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0709 - Märchenfluch

0709 - Märchenfluch

Titel: 0709 - Märchenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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Creek eingefunden, aber die Hälfte mochte es durchaus sein. Man warf Zamorra und Nicole, die als Fremde natürlich auffielen, ein paar Blicke zu, doch niemand sprach sie an oder machte gar Anstalten, sie aufzuhalten.
    Der eigentliche Ort des Geschehens, das diesen Auflauf verursacht hatte, war nicht zu übersehen, und es gehörte nicht allzu viel Fantasie dazu, um zu erraten, was hier passiert war.
    Inmitten eines umzäunten Pferchs lag eine Gestalt unter einem Leinentuch, auf dem blutrote Rosen erblüht waren. Die Stallwand, an die der Pferch anschloss, war an einer Stelle zertrümmert. Durch die gezahnte Öffnung waren zerfetzte Kadaver zu sehen. Die Ziegen, die das Massaker überlebt hatten, waren in ein umzäuntes Gehege etwas abseits getrieben worden.
    »Schnappen wir uns den Sheriff und fragen ihn aus«, schlug Nicole vor, doch Zamorra hielt sie zurück.
    »Noch nicht. Wir sehen uns erst einmal auf eigene Faust um, so lange man uns lässt.«
    Nicole hob die Schultern. »Gut. Falls es noch etwas zu sehen respektive zu finden gibt. All die Schaulustigen haben wahrscheinlich sämtliche Spuren der Tat in Grund und Boden gestampft.«
    »Abwarten«, meinte Zamorra und begann unauffällig, aber aufmerksamen Blickes umherzuschlendern. Auf den Einsatz von Merlins Stern verzichtete er zunächst.
    Vorerst wollte er keine unnötige Aufmerksamkeit erregen, und das hätte er wohl getan, wäre er mit der auffälligen Silberscheibe in der Hand wie ein verkappter Wünschelrutengänger auf und ab spaziert.
    Der Erdboden war aufgeweicht von langem Regen, hier und da stand das Wasser noch in schlammigen Lachen. In der Tat hatten unzählige Schuhe ihre Abdrücke hinterlassen, aber Zamorra wurde dennoch fündig. Er bückte sich und fuhr mit den Fingern die Spur im Boden nach.
    »Sieht aus wie eine Wolfsfährte«, meinte Nicole neben ihm.
    »Eines sehr großen und schweren Wolfes«, präzisierte Zamorra in Anbetracht der Spurtiefe.
    »Also doch ein Werwolf?«
    Zamorra wiegte den Kopf. Er wollte das Amulett hervorholen, um zu sehen, ob und wie der magische Gegenstand auf die Wolfsspur reagierte. Doch dazu kam er nicht.
    »Muss ein Riesenvieh gewesen sein, das über den armen Carl hergefallen ist«, sagte jemand hinter Zamorra und Nicole. Uniform und Stern wiesen ihn als Deputy des County-Sheriffs aus.
    Zamorra kam hoch. »Carl?«, fragte er.
    Der Deputy, ein Jungspund mit Haar wie feiner Kupferdraht, zog die sommersprossige Stirn kraus. »Carl Parmalee. Ihm gehört, oder besser gesagt gehörte diese Farm, muss sich doch mittlerweile im ganzen Bezirk herumgesprochen haben, dass es Parmalee erwischt hat.«
    »Verzeihung, aber wir sind nicht aus der Gegend.« Nicole schenkte ihm ein gewinnendes Lächeln.
    »So? Was haben Sie dann hier zu suchen?«
    »Uns fielen die vielen Leute und Fahrzeuge auf, und wir sind nun mal neugierig wie die allermeisten Menschen«, schaltete sich Zamorra wieder ein.
    »Wisconsky!«
    »Sir?« Der Junge fuhr herum und sah dem Sheriff entgegen, der näher kam.
    »Was gibt's? Wer sind der Gentleman und die Lady?«, wollte der Sheriff wissen, ein hoch gewachsener, kräftiger Mann Mitte vierzig mit sympathischem Gesicht. Sein Name stand auf einem Brustaufnäher: Lloyd Herrick.
    Deputy Wisconsky wollte eilfertig antworten, doch Zamorra kam ihm zuvor, indem er einen halben Schritt vortrat, Herrick die rechte Hand hinstreckte und Nicole und sich vorstellte.
    »Was führt Sie beide hierher, Mr. Zamorra?«, fragte der Sheriff. »Fly Creek ist kein Ort, den man auf der Durchreise passiert.«
    »Nein, wir sind«, Zamorra machte eine Geste, die den Tatort umfasste, »deshalb hier.«
    »Ach, was Sie nicht sagen?«
    Zamorra blockte eine weitere Hinterfragung ab, indem er selbst Fragen stellte. So lange sich Sheriff Herrick zu Auskünften bewegen ließ, wollte Zamorra die Gunst des Augenblicks nutzen. Was er ihnen verriet, mussten sie nicht selbst in mühevoller Kleinarbeit ermitteln.
    »Eigentlich nicht wegen des Todes von Mr. Parmalee«, erklärte er, »sondern wegen des Falles, der sich Freitagnacht ereignete. Wir lasen in den Zeitungen davon.«
    Nicole assistierte Zamorra. »War es wirklich ein Wolf, Sheriff?«
    »Ganz sicher«, erwiderte Herrick. »Es gibt eine Augenzeugin.«
    »So? Wen denn?«, hakte Zamorra ein.
    »Carl Parmalees Frau. Steht unter Schock, die Ärmste. Hat die Sache nicht mal selbst gemeldet. Ein Spaziergänger hat sie erst am späten Morgen gefunden, muss stundenlang neben der Leiche ihres Mannes

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