0709 - Das Seelenschwert
untersuchen. Nach unserem Gespräch werde ich das Nötige in die Wege leiten. Ich schicke Ihnen auch die Mordkommission vorbei, wegen der beiden Leichen im Wald. Nur würde es mich interessieren, ob der Fall Tommy Li mittlerweile abgeschlossen ist.«
»Das ist schwer zu sagen. Ich gehe davon aus, daß sein Vater damit nichts zu tun hat.«
»Das ist immerhin etwas. So sind wir eine Sorge los. Die Triaden überlasse ich gern den Kollegen. Aber glauben Sie daran, daß Sie allein durch die Truhe und damit auch durch den Spiegel im Deckel an Suko herankommen?«
»Spiegel sind oft genug Tore, Sir.«
»Natürlich, die Übergänge in eine andere Welt. Das ist mir schon alles klar.« Er räusperte sich. »Nun ja, wollen wir es dabei belassen. Sie bleiben in diesem Camp so lange, bis alles erledigt ist. Dann sehen wir weiter.«
»Das hatte ich vor.«
»Gut, Sie finden mich dann im Büro. Und geben Sie acht, daß auch Sie nicht noch in dieser Truhe landen.«
»Ich werde mich bemühen, Sir.«
Als die Verbindung unterbrochen war, fühlte ich mich matt und ausgelaugt. Ich war in Schweiß gebadet und hatte das Gefühl, daß die Luft in der Zwischenzeit noch schlechter geworden war.
Draußen empfing mich die mit dem Mondlicht vermischte Dunkelheit. Ein silbrigblaues Licht, das wie dünne Gazestreifen über dem Camp lag und die Welt verzauberte.
Die Bewohner hatten sich wieder in die Häuser zurückgezogen. Nur wenige noch hielten sich im Freien auf.
Ich verspürte plötzlich die Lust auf eine Zigarette. Zwei Stäbchen befanden sich noch in der Packung. Ich zündete mir das zweitletzte an, lehnte mich gegen die Hauswand, rauchte und dachte dabei nach. Nach dem zweiten Zug hörte ich das hämische Lachen.
Eiskalt huschte etwas über meinen Rücken.
Ich ließ die Zigarette fallen, trat sie aus. Meine rechte Hand berührte den Griff der Beretta, denn das Lachen war mir nicht unbekannt. Ich wußte, wer mich so gern auf diese Art und Weise begrüßte.
Nach links drehte ich mich, ging einen Schritt vor und blieb am Rand der Straße stehen.
Er aber stand mitten auf der Fahrbahn, eingehüllt in kaltes bläuliches Licht.
Obwohl er sich nicht als Schreckensgestalt zeigte, wußte ich sofort, wer er war.
Der Teufel!
***
Hatte Rico nicht von einem Hut gesprochen, wie ihn damals Napoleon getragen hatte?
Es war keine Täuschung gewesen. Der in Verkleidung erschienene Höllenherrscher trug tatsächlich diese Kopfbedeckung, die seine lange Haarsträhne nur unzulänglich verdeckte.
Hinter dem blauen Feuer sah ich ein bleiches Gesicht mit dunklen Augenbrauen. Die Proportionen schienen nicht zu passen, mir kam diese Visage irgendwie schief vor, und daran trugen auch die Augen schuld, die tief und schräg in den Höhlen lagen.
Über seine Schulter hatte er einen Mantel gehängt. Er trug Kniebundhosen und ein Hemd mit pumpigen Ärmeln. Die bestrumpften Füße endeten in Schnallenschuhen, doch das alles interessierte mich eigentlich nur am Rande.
Seine Bewaffnung war wichtiger.
Von einem Schwert war immer wieder gesprochen worden. Bisher hatte ich nur davon gehört, jetzt konnte ich die Waffe sehen, denn er hielt sie in der rechten Hand und hatte sie so zur Seite gedrückt, daß er die Finger seiner linken Hand auf die Spitze legen konnte und es aussah, als würde er das Metall nach unten biegen, um seine Festigkeit zu prüfen.
Es sah wie ein normales Schwert aus, aber das war es nicht. Es mußte einfach eine magische Klinge sein, deren Metall dunkel und hell zugleich schimmerte, wobei um die Klinge herum kleine Funken tanzten, die nicht hell waren, sondern mehr aus einem grauen Blitzen bestanden, als würde es Sterne regnen.
Er lachte.
Er freute sich.
Und ich erstickte fast an meinem Zorn. Ich griff ihn nicht an, denn ich wollte wissen, aus welch einem Grund er gekommen war. Klar, er wollte mir beweisen, wie gut er war, würde mir seinen Triumph in Einzelheiten erklären wollen…
Das Lachen stoppte.
Dabei klappte sein Oberkiefer nach unten, als hätte jemand an einem Band gezogen.
Es wurde still.
Auch von den jungen Männern hörte ich nichts. Sie alle mußten den Teufel gesehen haben und spürten nun seinen Bann, der sie in seinen Fesseln hielt.
Asmodis nickte mir zu. »Du hast meine Dienerin vernichtet, Sinclair. Du bist gekommen, und weg war sie.«
»Das mußte auch so sein, Asmodis. Schließlich hatte sie schon genug Unheil angerichtet.«
Er verbeugte sich mit einer Geste des Spotts. »Gestattest du mir, daß ich
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