bedeutet das - Jagd freigegeben?"
Shmitten erklärte es ihm: „Wenn jemand nicht ins Lager zurückkehrt oder nicht an der Arbeitsstelle erscheint, wird automatisch ein Fluchtversuch angenommen, so sinnlos dieser auch ist. Aber selbst dann, wenn Gefangene unfreiwillig in Not geraten oder das Fahrzeug ausfällt, gibt man sie zum Abschuß für Touristen frei. Zum Glück, gibt es nur wenige Überschwere, die sich ein Vergnügen daraus machen, wehrlose Sklaven zu töten. Die meisten kümmern sich nicht um sie, das ist alles. Im Grunde genommen ist es also nicht ganz so schlimm, wie es sich anhört."
„Aber es wird uns auch niemand helfen?"
„Natürlich nicht. Gehen wir weiter, dort vorn haben wir es geschafft."
Die Ebene war nicht ganz so flach, wie sie vom Hügel aus gewirkt hatte. Es gab tiefe Spalten, auf deren Grund die Spiegel von Ammoniakpfützen schimmerten. Riesige Felsbrocken versperrten Weg und Aussicht, und einmal wäre Shmitten beinahe in ein Schneeloch gestürzt und versunken.
Das Abbaugebiet der Schwämme hatten sie inzwischen aus den Augen verloren, konnten sich aber nach den Bergspitzen orientieren. Seltsamerweise empfingen sie auch keine Sendungen mehr, was Shmitten mit magnetischen Einflüssen erklärte, die in diesem Gebiet oft den Funkverkehr störten.
Als sie endlich die riesige Mulde vor dem Gebirge erreichten, sahen sie die Fahrzeugkolonne der Gefangenen gerade am Horizont in südlicher Richtung verschwinden.
Shmitten stieß einige saftige Flüche aus und setzte sich auf einen Felsen, den der Sturm freigefegt hatte.
„Ich habe es ja gewußt!" fing Coresan wieder an zu jammern.
„Du hältst jetzt den Mund, sonst verprügele ich dich!" fuhr Ferron Kalter ihn an. „In unseren Anzügen ist Sauerstoff für ein paar Tage, wir brauchen hier also nur bis morgen zu warten."
Kalteen kletterte auf einen kleinen Hügel, um eine bessere Übersicht zu erhalten. Zum ersten Mal sah er eine Art von Vegetation auf dem Saturn, die außerhalb der schützenden Kuppeln gedieh. Im ersten Augenblick hätte man die Gewächse an der Oberfläche für Krüppelkiefern halten können, wenn sie mit normalen Wurzeln ausgestattet gewesen wären. Aber statt Wurzeln besaßen sie schwammähnliche Ballungen, die sich wie vollgesogene Kissen um den unteren Teil der Stämme legten.
Bei diesen Knollen mußte es sich um die so begehrten Schwämme handeln.
Shmitten stand auf und kam zu ihm. Er nickte.
„Richtig, das sind die Schwämme, Kalteen. Sie saugen sich voll Ammoniak, sind schwer, glitschig und groß. Sie werden nach der Ernte getrocknet und verändern ihre Farbe, sie werden giftgrün.
In diesem Zustand werden sie verkauft. Man muß sie dann nur mit normalem Wasser anfeuchten und sich dann mit ihnen die Haut einreiben, um den begehrten Verjüngungseffekt zu erzielen."
„Und deshalb sind die Dinger so wertvoll?"
„Natürlich, kannst du doch verstehen, oder?"
„Ich meinte es anders: es gibt dort unzählige solcher Schwämme, und sicher wachsen sie auch nach. Die Arbeitskraft ist mehr als billig, warum also."
„Du vergißt, daß ein solcher Schwamm nur bis zu dreißigmal benutzt werden kann, dann ist er wertlos. Außerdem muß die Prozedur alle zwei Tage wiederholt werden. Ein Schwamm reicht also nur zwei Monate. Darum sind sie so wertvoll."
„Ich verstehe."
„Und noch etwas: sie wachsen nicht immer so bequem wie hier.
Man findet sie in Schluchten
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